Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme
und schlug gelegentlich einen mit der flachen Seite seines Breitschwerts.
Brionna spannte alle Muskeln an, denn sie erkannte den Mann sofort.
Harlech! Du Mörder! Du hast mir die Narbe auf dem Rücken beigebracht. Und, tausendmal schlimmer, du und dieser Hexer, dem du dienst, ihr habt Großvater umgebracht.
Sie krampfte die Faust um den Griff ihres Langbogens aus Zedernholz. So sehr es ihre elementarsten Grundsätze verletzte, irgendwelche Geschöpfe zu töten – und, das war das Ärgste, zum Vergnügen zu töten –, sie
wünschte sich
verzweifelt, diesen Mann umzubringen. Und sie würde es bestimmt tun, wenn er in die Reichweite ihrer Pfeile kam. Dass sie so empfand, verursachte ihr im Innersten Übelkeit, doch sie konnte die Tatsache nicht leugnen, dass es so war.
Ich bin es nicht wert, eine Elfe zu sein
, dachte sie grimmig.
Ich bin es noch nicht einmal wert, zu lieben – weder Elli noch Scree noch sonst jemanden. Aber ich werde meine Rache haben.
Eine verschwommene Bewegung in der Luft über denGobskenkriegern fiel ihr auf. Ghoulacas! Schon beim Anblick ihrer fast durchsichtigen Flügel und Körper, ihrer blutroten Krallen und Schnäbel, die so scharf wie Dolche waren, presste Brionna die Zähne zusammen. Der Hexer Weißhand hatte sie als seine Spione und Mörder gezüchtet und sie würden schreckliche Gegner sein.
Brionna schaute wieder hinunter. Harlech war zwischen den Gobsken nicht mehr zu sehen. Aber sie bemerkte jemanden, den sie fast ebenso hasste: diesen arroganten Menschen Morrigon.
Er wird sich nicht freuen, mich unter den Lebenden zu sehen. Oder einen Elfenpfeil in seinem Herzen zu finden.
Dann bemerkte sie schaudernd den Mann – den Wechselbalg –, dem er diente. Belamir! Er war immer noch als netter Gärtner verkleidet und bummelte durch die Hunderte von Männern und Frauen, die seine bösartigen Lehren befolgten. Unter ihnen war zu Brionnas Überraschung eine Frau, die das Gewand einer Drumanerin trug. Und dann, als sie den grünen Fleck am Kinn der Frau entdeckte, wusste sie, wer es war.
»Llynia.« Sie deutete hin, damit Lleu sie selbst sah.
Der große Priester machte ein finsteres Gesicht, sobald er sie erkannt hatte, während der Falke auf seiner Schulter einen wütenden Pfiff ausstieß. »Wie«, fragte Lleu, »kann eine Priesterin von Avalon so tief sinken? Wissentlich oder nicht dient sie jetzt Rhita Gawr.«
»Zusammen mit Horden von Gobsken und Ghoulacas.« Brionnas scharfer Blick wanderte über die Szene. »Und mindestens drei Trollen und einem halben Dutzend Oger.«
»Vergiss nicht die Gnome! Es müssen fünfhundert sein, jeder trägt einen tödlichen Speer.«
Das Elfenmädchen seufzte entmutigt. »Ungefähr die einzigen schrecklichen Geschöpfe, die sie nicht haben, sind Drachen.«
»Von denen haben wir schon genug gesehen«, sagte Lleu trocken. »Zum Glück kann Großfürst Hargol die Gewässer von Brynchilla nicht verlassen. Sonst wäre er bestimmt hier, um uns zu verschlingen.«
Brionna nickte. »Die übrigen Drachen von Avalon – die fliegenden wenigstens – warten wahrscheinlich die Schlacht ab, um zu sehen, wer siegt. Und welche Beute sie finden.«
»Wir können uns glücklich schätzen.
Niemand
sollte gezwungen sein, mit einem Drachen zu kämpfen.«
»Glücklich?« Sie trat nach einem kleinen Lehmklumpen am Rand der Pforte. »So würde ich uns am allerwenigsten beschreiben.« Sie hielt inne und runzelte die Stirn. »Lleu, glaubst du nicht, dass die
überlegene Macht
, über die wir Gerüchte gehört haben – die Macht, die angeblich bald zu diesen Gobsken stößt –, Drachen sein könnten?«
Das Gesicht des Priesters wurde noch finsterer. »Hoffentlich nicht! Aber auch wegen dieser Möglichkeit ist der Plan der Elfen sinnvoll, so bald wie möglich anzugreifen.«
Brionna schüttelte den Kopf.
»Nichts
an diesem Krieg ist sinnvoll.«
Gerade da prasselte und rumpelte das Portal und stieß einen grünen Feuerstrahl in die Luft. Shim rollte heraus und landete mit dem Gesicht im Schlamm. Er setzte sichauf, sein dicker Rumpf schwankte. Brummend wischte er sich einen Dreckklumpen von der übergroßen Nase.
»Ekeliger Schlamm«, sagte er unglücklich und kratzte mehr davon ab. »Das sein eine pfuigrässliche Begrüßung! Bestimmt, definitiv …«
»Absolut«, ergänzte Brionna und half ihm auf. Sie schaute in seine traurigen alten Augen und sagte: »Wirklich, Shim. Du musst hier nicht bleiben.«
Verwirrt zog er die Nase kraus. »Warum wollen du mich
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