Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme
und an ihr gebraucht hatte. Sie hatte ihre ganze Selbstkontrolle nötig, um nicht die erste Regel bei Verhandlungen zu brechen und ihn auf der Stelle zu erschießen. Selbst jetzt trommelte sie mit den Fingern unruhig auf das Holz ihres Langbogens.
Dicht hinter Harlech ging ein anderer Mann, den sowohl Brionna wie Lleu verachteten. Morrigon hinkte eilig heran, er hatte Bogen und Pfeilköcher über den Rücken geschlungen. Sein struppiges weißes Haar zitterte im Wind, der böig über den Schlammboden blies. Doch obwohl er so morsch wie ein toter Baum aussah, wussten das Elfenmädchen und der Priester, dass er überraschend rüstig war. Und dass sein Wille so ungebrochen blieb wie seine Treue zu Belamir.
Als Morrigon nah genug war, um sie zu erkennen, verlangsamte er plötzlich den Schritt. Dem Alten fiel das Kinn herunter. Doch sein Schreck verwandelte sich rasch in Zorn. Er funkelte Brionna wütend an, seine blutunterlaufenen Augen verdunkelten sich vor Gehässigkeit.
Neben ihm marschierte eine Frau im grünlichbraunen Gewand einer Drumanerpriesterin. Beim Anblick von Llynia schnappte Catha mit dem Schnabel und pfiff dann wütend. Llynia die Seherin, wie Belamir sie genannt hatte, achtete nicht darauf. Sie ging einfach weiter in der Haltungeiner Person, die anderen überlegen ist. Aber ihre hochmütige Miene passte nicht zu dem dreieckigen Fleck an ihrem Kinn, der wie ein schütterer grüner Bart wirkte.
Sie trafen sich auf halbem Weg zwischen den beiden Heeren bei zwei von Schlamm überzogenen Felsbrocken. Einen langen Augenblick sagte niemand etwas, während sie auf dem feuchten Boden standen. Die Luft knisterte fast vor Feindseligkeit, während die beiden Gruppen einander beäugten.
Schließlich brach Kerwin die Stille. Wie alle Adlermänner in Menschengestalt stand er mit nacktem Oberkörper da, richtete den Blick auf Harlech und erklärte: »Du brauchst nicht zu sterben, wenn du dich jetzt ergibst.«
»Ergeben? Wir?« Der Krieger brach in raues Gelächter aus und stieß seinen Speer in den Schlamm. »Ihr seid es, die aufgeben sollten, Flügeljunge.«
Kerwins Augen, so tiefbraun wie seine Haut, wurden schmal bei der Beleidigung. Dennoch zügelte er sein Temperament, wie es den Verhandlungsregeln entsprach, auch wenn er vor Anstrengung zitterte. Während Brionna ihn beobachtete, dachte sie an einen anderen Adlermann, der ein starkes Ehrgefühl hatte – und ein gefährliches Temperament.
Scree, wo bist du? Wir könnten jetzt deine Hilfe brauchen.
Morrigon, der sie immer noch wütend anstarrte, höhnte: »Du bist also geflohen, Elfenmädchen? Da bin ich aber froh! Jetzt kriege ich das Vergnügen, dich selber umzubringen.«
Bevor Brionna antworten konnte, befahl Llynia: »Still,Morrigon. Niemand wird töten, bevor alle Friedensmöglichkeiten erschöpft sind.«
»Genau wie du es uns gegenüber dort bei deinem Tempel gemacht hast?«, fragte Lleu spöttisch. Er zog die dunklen Augenbrauen hoch. »Oder wie sich deine Leute verhielten, als sie das Gelände der Gemeinschaft angriffen?«
Die Priesterin verkrampfte sich, doch ihre Stimme blieb gelassen. »Ich hatte nicht das Geringste mit diesem Angriff zu tun. Ich war einmal die Erwählte, wenn du dich erinnern willst.«
»
Du
bist es, die sich erinnern sollte, Llynia! Du warst jahrelang in der Gemeinschaft des Ganzen und hast doch ihre elementarsten Prinzipien vergessen.«
Mit einer wegwerfenden Handbewegung erklärte sie: »Ich habe nichts vergessen. Nichts!«
»Tatsächlich?« Lleu beugte seine große Gestalt ihr zu. »Wo ist denn dann dein treuer Maryth?«
Llynia wurde blass und der silbrige Falke auf Lleus Schulter pfiff schrill.
»Ich will dir sagen, wo«, fuhr der Priester fort. Ohne Llynia aus den Augen zu lassen, streckte er seinen langen Arm aus und deutete auf das Heer von Avalons Verteidigern.
Trotz aller Anstrengungen, ruhig zu bleiben, sog die Priesterin hörbar die Luft ein. Denn auf einem Hügel wenige Schritte von allen anderen entfernt stand still ein großer Baumgeist, ein Feuerrüster. Sternenlicht schien auf die kleinen purpurroten Knospen, die seine vielen Arme bedeckte.
»Fairlyn!«, flüsterte die Priesterin und konnte sich nichtvon den großen Augen abwenden, die sie so lange liebevoll beobachtet hatten. Oder von den schlanken Gliedmaßen, die ihr so sinnliche Badewasser bereitet und die Luft mit süßen Düften erfüllt hatten.
Llynia schluckte. »Ich wusste nicht …«
»Und da ist noch etwas, das du nicht weißt.« Lleu
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