Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme
Land bald Flecken in einer neuen Farbe bekommen würde: in Blutrot.
Denn das waren die Ebenen von Isenwy.
Von ihrem Standort an der Pforte aus sah sie deutlich die beiden gegnerischen Heere, die sich bereits gesammelt hatten. Nur ein Streifen Lehmboden, noch nicht einmal anderthalb Meilen breit, trennte die beiden Lager. Doch eine unmessbar breitere Kluft schied ihre Weltbilder – deshalb würde diese Schlacht das Schicksal der Welt entscheiden.
Zum Glück war die Pforte dem Heer näher, zu dem ihre Elfenfreunde und andere gehörten, die das von ihr geliebte Avalon schätzten – das Avalon freier und magischer Geschöpfe, die wenigstens versuchten, in Harmonie und gegenseitigem Respekt zu leben. Sofort erkannte Brionna einige Elfen, die sie aus Waldwurzel und Wasserwurzel kannte. Unter ihnen war ihre Freundin seit Kindheitstagen, Aileen, die Schnitzmeisterin werden wollte. Als Brionna Aileens Blick auffing, nickte sie ihr grüßend zu. Ihre Freundin schickte ihr eine Kusshand als gutes Omen.
Während Brionna mit einer Kusshand antwortete, überlegte sie:
Werden wir je wieder zusammen Haselnusstee in den Ästen unserer heimatlichen Ulme trinken?
Dann betastete sie besorgt ihren Zopf, sie wusste, dass sich das nicht vorhersagen ließ.
Sie wandte sich von Aileen ab, weil sie darauf brannte, die anderen Krieger im Heer der Freien zu sehen. Doch sofort fiel ihr auf, wie wenig sie Kriegern glichen. Vierzig oder fünfzig von Lleus Priesterkolleginnen und -kollegen liefen umher, sie trugen alle das grünlichbraune Drumanergewand mit einem geschnitzten Eichbaum als Schließe. Im Gegensatz zu den Elfen hatte keiner von ihnen Pfeil und Bogen dabei; nur wenige waren mit Schwertern oder Speeren ausgerüstet. Neben ihnen (oder bei manchen auf den Schultern) waren ihre treuen Marythen – Eichhörnchen, Hirsche, Rehe, Falken, Hunde, Eidechsen, Eulen, Natur- oder Baumgeister. Beim Anblick all der Marythen, die ursprünglich Drumanern beigegeben wurden, damit diese Menschen ihre elementare Verbindung zu anderen Geschöpfennie vergaßen, wurde Brionna traurig beim Gedanken an die Grenzen eines so lobenswerten Ideals. Und an die vielen Tode, die diese Grenzen verursachen würden.
Bei den Elfen und Drumanern waren über hundert Frauen und Männer, die dem Ruf von Belamirs Bewegung »Menschen zuerst« nicht gefolgt waren. Obwohl die meisten kräftiger als die Priesterinnen und Priester wirkten, waren sie entschieden keine kampferfahrenen Soldaten. Viele sahen aus, als hätten sie nie mit etwas Gefährlicherem als einem Pflug gekämpft, während sie sich mühten, Furchen in ein steiniges Feld zu graben. Ihre wenigen Waffen schienen minderwertig oder mangels Gebrauch verrostet zu sein.
Erleichtert bemerkte Brionna auch ein paar Leute, die offenbar auf dem Schlachtfeld standhalten konnten. Unter ihnen waren drei oder vier Riesen, die ausgerissene Bäume schwangen und sie wohl als Keulen benutzen wollten. Wenigstens marschierte in der Nähe eine Anzahl robust wirkender Zwerge mit zweischneidigen Äxten auf den Schultern. Und über ein Dutzend Baumgeister mit mächtigen Ästen und Wurzeln standen in der Menge.
Plötzlich sah sie eine Gruppe Adlermenschen mit ausgestreckten Flügeln am Himmel kreisen. Ihr Herz schlug höher – und nicht nur, weil diese Leute so hervorragende Krieger waren. Doch ihre Erregung legte sich rasch, keiner von ihnen war der Adlermann, den sie am meisten zu sehen wünschte.
Während sie neben den knisternden Flammen der Pforte stand und sich fragte, was aus Scree geworden sein mochte, surrte eine Gruppe Nebelfeen so nah vorbei, dass ihreschwirrenden blauen Flügel fast Brionnas Wange streiften. Der Anblick holte ihre Gedanken sofort in die Gegenwart zurück.
Also sind sogar Feen gekommen, um Avalon zu verteidigen!
Innerhalb von Sekunden sah sie auch eine Gruppe buttergelber Sternblumenfeen und ein paar grün bekleidete Moosfeen, die Miniaturschleudern trugen.
Dann fielen ihr neben der Menge Bewaffnete auf, deren Anwesenheit sie noch mehr überraschte als die Feen. Flamelons. Die nach oben gerichteten orangen Augen der Feuerleute leuchteten zornig, während sie ihre Feuer mit besonders behandeltem Holz schürten, das stundenlang fast mit Lavahitze brennen konnte. Bei den Flamelons standen gewaltige Feuerochsen – Tiere, die ohne Weiteres Gobsken mit ihren langen scharlachroten Hörnern durchbohren oder schwere Lasten in die Schlacht ziehen konnten.
Und die Flamelons hatten tatsächlich schwere
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