Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme
das massige Maul des Drachen und kletterte dann behände hinunter. Mit den nackten Füßen fest auf dem schlammigen Boden und der leuchtenden Fackel neben sich betrachtete er forschend die besorgten Männer und Frauen. Schließlich hob er wieder die Stimme.
»Wer geht mit mir fort um der Welt willen, die wir lieben?«
Mehrere Sekunden lang rührte sich keiner, niemand antwortete. Dann brach eine einzige Stimme die Stille, eine Stimme, nach der sich Tamwyn gesehnt hatte.
»Ich gehe mit dir«, erklärte Elli. Sie drängte sich durch eine Gruppe Flamelons, schritt aus der Menge und trat an Tamwyns Seite. Flüsternd setzte sie hinzu: »Wohin du auch gehen willst.«
Er starrte sie nur mit leuchtenden Augen an.
»Was du dort droben getan hast«, sagte sie, »war ein Wunder.«
»Kein größeres als das, was du getan hast, Elli.«
»Hmmmpff«, knurrte Nuic von seinem Sitz auf ihrer Schulter. »Ich würde sagen, ihr beiden Amateure habt einfach Glück, am Leben zu sein.« Doch noch während er sprach, vertiefte sich seine Farbe zu einer stolzen Violettschattierung.
Aber Tamwyn war zu sehr auf Elli konzentriert, um das zu bemerken. Sanft fuhr er mit den Fingern durch ihre Locken. »Du hast mir gefehlt.«
»Und du hast mir gefehlt.«
Elli schaute hinüber zu Basilgarrad, der seine gigantischen Flügel hob und sie auf den Rücken legte. »Woher ist dieser großartige Drache gekommen? Ist er einfach aus dem Nichts aufgetaucht?«
»Da würdest du staunen.« Tamwyn blinzelte dem Drachen zu, der mit einem riesigen grünen Auge zurückblinzelte. »Sehr staunen.«
»Na schön, sei geheimnisvoll, wenn es dir Spaß macht.« Sie schüttelte den Kopf. »Am wichtigsten ist mir, dass er gerade rechtzeitig kam, um dir beim Kampf mit Rhita Gawr zu helfen.«
»Das stimmt.« Tamwyn wurde plötzlich ernst. »Wenn nur …« Er schwang seinen Beutel herum und fing an, ihn zu öffnen. »Wenn nur deine Harfe in dem Kampf nicht zerschlagen worden wäre.«
»Zerschlagen?«
»Ja. Rhita Gawrs großer …« Er unterbrach sich voller Ehrfurcht. Denn in seinem Beutel glänzte das Stück Harmónaholz ohne einen einzigen Riss. Und mehr als das, derSchallkörper, an dem er geschnitzt hatte, war vollendet und die Saiten von Palimyst waren befestigt. Die Harfe war fertig!
Wie ein Blitz kam Tamwyn die Erinnerung an das Gefühl von Dagdas Arm, der sich um seine Schultern legte. Und er erriet, dass in jenem Augenblick die Hand des Geistes das Instrument repariert und vervollständigt hatte. Er fragte sich, welche musikalische Magie Dagda dem Holz zusätzlich verliehen haben mochte – und er wusste, dass er und Elli das mit Vergnügen feststellen würden, wenn die Zeit gekommen war.
Er verschnürte wieder sein Bündel. »Da habe ich mich wohl getäuscht.« Er lächelte verschmitzt. »Genau wie du dich bei unserem ersten Treffen in mir getäuscht hast.«
»Oh, ich habe mich nicht getäuscht.« Sie versetzte ihm einen Stoß. »Du hattest diese blauen Augen
verdient
. Alle beide.«
Bevor er antworten konnte, erklang eine andere Stimme. Sie drehten sich um und sahen, wie noch jemand aus der Menschenmenge kam.
»Ich gehe mit euch«, erklärte Lleu. Während der schlaksige Priester auf sie zutrat, pfiff der silbrig geflügelte Falke auf seiner Schulter zustimmend.
Weitere Leute folgten. Einige waren alt genug für graue Haare, andere sahen ganz jung aus. Viele hinkten erschöpft oder trugen blutige Verbände über Verletzungen, die sie in der Schlacht erlitten hatten. Mehrere Paare waren darunter, die meisten Überlebenden waren allerdings ledige Männer und Frauen.
Unter ihnen war fast am Ende Morrigon. Auch wenn er mit seiner mageren Gestalt eher einem windschiefen Baum glich als einem Mann, bewahrte er eine stolze Haltung. Als er an Lleu vorbeikam, kniff er wütend sein blutunterlaufenes Auge zusammen. Dennoch schloss er sich der Gruppe um Tamwyn an.
Als Letzte kam – zur Überraschung von vielen, vor allem Elli – eine junge Frau im zerrissenen Gewand einer Drumanerpriesterin. Auch Llynia versuchte, stolz zu erscheinen. Sie bemühte sich um eine majestätische Haltung und hielt das Kinn hoch. Doch gerade dieses Kinn leuchtete grün im Sternenlicht und verdarb die Wirkung. Und sobald Llynia sich Elli näherte, wandte sie den Blick ab.
Zuerst empfand Elli einfach Genugtuung darüber, die Priesterin endlich gedemütigt zu sehen. Doch bald verdrängte Mitgefühl diese Befriedigung. Denn in Llynias Hand bemerkte sie einen kleinen Zweig mit
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