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Der Zauber von Savannah Winds

Der Zauber von Savannah Winds

Titel: Der Zauber von Savannah Winds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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hatte, hatte zugleich die Verheißung großen Wohlstands mit sich gebracht, denn für Rindfleisch wurde ein Aufpreis gezahlt. Jetzt konnte sie nur noch beten, dass nicht allzu viele Rinder verlorengingen.
    »Es war doch richtig, dass ich sie da draußen sich selbst überlassen habe, Ben?«
    Benuk, der ältere Aborigine, nickte. »Besser da draußen. Wird Pferch krank, gehen sie alle kaputt.« Seine haselnussbraunen Augen musterten sie, seine Miene war freundlich. »Dasselbe mit Pferden. Die müssen auch raus, Missus.«
    »Die werden verteufelt weit nach Westen laufen und verkümmern«, murmelte sie. »Es wird die Sonntage eines ganzen Monats kosten, sie und die Rinder wieder zusammenzutreiben.«
    »Kommen zurück. Keine Bange.« Er nickte ihr kurz zu, schlenderte davon, um dabei zu helfen, das Scheunendach zu sichern und seine Frauleute einzuteilen.
    Das war offenbar Benuks Antwort auf alles, und obwohl Annie großen Respekt vor seiner Weisheit hatte, ging es ihr nicht viel besser damit. Sie vergrub beide Hände in den Taschen ihrer groben Baumwollhose, während sie seine beiden Söhne und drei Enkel dabei beobachtete, wie sie alles festzurrten. Das waren die einzigen Männer, die noch übrig geblieben waren, und obwohl ihre Frauen im Haus und auf dem Hof halfen, blieben noch Tausende Morgen Land und mehrere Hundert Stück Vieh zu beaufsichtigen. Selbst wenn sie diese neueste Katastrophe überstehen sollten, war diese Aufgabe beängstigend.
    Ein leiser Lufthauch riss Annie aus den Gedanken, und sie schaute auf. Der Himmel war dunkler geworden. Er tauchte den Tag in Zwielicht und vertiefte die Schatten, die in Streifen über dem Grasland und den Wasserwegen der Savanne lagen. Nichts regte sich, alles war still, nachdem die Vögel das Weite gesucht hatten. Es war, als hielte dieser leere Landstrich den Atem an.
    Annie rannte zum Pferch. Die Zuchtpferde liefen bereits unruhig umher – sie witterten, was bevorstand. Sie hob den Holzbalken und pfiff. Die Tiere bedurften keiner besonderen Aufforderung; sie donnerten in einem Staubwirbel an ihr vorbei und galoppierten Schutz suchend zu einer Baumgruppe in der Ferne.
    Ein weiterer Pfiff orderte die Hunde herbei. Für gewöhnlich waren sie im Zwinger eingeschlossen, denn gute Hütehunde waren teuer und man brauchte Zeit und Geduld, sie auszubilden. Die sechs Blue Heeler huschten an Annie vorbei und verkrochen sich tief unter der stabilen Veranda. Sie kannten die Übung.
    Die Brise war aufgefrischt und brachte eine Gluthitze mit sich, welche die rostige Windmühle über dem Bohrloch quietschend zum Leben erweckte, die Bäume zerzauste, über das Grasland und die Stoppelfelder fegte. Wenigstens hatten sie es geschafft, den Weizen rechtzeitig zu ernten.
    Annie überprüfte eilig die Arbeit an der Scheune, schloss Hühner und Schweine in den Ställen ein. Die Katzen auf der Farm konnten für sich selbst sorgen.
    Sie musste jetzt rufen, um gehört zu werden, denn der Wind nahm rasch zu. »Lasst es bleiben! Wir haben getan, was wir konnten.«
    Niemand kam auf den Gedanken, dass sie gemeinsam Unterschlupf suchen sollten – das war einfach nicht üblich. Die eingeborenen Männer stemmten sich mit gesenkten Köpfen gegen den Wind und strebten zu dem Gebäudekomplex, der einst über zwanzig Viehtreiber beherbergt und mit Wasch- und Kochgelegenheiten versorgt hatte. John Harvey war ein vorausschauender Mann gewesen. Aus Überzeugung hatte er nur Bauten errichten lassen, die allen Gefahren der Savanne zu trotzen vermochten. Für ihn waren die unsoliden Holzhütten nicht in Frage gekommen, die Termiten und Tornados zum Opfer fielen, sondern nur gute, stabile Gebäude aus Backstein und Mörtel.
    Annie wurde vom zunehmenden Wind gebeutelt, als sie dem Gehöft zustrebte. Inzwischen war es so dunkel, dass sie sich die Verandastufen hinauf zur Haustür vortasten musste. Sobald sie den stillen zweiräumigen Bungalow betrat, strich etwas an ihrem Bein entlang, und sie schrie erschrocken auf.
    Aber es war nur eine Hündin, und Annie seufzte vor Erleichterung. Ihr war nicht bewusst gewesen, wie angespannt sie war. Die arme kleine Peggy musste ebenso verängstigt sein, denn sie stand kurz vor dem ersten Wurf. »Komm, Peg, wir wollen es dir bequem machen. Aber ich würde es begrüßen, wenn du nicht gerade jetzt werfen würdest. Zuerst müssen wir den Sturm überstehen.«
    Die weiche Schnauze schmiegte sich dankbar in Annies Hand. Sobald Annie der Hündin unter dem schweren Küchentisch ein Nest

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