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Der Zauber von Savannah Winds

Der Zauber von Savannah Winds

Titel: Der Zauber von Savannah Winds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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die schmerzhafte Schwellung auf ihrer Stirn. Nur eine ärgerliche Schnittwunde, aber Benuk hatte recht. Wenn sie nicht behandelt wurde, könnte sie sich entzünden wie Johns Bein, das er sich am Schaufelbagger aufgerissen hatte. Sie schaute dem davoneilenden Benuk hinterher, warf noch einen Blick in den Himmel, scheuchte die Hunde vor sich her und ging schleppenden Schrittes ins Haus.
    Mit dem Verbandskasten auf den Knien saß sie unter dem Küchentisch und reinigte die Wunde. Tränen rannen ihr über das Gesicht. Noch nie hatte sie sich so verlassen und verwundbar gefühlt. Sie konnte nirgendwohin laufen, sich nirgendwo verstecken – und hatte niemanden, den es wirklich kümmerte, was hier mit ihr geschah. Sie saß in der Falle.
    Der Wirbelsturm wurde stärker, die Temperatur sank erneut rapide, und als er näher kam und am Haus rüttelte, begann sie zu schreien. Aber ihre trotzigen, einsamen Schreie wurden von dem teuflischen Wehklagen des erbarmungslosen Windes übertönt.
    Fleur tauchte aus Annies lebhafter Schilderung auf. Sie schloss die Augen und sah den Zyklon vor sich, der die Savanne heimsuchte. Sie konnte das Toben des Sturms hören, das sich mit Annies Schreien mischte, und spürte das Entsetzen, als die Natur Annie alles zu entreißen drohte.
    Fleur konnte sich nicht vorstellen, so etwas durchzumachen – so allein, isoliert und verletzlich zu sein – , und ihre Bewunderung für ihre Tante wuchs, während sie sich wieder dem Tagebuch zuwandte. Annie hatte weder ihren Ängsten nachgegeben noch der Verzweiflung, die der Wirbelsturm mit sich gebracht hatte. Sie war offensichtlich aus härterem Holz geschnitzt und wollte die Farm nicht aufgeben, in die sie und John so viel Zeit, Liebe und harte Arbeit gesteckt hatten. Sie hatte wie eine echte Pionierin weitergemacht. Denn die nächste Seite war zwei Monate später datiert.
    Fleur kuschelte sich in die Kissen und kehrte in Annies Welt zurück.
    Dezember 1939
    In den vergangenen Monaten haben wir von morgens bis abends geschuftet, um das Chaos zu beseitigen, das Vieh zu finden, das sich, wie ich prophezeit hatte, weit nach Westen zerstreut hatte und krank geworden war, und um die Schäden zu reparieren. Für alles andere blieb wenig Zeit, und ich bin jeden Abend erschöpft ins Bett gefallen – beinahe zu müde, um zu essen und mich richtig zu waschen. Wenigstens haben wir jetzt, wo es regnet, Gras im Überfluss. Bäche und Flüsse überfluten die Ebenen. Zu dieser Zeit ist die Savannenlandschaft am schönsten, sie ist von einem Teppich aus Wildblumen bedeckt.
    Weihnachten habe ich mit meinen guten Freunden Susan und Ted Daley verbracht. Benuks Sohn hat es geschafft, den Geländewagen zu reparieren, sodass ich zu ihnen fahren und zwei Tage dort bleiben konnte, bevor ich die lange Rückreise antreten musste. Unterwegs habe ich bei der Kirche angehalten und John Blumen aufs Grab gelegt. Mir kommt es noch immer nicht richtig vor, ohne ihn zu feiern, aber mir ist klar geworden, dass mein Leben weitergehen muss. Und solange er in meinen Gedanken ist, wird er stets bei mir sein.
    Wenige Tage nach meiner Rückkehr wurde ich von Schritten auf der Veranda und dem Quietschen der Fliegengittertür aus dem Schlaf gerissen. Ich vermutete, es sei eins von Benuks Enkelkindern, die sich angewöhnt haben, Zucker aus meiner Speisekammer zu stehlen. Daher lief ich in das andere Zimmer, um sie auf frischer Tat zu ertappen. Aber die Küche war leer, und die schlammigen Stiefelabdrücke auf der Veranda stammten nicht von einem Kind.
    Stets auf der Hut vor Landstreichern, zog ich mich an, schnappte mir Johns Gewehr, das immer in Reichweite ist, und ging mit einer Laterne hinaus. Leise pfiff ich einen Hund herbei und setzte zu einer Patrouille durch die Außengebäude an.
    Vor der Schmiede wurde der Hund nervös; er stellte die Ohren auf und knurrte. Als ich die Tür aufriss und das Gewehr spannte, fiel das Licht meiner Laterne auf die überraschten Gesichter von zwei jungen Männern, die an der Wand kauerten. Der eine war ein Weißer, der andere ein Aborigine. Sie wirkten beide nicht besonders gefährlich, weshalb ich dem Hund befahl, bei Fuß zu bleiben. Das Gewehr im Anschlag, zwang ich sie, ihr Versteck zu verlassen und zum Haupthaus zu gehen.
    Ich gab ihnen etwas zu essen, und während die lange Nacht zu Ende ging, erzählten sie mir ihre Geschichten, die ich getreu wiedergeben werde:
    Drei Monate zuvor
    Gum Tree Station erstreckt sich über mehrere Tausend Morgen Land und

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