Der Zauber von Savannah Winds
Kerzenschein verlieh ihrer olivenfarbenen Haut und den dunklen Augen einen warmen Schimmer. Die Haare hingen ihr lose über die Schultern, lockige Strähnen fielen ihr ins Gesicht. »Das ist toll«, sagte sie heiser. »Ich bin so froh, dass du dich endlich imstande fühlst, mit ihr zu sprechen.«
Er lächelte sie an. »Nur weil ich dich hatte, die mir geholfen hat, meinen Weg klarer zu sehen. Danke, Carla. Du glaubst gar nicht, wie sehr ich alles, was du getan hast, zu schätzen weiß.«
»Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite«, murmelte sie. »Können wir denn jetzt essen? Ich komme um vor Hunger.«
Sie bestellten Steaks mit Salat und eine Flasche Rotwein. Greg trank nur selten Alkohol – ein Vermächtnis aus den Jahren, in denen er mit ansehen musste, wie seine Mutter allmählich davon abhängig wurde. An diesem Abend jedoch trank er ihn genüsslich; er erfreute sich am warmen, fruchtigen Bouquet des Weins und am Ambiente des kleinen Lokals, das zu ihrem Lieblingstreffpunkt geworden war.
»Ich sollte mit Fleur in dieses Lokal gehen«, sagte er leise, »es würde ihr gefallen.«
Der Kellner brachte das Essen, und Schweigen trat ein, als sie zulangten.
»Auch ich habe ein paar Neuigkeiten«, sagte Carla schließlich. »Mein Mann will noch immer die Scheidung, hat aber die Forderung aufgegeben, dass die Kinder bei ihm leben sollen.« Ihr Lächeln war matt und etwas sarkastisch. »Ich glaube, seiner Freundin ist klar geworden, dass sie mit zwei kleinen Jungen, die in ihrer neuen, teuer eingerichteten Wohnung herumtollen, überfordert wäre. Allein auf Filipe aufzupassen ist schon eine Vollzeitbeschäftigung.«
»Wie geht es dir mit der bevorstehenden Scheidung?«
Sie zuckte elegant mit den Schultern und trank einen Schluck Wein. »Ich bin eine gute Katholikin, Greg. Eine Scheidung stand nie zur Diskussion.« Sie stellte das Glas ab.
Als sie ihn anschaute, erkannte Greg, dass Tränenglanz ihre wunderbaren Augen verschleierte.
»Aber die Ehe ist am Ende. In der Hitze des Gefechts sind zu viele barsche Worte gefallen, und wir mögen uns nicht mehr. Er zieht seine neue Flamme mir und den Jungen vor und schaut bereits nach vorn. Das sollte ich auch tun.«
»Beziehungen sind so schwer, nicht wahr?«
Sie nickte, und eine Haarsträhne verfing sich in ihren feuchten Wimpern. »Verdammt«, murmelte sie, »ich habe mir geschworen, nicht zu heulen!«
Greg langte über den Tisch und steckte ihr die Strähne zärtlich hinter das Ohr, bevor er ihre Hand ergriff. »Du bist eine schöne, begabte Frau, Carla«, sagte er leise, »und wenn ich meine Frau nicht so lieben würde … « Er lächelte unsicher. »Filipe ist ein Narr, dass er dich aufgegeben hat.«
»Stimmt, das ist er.« Sie blinzelte die Tränen fort und wandte sich entschlossen wieder ihrer Mahlzeit zu. »Ich bin froh, dass wir Freunde geworden sind, Greg. Aber dir ist doch wohl klar, dass wir heute zum letzten Mal zusammen zu Abend essen? Zwischen dir und Fleur ist alles kompliziert genug, und womöglich versteht sie nicht, dass unsere Beziehung rein platonisch ist.«
»Mir wird es auf jeden Fall fehlen, dich außerhalb des Krankenhauses zu treffen«, sagte er. »Aber ja, ich verstehe, was du meinst.« Er hob sein Glas, und das Kristall klirrte, als sie miteinander anstießen. »Auf die Zukunft!«, sagte er.
»Auf die Zukunft!«, flüsterte sie. Sie nahmen einen tiefen Schluck und lächelten einander an, bevor sie weiteraßen.
Keiner von beiden bemerkte Fleur, die durch die beschlagenen Scheiben schaute – sich betroffen umdrehte und, in Tränen aufgelöst, die Straße hinunterrannte.
10
F leur hatte Greg überraschen wollen. Sie war unterwegs zu seiner Mietwohnung gewesen in dem dringenden Bedürfnis nach jemandem, mit dem sie reden könnte und der verstehen würde, was sie mit ihrem Vater durchgemacht hatte. Im Vorbeigehen hatte sie einen Blick in das anheimelnd beleuchtete Bistro geworfen und die beiden sofort bemerkt.
Fleur wusste nicht, wie sie es fertiggebracht hatte, ohne einen Unfall zurück zum Apartment zu fahren, denn sie war vor Tränen blind. Der Tag war der schlimmste in ihrem Leben gewesen, und nach der furchtbaren Auseinandersetzung mit ihrem Vater versetzte der Anblick von Greg mit dieser Frau – der endgültige Verrat – ihr solch einen Hieb, dass sie daran zerbrach.
Sie warf sich aufs Sofa und verbarg ihr Gesicht im Polster, überrollt von den verletzenden Erlebnissen und der Wut, die sich seit dem Morgengrauen in ihr
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