Der Zauber von Savannah Winds
füllen, ja, in ihrem gesamten Körper widerzuhallen, bis sie glaubte, verrückt zu werden.
Peg jaulte und rutschte unruhig auf der alten Decke hin und her, die großen schwarzen Augen flehentlich auf Annie gerichtet. Diese tätschelte der Hündin zerstreut den Kopf, denn sie war in Gedanken bei ihrem Vieh und Benuks großer Familie in der Schlafbaracke. Sie hoffte nur, dass sie alle überleben würden.
Annie fror. Sie war nass und verdreckt, und die stinkende Pferdedecke und der Mantel auf dem harten Boden waren kein Ersatz für ihr gemütliches Bett. Doch zu ihrer großen Überraschung war sie eingeschlafen. Als sie die Augen aufschlug, brauchte sie eine Weile, bis ihr klar wurde, dass das eintönige Stöhnen des Windes sich gelegt hatte und der Regen nicht mehr auf das Dach trommelte. Ringsum herrschte Stille, was sicher bedeutete, dass das Schlimmste überstanden war.
»Wir haben es geschafft, Peg«, flüsterte sie.
Doch Peg war nirgendwo zu entdecken. Annie kroch unter dem Tisch hervor, fuhr sich mit den Fingern durch das schmutzige Haar und ging durch die Trümmer ins Schlafzimmer.
Die Hütehunde flitzten an ihr vorbei zur Haustür hinaus, nur Peg schaute vom Bett zu ihr auf und wedelte mit dem Schwanz. Ihre sechs saugenden Welpen waren selig und wussten nichts von dem Drama, das ihrer Geburt vorausgegangen war.
Annie lächelte matt. »Der Boden war wohl nicht gut genug für dich, was?« Sie tätschelte der Hündin den Kopf und gratulierte ihr, während sie die Welpen beobachtete. Alle schienen gesund zu sein, und Peg war offenbar auch ganz gut zurecht. Annie schüttete Wasser in eine Schüssel und wartete, bis die Hündin genug getrunken hatte. Dann überließ sie Peg sich selbst.
Ein kurzer Blick auf Johns schwere Uhr an ihrem Handgelenk zeigte ihr, dass es Morgen war. Als Annie sich durch die zertrümmerte Fliegengittertür auf die zerstörte Veranda schob, sank ihr Mut. Es sah aus, als sei das Ende der Welt gekommen.
Entwurzelte Bäume lagen wie weggeworfene Streichhölzer auf den Weiden; ihr Gemüsegarten war zerstört; Regenrinnen und Schornstein waren eingebettet in ein Meer aus Schlamm, das sich an der Treppe vorbeiwälzte. Zu ihren Füßen lag ein toter Brolgakranich mit gebrochenen Flügeln. Die Veranda neigte sich wie betrunken zu einer Seite, das Geländer war verschwunden, Holzgitter waren zersplittert. Das Scheunendach war davongeflogen, und die freigelegten Säcke mit Winterfutter und Körnern waren durchnässt und nicht mehr zu gebrauchen. Der Geländewagen lag mitten im Pferch auf der Seite, die Motorhaube wie der Deckel einer Sardinenbüchse zurückgebogen.
Tränenblind starrte Annie auf die Verwüstung. »Ich kann nicht mehr«, murmelte sie, sank auf die oberste Stufe und schlug die Hände vors Gesicht. »Tut mir leid, John. Ich habe es versucht, ehrlich. Aber das ist zu viel.«
Benuk bog um die Hausecke, die Hunde dicht hinter ihm. »Alles in Ordnung, Missus?«
Sie hob das tränenüberströmte Gesicht. »Nein, nichts ist in Ordnung, verdammt«, fuhr sie ihn an. »Schau dich doch um, Ben! Wie zum Teufel sollen wir das alles wieder hinkriegen?«
Er betrachtete sie verwundert. »Wir haben es doch schon einmal gemacht.«
»Ja.« Sie erhob sich und trocknete die Tränen. Vor Wut und Angst schlug sie ihm gegenüber einen bissigen Tonfall an. »Wir machen es jedes verflixte Jahr – immer und immer wieder. Wenn es kein Wirbelsturm ist, dann ist es ein Orkan oder eine Überschwemmung oder die blöden Heuschrecken. Die Krokodile fressen die Kälber, die Trockenheit lässt das Gras verdorren, und das Vieh wird krank durch Fliegen und Moskitos.«
Er wartete, bis sie Luft geholt hatte. »Aber das Ihr Zuhause, Missus. So ist es hier.«
»Ich weiß, und ich hab es satt.«
Er warf einen Blick über die Verwüstung. »Mista John hat es hier gefallen.«
»Aber es hat ihn umgebracht, Ben.« Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen, und sie versuchte nicht, sie zu unterdrücken. »Diese Gegend bringt am Ende alles um«, schluchzte sie.
Er schaute in den Himmel. »Lieber reingehen. Sturm kommen wieder.«
Sie folgte seinem Blick. Tatsächlich. Große schwarze Wolken rollten über sie hinweg, während der Wind einen Pfad durch die Savanne trieb, direkt auf sie zu. Sie waren nur im Auge des Sturms gewesen – die Ruhepause hatte ihnen kaum Zeit gelassen, sich für den nächsten Angriff zu wappnen.
»Alles in Ordnung, Missus? Lieber etwas drauftun, damit Sie nich’ krank werden.«
Sie berührte
Weitere Kostenlose Bücher