Der Zauber von Savannah Winds
aus einer alten Pferdedecke gerichtet hatte, machte Peg es sich dort bequem, die Schnauze auf den Pfoten, die Augen wachsam. Die Ohren zuckten bei jedem Ächzen und Pfeifen des Windes.
Annie eilte durch Küche und Schlafzimmer und verstaute, so viel sie konnte, in dem einzigen Schrank und den beiden Kommoden. Sie hatte von allem nicht viel – Stoff und Papier verrotteten in der ständigen Feuchtigkeit – , doch was sie besaß, war kostbar, besonders das handgearbeitete Leinen ihrer Mutter, ihr Hochzeitskleid und die Sammlung von Familienfotos und Briefen.
Nachdem diese Schätze in einer mit Zedernholz ausgekleideten Truhe verschlossen waren und der Wind nun an der Tür und am Wellblechdach rüttelte, nahm sie etwas ungesäuertes Brot und Fleisch aus dem Fliegenschrank, eine volle Feldflasche mit Wasser, eine Kerze und ihre Tabakdose. Sie kroch unter den Tisch, schuf sich aus Johns altem Viehtreibermantel ein eigenes Nest und richtete sich neben der jaulenden Peg ein.
Mit Pegs Schnauze auf dem Oberschenkel drehte Annie sich eine Zigarette. Ihre Hand zitterte beim Anzünden, die Flamme tanzte in der Dunkelheit, bis Annie sie ausblies. Sie nahm einen tiefen Zug und versuchte sich zu entspannen, aber sie spürte, dass die Gewalten sich draußen sammelten; sie konnte die Elektrizität in der Luft beinahe riechen und den kupfernen Hauch der Angst, als die Temperatur abrupt fiel. Das war kein normaler Sturm.
Sie wusste, was zu tun war, doch als sie die Zigarette ausdrückte und nach hinten eilte, wurde sie vor Angst langsam und ungeschickt. Sie kämpfte mit dem Fensterriegel, riss sich einen Fingernagel ab und schrie vor Schmerz und Wut auf, als das verdammte Ding sich nicht bewegen ließ. Schließlich schwang das Fenster auf. Sie befestigte es an der Wand, damit es nicht zuschlagen könnte, und klinkte das Fliegengitter wieder ein. Sie drehte sich schnell um, wobei sie sich mit der Stiefelspitze an einer losen Bodendiele verfing, auf die Knie fiel und sich den Kopf an einer Ecke des Küchentisches stieß. Verstört und erschöpft zog sie sich wieder hoch und öffnete die Haustür.
Draußen war es pechschwarz und eisig kalt. Sie rief die Hunde herein, die noch unter der Veranda waren, band die Haustür fest und klinkte das Fliegengitter ein. Die ersten schweren Regentropfen prasselten bereits auf das Dach.
Annies Schädel brummte, und ein Knie schmerzte, als sie den Tisch aus der Mitte des Raumes schob, ihn in die Ecke neben dem Herd klemmte und mit den schwersten Eisentöpfen, einem Sack Kartoffeln und einem halben Fass Mehl beschwerte. Nachdem Peg wieder zur Ruhe gebracht war und die anderen Hunde sich unter dem Bett verkrochen hatten, rollte Annie sich neben Peg ein und flüsterte beruhigende Worte, die ebenso ihr selbst galten wie Peg.
Der Wirbelsturm raste über den Golf mit der Wut und Gewalt eines rachsüchtigen Gottes der Verwüstung. Er kreischte wie unzählige wehklagende Todesfeen, während er auf das Gehöft zuraste. Das Haus schien sich anzuspannen, um die Luft aus dem Innern kurz vor dem Angriff abzulassen.
Mit der Kraft einer gigantischen Faust ließ der Sturm die Wände erzittern und das Dach vibrieren. Er entfesselte seine Wut an der Tür und dem Verandageländer, riss sie los und schleuderte sie in den alles verschlingenden Mahlstrom, bevor er durch das kleine Haus dröhnte.
Annie kauerte sich zusammen, klammerte sich an Peg, während der Tisch über ihnen sich bewegte. Die Stühle krachten und zersplitterten, als sie gegen die Wand geschleudert wurden. Die Fliegengitter knallten, das Dach bebte, da die starken Bolzen, die es hielten, nachzugeben drohten. Der wirbelnde Derwisch brachte Schmutz, Abfall und eiskalten Regen mit, der wie Nadeln stach – bevor er einen Fluchtweg fand und durch das hintere Fenster davonbrauste.
Das Dach sank ächzend in seine Verankerung zurück, und die Wände hielten den schweren Schlägen stand. Die Regenrinnen quietschten und schepperten. Annie vernahm das Bersten von Glas, als etwas Schweres gegen das vordere Fenster prallte, etwas donnerte gegen die Schlafzimmerwand, und sie schickte im Stillen ein Dankgebet an John, der dieses Haus so sicher und solide gebaut hatte – und der gewusst hatte, dass man den Wind hereinlassen muss, wenn man das Dach nicht verlieren will.
Annie blieb eingerollt neben Peg liegen, versuchte das Jammern des Windes und das Prasseln des Regens auf dem Dach zu verdrängen – aber die Geräusche schienen ihren Kopf und das Haus zu
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