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Der Zauber von Savannah Winds

Der Zauber von Savannah Winds

Titel: Der Zauber von Savannah Winds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Hunger wieder an ihnen nagte und ihnen schwindelig wurde, entdeckten sie endlich einen Hinweis auf Leben – ein Farmhaus und Scheunen. Es war Savannah Winds.
    Ich beeilte mich, den beiden zu versichern, dass Rayner den Angriff bestimmt überlebt habe. Mit Sicherheit habe er die Polizei gerufen, doch die Suche sei bald eingestellt worden, als die Nachrichten über den Krieg in Europa immer schlechter wurden und jeder wehrtaugliche Mann auf Englands verzweifelten Hilferuf reagierte.
    Ich habe die jungen Männer aufgenommen, eingekleidet und ihnen Arbeit gegeben. Djati zog in die Schlafbaracke zu Benuk und seiner Familie, Sam richtete sich auf dem Speicher über der Scheune ein. Mit der Zeit habe ich noch mehr von ihren Geschichten erfahren, die mich sehr traurig gemacht haben.
    Obwohl ich versprochen habe, mich darum zu bemühen, sie wieder mit ihren Familien zusammenzuführen, wird der arme Djati seine Mutter wahrscheinlich nie wiedersehen, denn von seinem Volk sind viele aus ihrem Gebiet vertrieben und über das ganze Land verstreut worden. Ich bin Ben so dankbar, dass er Djati bei sich aufgenommen hat, denn er muss den Trost und den Schutz erfahren, den nur eine Familie gewähren kann.
    Sam hatte man gesagt, seine Mutter sei tot und man habe ihn ins katholische Waisenhaus gebracht, weil sein Vater arbeitslos gewesen und nicht zurechtgekommen sei. Er hatte gehofft, dass das neue Leben, das man ihm in Australien versprochen hatte, ein Abenteuer werden würde – am Ende aber war es nur voller Entbehrungen und Grausamkeit.
    Sam kann sich nur bruchstückhaft an seine Kindheit erinnern: dass er in einer Londoner Straße mit Reihenhäusern Fußball gespielt und seinem Großvater am Marktstand geholfen hat; und an die Kirchenglocken an einem Sonntagmorgen. Seine Mutter aber hatte ihn die Adresse auswendig lernen lassen, falls er sich einmal verlaufen sollte, und die wiederholte er im Waisenhaus insgeheim jede Nacht – das Einzige, was er in den nächsten elf Jahren für sich behielt in der Hoffnung, dass er eines Tages zurückkehren könnte.
    Wie grausam, Kinder aus den Armen ihrer Mutter zu reißen und sie weit wegzuschicken, um sie als Sklaven zu benutzen! Zuweilen begreife ich einfach nicht, wie unmenschlich gerade diejenigen behandelt werden, die aufgrund ihrer Unschuld geliebt und behütet werden sollten. Wie Rachel in der Bibel weine ich um sie.

11
    F leur war schließlich in einen unruhigen Schlaf gesunken, der von wirren, beunruhigenden Träumen heimgesucht wurde. Sie träumte von Sam und Djati, die den scheinbar endlosen Weg durch ein raues Land einschlugen, um Zuflucht zu suchen, und sie träumte von Greg und dem vertraulichen Dinner mit dieser Frau – und fand Trost in den Erinnerungen an die Kingfisher Bay und Annies Großmut.
    Fleur hatte den Plan, nach Savannah Winds zu fahren, verschoben, als Melanie in Birdsong aufgetaucht war, aber nun schien der richtige Zeitpunkt für diesen Besuch gekommen zu sein. Sie wollte nicht länger in Brisbane bleiben. Wie sie Beth bereits gesagt hatte, wollte sie das Grab ihrer Mutter besuchen.
    Nach einem leichten Frühstück mit Toast und Kaffee wählte sie die lange Rufnummer, die Jacintha ihr für Savannah Winds gegeben hatte, und wartete eine halbe Ewigkeit, bis sich jemand meldete.
    »Savannah Winds hier, hallo.« Die tiefe Männerstimme am anderen Ende der Leitung klang atemlos, aber fröhlich.
    »Hi, Fleur Mackenzie hier. Vermutlich hat man Ihnen gesagt, wer ich bin und dass ich mich mit Ihnen in Verbindung setzen würde?«
    »Hallo, Mrs. Mackenzie. Ich habe mich schon gefragt, wann Sie wohl anrufen. Ich bin Djati Wishbone. Tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe, um ans Telefon zu kommen. Ich habe beim Branding der Rinder geholfen. Draußen ist zwar auch eine Klingel angebracht, aber es war so laut, dass ich sie kaum gehört habe.«
    Fleur hätte beinahe laut gelacht. Obwohl Djati an die achtzig sein musste, war er offenbar noch immer in der Lage, Schwerstarbeit zu verrichten. »Ich möchte Savannah Winds besuchen«, sagte sie. »Können Sie mir sagen, wie ich am besten hinkomme?«
    »Das ist ein weiter Weg, und vermutlich könnten Sie fahren, wenn Ihr Wagen einen Allradantrieb hat. Jetzt, in der Trockenzeit, sind die meisten Straßen passierbar, aber ich würde einer Frau nicht empfehlen, allein zu reisen. Schätze, Sie sind besser dran, wenn Sie einen Flug nach The Curry nehmen. Flüge gibt’s ziemlich regelmäßig. Wenn Sie mir sagen, wann Sie landen,

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