Der Zauber von Savannah Winds
ärztlichen Versorgung abgelegener Siedlungen. Beide waren dort gegründet worden. Und Greg erinnerte sich auch an die Schulstunden, in denen die katastrophale Expedition von Burke und Wills zur Erkundung des australischen Kontinents von Süden nach Norden behandelt worden war.
Bei näherem Betrachten der Umgebung fiel sein Blick auf ein winziges gelbes Rechteck, das eine Farm kennzeichnete. Daneben stand »Savannah Winds«. »Jetzt muss ich nur noch rausfinden, wie ich dahin komme«, murmelte Greg aufgewühlt.
Annies Tagebuch hatte Fleur tief bewegt, und ihre Träume waren voll von Bildern jener jungen Naturburschen, die ihre Farmen im Outback für das Gemetzel in Europa verlassen hatten. Wie bereits im Ersten Weltkrieg ging der Ruf zu den Waffen von England aus, und schon damals waren viele der australischen Soldaten nicht zurückgekehrt. Fleur fragte sich, ob Sam seine Familie gefunden und ob er Wort gehalten hatte und zu Annie zurückgekommen war.
Noch vor Tagesanbruch klingelte ihr Wecker, und sie beeilte sich, zu duschen und sich anzuziehen. Eine Tasse Tee und ein wenig Gebäck auf die Schnelle waren alles, was sie frühstücken konnte. Dann wurden ihre Koffer auch schon ins Taxi geladen, und es ging über leere Straßen zum Flughafen.
Die Maschine startete pünktlich. Darin saßen an die vierzig Passagiere. Die beiden Propeller vor Fleurs Fenster dröhnten, als das Flugzeug über die Startbahn brauste und schließlich abhob. Die meisten Reisenden waren sehnige Männer mit gebräunten, zerfurchten Gesichtern und rauen Händen, typisch für Menschen, die stundenlang in unwirtlicher Umgebung arbeiten. Sie wirkten zurückhaltend, sprachen leise oder machten ein Nickerchen.
Fleur richtete sich auf einen zweieinhalbstündigen Flug ein und bemühte sich, die Gedanken an Greg und die Tatsache zu verdrängen, dass sie das Weite suchte, um ihm aus dem Weg zu gehen.
»Gute Güte, Schätzchen, was haben Sie denn da drin?« Der Taxifahrer schwitzte, als er Fleurs Gepäck auf den Rücksitz bugsierte und die Tür zuschlug.
Draußen vor dem Flughafengebäude herrschte eine Gluthitze wie im Backofen, die bereits an Fleurs Kräften zehrte. »Kaffee und Vegemite und eine Tonne Kinderspielzeug«, antwortete sie grinsend. »Ich bringe das alles nach Savannah Winds.«
Er tupfte sich die Stirn ab und setzte den schweißgetränkten Cowboyhut wieder auf. Er trug ein weißes Hemd, das ohne Zweifel makellos gewesen war, als er es am Morgen angezogen hatte; sein Bauch hing über dem Bund einer halblangen Hose, die stämmige Knie über bereits staubigen weißen Strümpfen und stabilen Wanderstiefeln entblößte. »Schätze mal, dass die sich darüber freuen werden«, sagte er und hielt ihr die Tür auf. »Davon kriegen sie sonst nicht viel ab.«
Fleur seufzte erleichtert auf, als sie die unerträgliche Hitze gegen die eisige Kälte der Klimaanlage im Wagen eingetauscht hatte. Wie haben die Leute es nur geschafft zu überleben, bevor Klimaanlagen erfunden wurden?
Der Fahrer stieg neben Fleur ein, und das Taxi stöhnte unter seinem Gewicht. Er schlug die Tür zu. »Ich heiße übrigens Len, und ich nehme an, Sie sind Fleur Mackenzie.«
Sie riss die Augen auf und schüttelte ihm die Hand. »Woher um alles in der Welt wissen Sie das?«
Er grinste. »Hier passiert nicht viel, ohne dass alle es erfahren«, sagte er, während er sich vom Qantas-Hangar entfernte und in Richtung Zentrum fuhr. »Im Übrigen kommt nicht jeden Tag eine gutaussehende junge Frau hier an, und ich habe über die Buschtrommel erfahren, dass Sie sich im Coolabah angemeldet haben.«
»Ach, du meine Güte!«, murmelte sie.
»Keine Bange, Schätzchen!«, sagte er leichthin. »Wenn Sie eine Weile bleiben, dann gewöhnen Sie sich dran. Das mit Annie hat mir leidgetan«, sagte er im Plauderton. »Aber Djati und seine Bande machen ihre Sache gut, also wird schon alles seine Ordnung haben. Natürlich war Annie schon seit einigen Jahren nicht mehr da, ich kannte sie nur als kleiner Junge. Sie war nett. Hatte immer Zeit für eine Unterhaltung.«
»Wie weit ist es bis Savannah Winds?«, fragte Fleur, während sie im Schritttempo durch die verlassene Hauptstraße fuhren, die breit genug war, um als Landebahn zu dienen.
Er verzog das Gesicht. »Schätze, wir brauchen anderthalb Tage bis dahin. Es liegt ziemlich weit draußen. Und letzte Nacht hat es ordentlich geregnet, daher könnten die Bäche über die Ufer getreten sein.« Er fuhr auf den Hof eines sehr kleinen
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