Der Zauber von Savannah Winds
bleiben. Er ist ein guter Junge und hat versprochen, auf dich aufzupassen.«
Sie wollte nicht sagen, dass Djati kein Ersatz war – dass er niemals in Sams Fußstapfen treten könne, obwohl sie ihn bewunderte und respektierte für die Art, wie er sich eingerichtet hatte und auf Savannah Winds einbrachte.
Susans neckende Worte vom Morgen hallten in Annie wider, und sie musste wohl oder übel zugeben, dass er ihr jetzt, da er fortging, viel mehr bedeutete, als sie geglaubt hatte. Sie reichte ihm die Papiere und bemerkte, dass ihre Hand zitterte.
Ihre Finger berührten einander, und beide standen da wie erstarrt und blickten sich gegenseitig einen Moment an, der ihnen endlos vorkam.
Annie spürte ihr Herz schlagen, sah, wie die Ader an seinem Hals pulsierte, und hörte seinen stockenden Atem. Sie sah auch die Frage in seinen Augen. Eine Frage, die sie nur zu gern beantwortet hätte, was sie jedoch nicht wagte – denn wozu? Er war bereits auf dem Sprung.
Sanft entzog sie ihm die Hand und versuchte, geradeaus zu denken. »Wirst du je wieder nach Australien zurückkehren?«, fragte sie sehnsüchtig.
»O ja«, sagte er und griff wieder nach ihrer Hand. »Ich habe den Ort und die Menschen – den Menschen – gefunden, mit denen ich den Rest meines Lebens verbringen möchte.«
Annie wurde rot und senkte den Kopf. »Aber deine Familie in England?«
Er nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände und zwang sie, ihn anzuschauen. »Du bist jetzt meine Familie, Annie, und Savannah Winds ist mein Zuhause. Was auch geschehen mag, ich werde zu dir zurückkommen.«
Seine Finger glitten durch ihr staubiges, ungekämmtes Haar und legten sich um ihren Hinterkopf. Er trat einen Schritt vor. »Ich liebe dich, Annie, seit dem Augenblick, als ich dich dort im Türrahmen der Schmiede stehen sah mit diesem grimmigen Ausdruck auf dem hübschen Gesicht – das Gewehr auf meine Brust gerichtet.«
»Wirklich?« Annie spürte ein Kribbeln bei seiner Berührung und konnte die Liebesbotschaft in seinem steten Blick deutlich erkennen. Sie wagte kaum zu glauben, dass ihr so etwas widerfuhr. Sie trat auf ihn zu, unfähig, der Anziehungskraft seiner Umarmung zu widerstehen.
Sein Arm legte sich um ihre Taille, er zog sie noch näher, zaudernd senkte er den Kopf und strich mit den Lippen über ihren Mund, bevor er sie in Besitz nahm.
Annie war verloren. Die pulsierende Heftigkeit seines Kusses durchlief sie, und ein längst vergessener Drang stieg in ihr auf, der jeden Teil ihres Körpers dahinschmelzen ließ. Seine Lippen waren fordernd, seine Arme zogen sie an ihn, als wolle er sie nie wieder loslassen – und sie erwiderte seine Küsse mit der gleichen Inbrunst. Ihre Hände fuhren durch sein dichtes, zerzaustes Haar, ihr Herz pochte laut, als sie sich vor Verlangen an ihn presste.
»Ä-hem.«
Mit roten Gesichtern und außer Atem flogen sie auseinander.
»Verzeiht, wenn ich störe«, sagte Susan mit allzu wissendem Lächeln. »Ich wollte dir nur sagen, Annie, dass du jetzt im Bad an der Reihe bist.« Sie hob eine sauber gezupfte Augenbraue. »Obwohl ich sagen muss, dass eine kalte Dusche angemessener wäre.«
»Danke«, murmelte Annie. Sie wagte nicht, ihre Freundin anzuschauen. Noch immer spürte sie die Hitze in ihrem Körper und im Gesicht, fühlte noch immer das Prickeln seiner Küsse und die wirbelnden, köstlichen Empfindungen, die sie geweckt hatten.
Während Susans Kichern mit ihren Schritten verebbte, nahm Sam Annies Hände. »Tut mir leid«, sagte er. »Ich hoffe, ich habe dir keine Probleme bereitet.«
Sie schaute durch ihre Wimpern zu ihm auf und errötete noch mehr. »Mein Ruf ist jetzt wahrscheinlich ruiniert«, kicherte sie. »Aber ich kann nicht sagen, dass mich das kümmert.«
Er küsste Annies Hände und strich sanft mit den Lippen über ihre Wange. »Auf Wiedersehen, Annie«, flüsterte er. »Behalte mich im Herzen, bis ich wieder nach Hause komme.«
Annie zog ihn zurück, als er sich umdrehen wollte. »Ich liebe dich auch«, flüsterte sie, obwohl sie sich beinahe scheute, die Worte auszusprechen, von denen ihr Herzen überfloss. »Komm gesund wieder!«
Er drückte sie an sich – und verschwand ohne ein weiteres Wort.
Annie fühlte sich beraubt, als er in der Dunkelheit vor der Veranda abtauchte. »Gott sei mit dir, Sam!«, flüsterte sie unter Tränen. »Komm bald nach Hause, und vergiss nicht, dass ich auf dich warte!«
Zum ersten Mal hat mich die kalte Realität des Krieges wirklich getroffen, und nun weiß ich,
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