Der Zauber von Savannah Winds
Fälle zu verschieben und andere an sein fähiges Chirurgenteam zu delegieren, gab es immer noch viele Operationen, die er selbst durchführen musste. Er hatte über sein Problem mit dem Direktor des Krankenhauses gesprochen, der Greg widerstrebend drei Wochen Urlaub gewährt hatte, sobald die anstehende Liste abgearbeitet sei.
Für Mittwochabend hatte Greg einen Flug von Brisbane nach Townsville gebucht, aber er würde zu spät ankommen, um den Anschlussflug nach Cloncurry noch zu erreichen – was eine Übernachtung und einen weiteren vergeudeten Tag bedeutete. Er beschloss, gleich nach der Ankunft in der alten Kupferminenstadt einen Wagen zu mieten und sich von Ortsansässigen den Weg nach Savannah Winds beschreiben zu lassen; die mussten doch wissen, wie man dorthin kam.
Der Montag hatte früh begonnen, und nach dem Tag im OP und auf den Krankenstationen war Greg ausgelaugt. Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und schaute aus dem Fenster auf die Lichter, die in ganz Brisbane glitzerten.
Fleur war inzwischen vermutlich in Cloncurry und unterwegs zur Farm. Er konnte sich in etwa vorstellen, wie sie ihn empfangen würde, aber er war fest entschlossen, sie zum Zuhören zu bewegen – und zu der Erkenntnis, dass es falsch gewesen war, an ihm zu zweifeln. Er würde ihr versichern, dass sie die einzige Frau sei, die er je gewollt habe. Dass er ein Narr gewesen sei, überhaupt das Risiko einzugehen, sie zu verlieren.
»Hi, Greg. Ich störe doch nicht, oder?«
Er lächelte matt. »Komm rein, Carla! Bedien dich am Kaffee. Er ist frisch.«
»Ich will nicht lange bleiben; es ist schon spät, und ich möchte helfen, die Kinder ins Bett zu bringen.« Sie trat in den Raum und lehnte sich an seinen Schreibtisch. »Du siehst angespannt aus. Gibt es etwas, worüber du reden willst?«
»Fleur glaubt, dass wir beide eine Affäre haben«, sagte er geradeheraus.
»O mein Gott, nein!« Sie legte die Hand vor den Mund, die Augen vor Schreck weit aufgerissen. »Das ist ja furchtbar. Wie kommt sie denn darauf?«
»Sie muss uns im Bistro gesehen haben.« Er rieb sich über das Gesicht. »Jetzt ist sie weg. Sie weigert sich, mit mir zu reden, und ich muss hierbleiben, bis meine OP -Liste abgearbeitet ist, bevor ich hinter ihr herfahren kann.«
»Das tut mir sehr leid, Greg.«
Sie wirkte ehrlich besorgt. »Mir auch«, erklärte er mit einem kleinlauten Seufzer. »Aber ich habe dadurch eine sehr aufschlussreiche Lektion gelernt. Ich liebe meine Frau, und ich will sie zurück. Ich werde ihr gern Kinder schenken, wenn ich sie dadurch behalten kann. Und ich will sie behalten, Carla. Wirklich und wahrhaftig.«
»Du musst die Kinder auch wollen«, gab sie zu bedenken. »Bist du wirklich bereit, diesen Schritt zu tun?«
Er schaute sie mit festem Blick an. »Mehr als das.«
»Dann ist meine Arbeit erledigt.« Lächelnd rutschte sie vom Schreibtisch. »Viel Glück, Greg! Ich hoffe, alles geht gut für dich aus.«
Carla verließ das Büro. Verräterische Tränen glitzerten an ihren Wimpern, als sie leise die Tür hinter sich zuzog und mit etwas abschloss, was nie eine echte Chance auf einen Anfang gehabt hatte.
Es erwies sich als angenehm, sich mit Doreen zu unterhalten, und der Nachmittag verging wie im Flug. Fleur war sich bewusst, dass alles, was sie sagte, rasch die Runde machen würde, und war deshalb auf der Hut. Aber Doreen war eine gute Zuhörerin und Expertin darin, die kleinsten Details herauszukitzeln. Fleur befürchtete schon, Greg als kompletten Bösewicht hingestellt zu haben. Doch da er niemals herkommen und Doreen nicht kennenlernen würde, spielte es keine große Rolle.
Die Nacht war hereingebrochen, und die Temperatur sank allmählich. Die Jackaroos hatten ihre Fleischpasteten und Berge von Kartoffelbrei und Gemüse bereits vertilgt und waren ins Pub gegangen. Fleur saß in der gemütlichen Küche bei Doreen.
»Hier, bitte, Schätzchen«, sagte Doreen, als sie einen Teller mit frischem Salat und geräuchertem Schinken auf den Tisch stellte. »Bist du sicher, dass du dazu keine Bratkartoffeln willst – oder Brot mit Butter? Du bist viel zu dünn.«
Fleur betrachtete die dicke, von Fett durchzogene Scheibe Schinken, die mindestens den halben Teller einnahm, und wusste, das würde sie niemals schaffen. »Es ist so schon reichlich. Bei der Hitze kann ich nicht viel essen.«
»Das Problem habe ich nicht.« Doreen verschränkte die Arme unter dem Busen und setzte sich Fleur gegenüber. »Aber ich bin auch hier geboren
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