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Der Zauber von Savannah Winds

Der Zauber von Savannah Winds

Titel: Der Zauber von Savannah Winds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Ambitionen«, murmelte Fleur.
    Doreen nickte. »Sie war zwei Jahre hintereinander Miss Cloncurry und so ungefähr die beste Reiterin und Viehhirtin meilenweit. Einmal wurde sie zur Rodeo Queen gekürt. Alle Jungs waren hinter ihr her, und sie hat ganz schön geschäkert, obwohl sie nicht so richtig an ihnen interessiert war – sie hatte sich in den Kopf gesetzt, sich einen Jungen aus der Stadt zu angeln.«
    Fleur schwieg.
    Doreen seufzte tief. »Und das war ihr Untergang. Annie hat ihr die Adresse ihres Bruders und seiner Familie gegeben, und kaum hatte Selina die Schule beendet, ging sie nach Brisbane, um sich Arbeit zu suchen.«
    »Und da hat sie meinen Vater kennengelernt«, sagte Fleur bitter.
    Doreen nickte. »Das war ein Unglückstag. Annie war entsetzt. Sie fühlte sich schuldig, weil sie die beiden zusammengebracht hatte. Aber wie hätte sie ahnen sollen, dass so ein junges Ding sich in einen Mann verlieben würde, der ihr Vater hätte sein können? Noch dazu war er verheiratet; er hatte eine kranke Frau und zwei Töchter. Aber Selina schien das nichts auszumachen.«
    »Ihre Eltern haben doch bestimmt versucht, es ihr auszureden?«
    »Sue und Ted – auch Annie – wollten sie zur Vernunft bringen, aber Selina hat nicht auf sie gehört. Don Franklin hatte ihr den Kopf verdreht. Sie sah nur sein Geld und seine gesellschaftliche Stellung. Allen guten Ratschlägen zum Trotz hat sie ihn noch im selben Jahr geheiratet, in dem seine Frau gestorben ist. Das war alles ein wenig überstürzt, und als du nur sechs Monate nach der Hochzeit auf die Welt kamst – na ja … «
    »Meinst du, die Familie erlaubt mir, ihr Grab zu besuchen?«, fragte Fleur zaghaft. »Ich möchte keine Umstände machen, aber ich würde ihr gern die letzte Ehre erweisen.«
    »Natürlich werden die nichts dagegen haben«, meinte Doreen. »Es wäre wie das verlorene Schaf, das zur Herde zurückkehrt.« Sie tupfte sich die feuchten Augen ab. »Oh, Liebes, ich bin ganz gerührt.«
    »Ich auch«, sagte Fleur mit zitternder Stimme. »Albern, nicht wahr?«
    Doreen unterdrückte die Tränen und schaute auf ihre Armbanduhr. »Jetzt ist es schon zu spät, aber ich werde Martha gleich morgen früh anrufen und es ihr erzählen. Wahrscheinlich wird sie sich auf Savannah Winds melden, sobald du dich dort eingerichtet hast.«
    »Das ist sehr nett von dir, Doreen«, murmelte Fleur. »Vielen, vielen Dank.«
    »Nicht der Rede wert, meine Liebe.« Doreen wedelte mit dem Taschentuch. »Ich helfe doch gern. Jedes Kind hat das Recht, die Wahrheit zu erfahren. Und ich bin heilfroh, dass du den langen Weg auf dich genommen hast, um deinen Frieden mit deiner Mutter zu machen.« Sie schnäuzte sich und schaute Fleur alarmiert an. »Weiß dein Vater, dass du hier bist?«
    »Er kann es sich bestimmt denken«, sagte sie. »Wir kommen nicht gut miteinander aus. Was kannst du mir sonst noch von Selina erzählen?«
    Doreen wirkte nachdenklich. »Sie war ein echtes Kind der Sechzigerjahre – sie liebte das Leben und die Freiheit, zu tun und zu lassen, was ihr gefiel. Wahrscheinlich hat sie dir deshalb den Namen Fleur gegeben. Du wurdest um die Zeit geboren, als die Flower-Power-Bewegung die Welt eroberte. Irgendwo habe ich noch ein Foto von ihr«, murmelte sie.
    »Könnte ich es mal sehen?«
    »Ja, wenn ich es finde … Soll ich sofort danach suchen?«
    »Ja, bitte.« Fleur vernahm die leise Verzweiflung in ihrer Stimme und raffte sich zu einem matten Lächeln auf. »Ich helfe dir, wenn du willst. Verstehst du, ich habe nichts, was mich an sie erinnert. Dad hat alles verbrannt, was sie hinterlassen hat, und ihr Name durfte nicht mehr erwähnt werden.«
    »Gut, dann komm mit.« Doreen wurde geschäftsmäßig und eilte in ihr Wohnzimmer voller Rüschen und Volants. »Hol alle alten Alben aus dem Regal und staple sie auf den Tisch. Dann wirst du mir helfen müssen, den großen Koffer unter dem Bett hervorzuziehen. Ich habe das Gefühl, da drin stecken auch noch ein paar alte Schnappschüsse.«
    Als der Koffer geöffnet mitten im Raum stand, begann Doreen eine Reise in ihre Vergangenheit. Sie zog ein vergilbtes Hochzeitskleid hervor, Babykleidung und Spielzeug, zerdrückte Hüte, abgetragene Lederschuhe und Handtaschen sowie altmodische Baumwollkleider, die ihr nie wieder passen würden. Alte Geburtstagskarten und Kinderbilder stapelte sie auf dem Boden zusammen mit Schulheften und verblassten Schleifen von Reiterfesten und Rodeos.
    Dann holte Doreen einige Schwarzweißfotos

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