Der Zauber von Savannah Winds
gerüstet war: Es gab eine Schmiede, eine kleine Scheune war für die Wartung und Reparatur der Lastwagen und Maschinen ausgestattet, eine weitere diente als Schreinerei, und in der nächsten wurden Werkzeug, Zaumzeug und Sättel in gutem Zustand aufbewahrt. Fleur atmete den wunderbaren Geruch nach frisch abgeschliffenem Holz und geöltem Leder ein und setzte ihren Weg zum nächsten Schuppen fort, in dem Heu und Säcke mit Viehfutter lagerten.
Etwas abseits von diesen Scheunen entdeckte Fleur einen großen, verfallenen Schuppen, dessen Portal offensichtlich schon lange nicht mehr geöffnet worden war. Unkraut wucherte davor, Ranken wanden sich durch die Scharniere hinauf bis in das lückenhafte Dach, Rost blätterte vom Metall, als sie an dem Tor zerrte. Schließlich bekam sie es so weit auf, dass sie einen Blick hineinwerfen konnte.
Wohl wissend, dass Schlangen, Spinnen, Skorpione und jede Menge anderer ekeliger, giftiger, stechender und beißender Viecher im Inneren lauern konnten, stellte sie sich in den Lichtstrahl, der von außen einfiel, bemüht herauszufinden, was dort so lange versteckt worden war.
Als ihre Augen sich an die Finsternis gewöhnt hatten, bemerkte sie in der Mitte der Scheune etwas Großes, das mit mehreren Planen bedeckt war. Die Neugier siegte über Fleurs Angst vor Krabbeltieren, und sie machte sich daran, den Gegenstand näher zu untersuchen.
Die alten Planen waren mürbe und knackten beunruhigend, als Fleur mühsam versuchte, sie herunterzuziehen. Sie schwitzte und war von Staub bedeckt, als die erste Plane schließlich zu Boden fiel.
Ungläubig starrte Fleur an, was sie freigelegt hatte. Da die wachsende Aufregung ihr zusätzliche Kräfte verlieh, gelang es ihr schließlich, den Rest der Abdeckung zu entfernen.
Das einsitzige Flugzeug hatte ellipsenförmige Flügel, die sich über elf Meter spannten, und einen gigantischen Propeller. Es war über neun Meter lang. An der Seite entdeckte Fleur ein verblasstes gelb-blau-weiß-rotes Logo der Royal Air Force mit dem Buchstaben R auf einer und der Zahl 62 auf der anderen Seite. Die schlaffen Reifen waren abgefahren und angenagt. Der Lack war von winzigen Rissen durchzogen, und der Propeller würde sich wahrscheinlich nie wieder drehen.
Trotz der Altersschwäche war die Maschine eine Schönheit. Fleur umrundete sie ehrfürchtig. Vorsichtig strich sie mit den Fingern über das Metall, verweilte an den Insignien und stellte sich vor, wie dieses Flugzeug einst mit hoher Geschwindigkeit über den Himmel gerast war, sich gedreht und gewendet hatte, um den Feind in einen Kampf zu verwickeln.
Sie kannte die alten Filme, hatte die Schwarzweiß-Wochenschauen in der Schule gesehen und wusste: Das war eine Spitfire, im Zweiten Weltkrieg das renommierteste Kampfflugzeug. Aber was um alles in der Welt machte es hier, mitten in Gulf Savannah?
»Fleur? Fleur? Da ist ein Anruf für dich.«
Vollkommen in ihrer Phantasiewelt gefangen, fuhr Fleur bei Sals Stimme erschrocken zusammen. »Ich komme!«, rief sie zurück. Mit einem letzten anerkennenden Blick ließ sie das Flugzeug zurück und eilte hinaus.
Sal winkte ihr von der Veranda ihres eigenen Wohnhauses aus zu.
Als Fleur die Stufen hinaufstieg, fragte Sal stirnrunzelnd: »Was hast du da drinnen gemacht?«
»Ich habe mir das alte Flugzeug angeschaut. Eine Schönheit. Hätte nie gedacht, dass ich mal eine echte Spitfire zu sehen kriege. Wem gehört sie? Und warum steht sie hier?«
Sals Blick verfinsterte sich. »Sie hat Sam gehört. Er hat sie nach dem Krieg per Schiff rüberbringen lassen.« Sie sammelte sich. »Komm, Martha Daley möchte dich sprechen.«
Fleur vergaß die Spitfire und folgte Sal rasch ins Haus. Es glich dem Hauptgebäude, war allerdings kleiner und ziemlich düster, weil alle Fensterläden geschlossen waren. Sal reichte ihr den Hörer, verließ das Zimmer und zog die Tür hinter sich zu.
»Hallo? Fleur am Apparat.«
»Hi, Fleur. Doreen hat mir gesagt, dass du hier bist. Gute Güte, du ahnst ja nicht, wie aufgeregt wir alle sind, weil du endlich nach Hause gekommen bist.«
Fleurs Beine zitterten. Sie setzte sich. »Es tut gut, hier zu sein«, antwortete sie; mehr fiel ihr nicht ein.
»Doreen sagt, du siehst genau wie deine Mutter aus. Wir können es kaum erwarten, dich kennenzulernen. Dein Onkel John gräbt schon die alten Fotos aus, um sie dir zu zeigen. Kannst du morgen rüberkommen?«
Fleur lächelte über Marthas Enthusiasmus und wurde selbst aufgeregt. »Ich müsste
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