Der Zauber von Savannah Winds
Der ist für heute gebucht.« Er zuckte mit den Schultern und tat gar nicht erst so, als interessiere ihn Gregs Notlage. »Sie könnten es bei Jake am anderen Ende der Stadt versuchen. Er hat eine Autowerkstatt und oft Wagen zu vermieten oder zu verkaufen.«
»Okay.« Greg ließ die Tür offen stehen und machte sich auf die Suche nach Jake.
Schließlich fand er etwas, was als Autowerkstatt durchgehen mochte. Der rostige Wellblechschuppen lag versteckt in einer Seitenstraße am anderen Ende der Stadt und hatte schon bessere Zeiten gesehen. Davor standen zwei Zapfsäulen; daneben rostete ein Haufen Autos auf einem Buschgelände vor sich hin. Ein Radio plärrte aus dem düsteren Innenraum, in dem ein Wagen hochgebockt war. Auf dem Vorhof stand ein Truck mit einer gültigen Zulassung hinter der Windschutzscheibe, aber von Jake war keine Spur zu sehen.
Greg schwitzte. Wütend ließ er die Tasche fallen, setzte sich auf einen umgedrehten Bierkasten und wartete, dass jemand auftauchte. Der Geländewagen, der da vor ihm stand, schien ihn zu verhöhnen; die Sonne glitzerte auf der Windschutzscheibe; der Zündschlüssel steckte. Aber Greg war von Natur aus ehrlich, und wenn sein Krach mit Doreen vorübergehend sein sollte, durfte er seinen ohnehin beschädigten Ruf nicht noch durch einen Diebstahl gefährden.
Nach einer halben Stunde schlenderte ein Mann in mittleren Jahren auf ihn zu. Er aß etwas aus einer braunen Papiertüte. Sobald er Greg sah, verfinsterte sich sein Blick. »Kann ich Ihnen helfen, Kumpel?«
»Das hoffe ich doch. Ich würde gern einen Geländewagen mieten. Es ist dringend, und es macht mir nichts, etwas draufzuzahlen.«
»Tut mir leid, Kumpel, ich vermiete keine Autos.«
»Was ist denn mit dem Geländewagen? Gehört der Ihnen? Kann ich den nicht haben?«
»Das geht nicht, Kumpel. Den brauche ich für meine Abrissarbeiten.«
Greg holte tief Luft und unterdrückte einen Wutanfall. »Ich war schon bei Henry. Gibt es hier noch eine andere Möglichkeit, einen Wagen zu mieten?«
Der Mann überlegte eine Weile, kaute auf seiner Fleischpastete herum und schüttelte dann den Kopf. »Schätze mal, Sie stecken fest, Kumpel.« Er schob sich an Greg vorbei, den Hauch eines Lächelns auf dem Gesicht, als er in der Finsternis verschwand und das Radio lauter stellte.
Greg fluchte leise vor sich hin, ging den Weg zurück, den er gekommen war, und zerfloss fast vor Hitze. Er verdammte Doreen, die Stadt und sogar Fleur, die zu viel geredet hatte.
Henry saß noch immer auf seinem Drehstuhl und riss die Augen weit auf, als Greg das Büro betrat. »Kein Glück gehabt bei Jake?«
Arrogantes Schwein!, dachte Greg. »Ich möchte einen Geländewagen kaufen«, sagte er.
»Wir haben nur zwei, und die sind Oberklasse«, erklärte Henry und erhob sich schließlich.
Greg hatte sich so etwas bereits gedacht. »Schön. Dann nehme ich den billigeren. Am besten geben Sie mir noch Ersatzreifen, zwei Kanister Benzin und Werkzeug hinzu.« Er holte sein Portemonnaie aus der Tasche und zog eine Platin-Kreditkarte hervor.
Henry starrte die Karte nachdenklich an. »Den Wagen auf Vordermann zu bringen und die Buchung abzuwickeln dauert zwei Tage«, sagte er. »Und dann muss ich natürlich noch eine Anfrage bei der Polizei machen.« Sein Lächeln reichte nicht ganz bis an die Augen. »Heute ist Freitag. Übers Wochenende wird nicht viel passieren – aber der Wagen dürfte Ende nächster Woche für Sie bereitstehen.«
»Aber ich brauche ihn heute.« Allmählich verzweifelte Greg. Er wusste, dass es ihm anzusehen war, aber das machte ihm nichts aus. »Ich muss nach Savannah Winds. Meine Frau ist da draußen, und … «
»Ja, hab ich gehört«, nuschelte Henry und nahm wieder Platz. Er legte die Beine auf dem Schreibtisch übereinander und zündete sich eine Zigarre an. »Keine Bange. Martha Daley wird sich um sie kümmern. Fleur wird hierher zurückkommen, wenn sie fertig ist. Dann können Sie sie treffen.«
»Wer zum Teufel ist Martha Daley?«
»Meine Tante. Ihr Mann ist Fleurs Onkel. Das sollten Sie eigentlich wissen – immerhin sind Sie mit Fleur verheiratet … «
Greg stürmte aus dem Büro, trampelte die Stufen hinunter, dass der Container wackelte, und marschierte über den Vorhof. Dies war eine Verschwörung – und alles nur, weil eine neugierige alte Frau sich nicht um ihre eigenen verdammten Angelegenheiten kümmern konnte.
Er blieb an einem Tor stehen, das in einen öffentlichen Park führte, und ging über den
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