Der Zauber von Savannah Winds
Wange. »Was ist los, Liebes?«
Sie lehnte sich an ihn und genoss diesen Anflug von Zuneigung, während sie den frischen Duft seines Rasierwassers einatmete. Clive war mit seinen zweiundfünfzig Jahren noch immer ein gutaussehender Mann. Sein lohfarbenes Haar fiel ihm in die braunen Augen; er hatte schmale Hüften und besaß noch den Elan eines wesentlich jüngeren Mannes. »Eigentlich ist es lächerlich«, sagte sie, »aber mir fehlen die Kinder.«
»Wie man’s nimmt«, erklärte er und holte die Golftasche aus dem Schrank unter der Treppe. »Es ist gut, ein bisschen Ruhe und Frieden zu haben und nach Hause zu kommen, wenn Ordnung statt flammendes Inferno herrscht.«
Sie stutzte, denn sie hatte im Lauf der Jahre hart gearbeitet, um alles nett herzurichten. Aber sie wollte nicht mit ihm streiten – nicht an diesem Morgen. »Melanie wird bald ausziehen und zur Uni gehen«, murmelte sie und reichte ihm den Flachmann mit dem Brandy, den er immer in seiner Golftasche hatte, »und dann sind wir zwei wirklich allein.«
»Früher oder später gehen sie alle«, brummte er, auf seine Golfausrüstung konzentriert. »Im Übrigen hast du doch immer so viel mit der Kirche und deinen Komitees zu tun, dass es dir kaum auffallen wird.« Er zog den Putter heraus und beäugte ihn eingehend. »Der wird an den Rändern schon ein bisschen rau. Vielleicht sollte ich einen neuen kaufen.«
Bethany beobachtete, wie er die Schläger überprüfte und in die Lederhüllen steckte, die mit seinen Initialen geprägt waren. Für ihn ist es in Ordnung, dachte sie verbittert. Er hat sein Steuerbüro und an den Wochenenden sein Golf – wohingegen die Energie, die ich in mein Dasein als Mutter gesteckt habe, nicht mehr gebraucht wird. Und da ich keine anderen Fähigkeiten habe, droht mir mit fünfzig eine trostlose einsame Zukunft.
Clive war ein altmodischer Vater. Nach der anfänglichen Freude über die Geburt hatte er nur wenig Interesse an seinen Kindern bekundet und die Erziehung und den Haushalt vollkommen in die Hände seiner Frau gelegt, während er eine erfolgreiche Steuerkanzlei aufbaute und daran arbeitete, sein Handicap beim Golf zu verringern. Sein Leben würde sich überhaupt nicht verändern.
»Triffst du die Zwillinge im Club, oder kommen sie erst hier vorbei?« Die Sehnsucht war ihr deutlich anzuhören, aber er schien keine Notiz davon zu nehmen.
»Die Jungs schaffen es am Wochenende nicht«, sagte er und hängte sich die große Tasche über die Schulter. »Irgendwas an der Uni oder so.« Er musterte Bethany nachdenklich; vielleicht hatte er endlich bemerkt, wie niedergeschlagen sie war. »Ruf doch Angie an und frag, ob sie Zeit für einen Lunch oder etwas in der Art hat.«
»Hat keinen Sinn. Unsere älteste Tochter ist zu sehr mit ihrem neuen Ehemann und dem großen Haus beschäftigt, das sie renovieren. Außerdem«, fügte sie hinzu, »bin ich zum Lunch mit Daddy und den anderen verabredet.«
Er zog eine dunkle Augenbraue hoch. »Besser du als ich«, brummte er. »Macht dir das zu schaffen? Du ziehst ein Gesicht, als wärst du in ein Plumpsklo gefallen.«
Seine derbe Ausdrucksweise missfiel ihr sichtlich, denn sie zuckte zusammen. »Mir gefallen unsere Familientreffen«, erklärte sie nachdrücklich. »Das leere Haus beunruhigt mich.«
»Keine Bange, Schätzchen«, sagte er und hievte die Tasche noch höher. »Angie wird im Nu schwanger werden, und dann wirst du vollauf mit Babysitten beschäftigt sein und dir um uns keine Sorgen mehr machen.« Er zwinkerte grinsend und ging, ohne ein weiteres Wort zu verlieren.
Bethany stand in der stillen, makellosen Küche und lauschte. Clive setzte den Wagen rückwärts aus der Einfahrt und fuhr davon. Bethany blinzelte gegen die Tränen an, wütend, weil sie sich so bedürftig und alleingelassen fühlte. Aber was, um alles in der Welt, sollte sie mit dem Rest ihres Lebens anfangen?
Enkel würde es noch lange nicht geben – ihre Tochter hatte bereits unmissverständlich klargestellt, dass ihre Karriere als Krankenschwester Vorrang habe und Bethany ihr nicht zusetzen solle. Die Zwillinge, Joe und Mike, waren in ihrem letzten Universitätsjahr, und wenn sie nicht studierten, hatten sie nur wenig Zeit, nach Hause zu kommen – es sei denn, sie brachten ihre schmutzige Wäsche vorbei oder wollten Geld schnorren oder hin und wieder eine anständige Mahlzeit einnehmen.
Melanie, das Nesthäkchen, war fast achtzehn und ging bereits auf Distanz. In Vorbereitung auf ihr neues, aufregendes
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