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Der Zauber von Savannah Winds

Der Zauber von Savannah Winds

Titel: Der Zauber von Savannah Winds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Die Rasenflächen waren grün und eben wie ein Billardtisch, die Palmen, Farne und exotischen Blumen in den wenigen Beeten gediehen prächtig.
    Fleur parkte zwischen dem erstklassigen Landrover ihres Vaters und Margots Mercedes. Bevor sie das Haus betrat, blieb sie noch einen Moment sitzen, um sich zu sammeln und zu überprüfen, ob es auch kein Anzeichen für das Wechselbad der Gefühle gab, dem sie in den letzten sechsunddreißig Stunden ausgesetzt war. Dad hatte Argusaugen, und wenn er den Verdacht hegte, dass sie ihm etwas vorenthielt, würde er ihr so lange zusetzen, bis er alles wüsste – und solch einem Drama fühlte Fleur sich nicht gewachsen.
    Wegen der Außenhitze wirkte die große Eingangshalle kühl und einladend. Fleurs Sandalen klapperten auf dem Marmorboden, als sie ins Wohnzimmer ging. Für Fleur war es der schönste Raum im Haus, denn hinter den Palmen in Töpfen und den tiefen Ledersofas befand sich eine Glaswand, die einen Panoramablick über Meer und Himmel bot. Fleur blieb unwillkürlich stehen und nahm die Szene in sich auf, bemüht, ein wenig Begeisterung für dieses Familientreffen aufzubringen. Eigentlich wäre sie heute auch ganz gut ohne ausgekommen, aber alles war besser, als zu Hause zu sitzen, allein mit ihren verworrenen Gedanken und ihren Sorgen. Sollte sich die Gelegenheit bieten, könnte sie vielleicht sogar etwas über diese mysteriöse Annie Somerville herausfinden.
    Fleur atmete tief durch, überquerte den auf Hochglanz polierten Zedernholzboden, trat auf die erste Terrasse hinaus und stieg langsam die Treppe zur zweiten hinunter. Stimmen drangen in der ruhigen, warmen Atmosphäre zu ihr hinauf, und sie blieb im Schatten einer großen Blumenschale aus Beton stehen. Nur selten waren die Schwestern gemeinsam anzutreffen, und es war interessant, sie so zu beobachten.
    Sie saßen an einem langen Tisch neben dem Pool auf der untersten Terrasse, durch einen riesigen weißen Sonnenschirm vor der Gluthitze der Sonne geschützt. Ihr Vater, Don Franklin, thronte auf seinem Lieblingsstuhl am Kopf der Tafel. Sein grelles Hemd vermochte seinen Leibesumfang kaum zu verbergen; knielange weiße Shorts gaben den Blick auf unbehaarte, dicke Beine frei. Er rauchte eine seiner schädlichen Zigarren. Der Diamant in seinem Siegelring funkelte, als er mit den Fingern auf die Armlehne trommelte. Er war in jeder Hinsicht ein großer Mann und besaß mit einundachtzig Jahren noch immer eine nicht zu unterschätzende Macht.
    Fleur empfand wenig Zuneigung für ihn. Er war ein distanzierter, fordernder Vater, der glaubte, mit teuren Geschenken könne er sich ihre Loyalität und ihren Gehorsam erkaufen, obwohl sie sich eigentlich nur ein Zeichen wünschte, dass er sie weniger als Besitz, denn als Person betrachtete, die er liebte und auf die er stolz war.
    Doch gerade dieser Mangel an Zuneigung hatte sie zu der Frau gemacht, die sie war: getrieben von dem Wunsch, auf eigenen Füßen zu stehen, entschlossen, die Serie von Scheidungen in der Familie zu durchbrechen und eine starke und beständige Ehe einzugehen, in der Kinder geliebt und nicht als bloße Erzeugnisse betrachtet wurden, denen man Manieren beibiegen musste. Sie lächelte schief. Allem Anschein nach hatte der Fluch der Familie sie am Ende doch getroffen, aber das musste nicht heißen, dass sie sich dem fügen würde.
    Ihre beiden viel älteren Halbschwestern saßen sich am Tisch gegenüber. Margot nippte an einem Wein. Sie wirkte unglaublich kühl und elegant neben der altbackenen, schwitzenden Bethany, die hastig Orangensaft trank und ununterbrochen redete, zweifellos bemüht, ein beklemmendes Schweigen zu vermeiden.
    Fleurs Anwandlung von Mitleid war durchsetzt von Schuldgefühlen. Beth war wie eine Mutter für sie gewesen; die stämmigen Arme hatten sie in ihrer einsamen Kindheit getröstet und besänftigt. Fleur hatte ihre Halbschwester schon lange nicht mehr besucht, und Beth musste sich verlassen vorkommen, zumal ihre Brut nun aus dem Haus war.
    Fleur nahm sich vor, Beth demnächst zu besuchen, und richtete den Blick auf Margot, die beinahe eine Fremde für sie war. Das lag an dem Altersunterschied. Aber Fleur hatte sich auch nie gewünscht, der älteren Halbschwester nahezukommen, da sie diese stets als zu spröde und zu verschlossen empfunden hatte.
    »Was lauerst du da oben herum, Mädel?«, donnerte Don Franklin. »Beweg sofort deinen dürren Arsch hier herunter.«
    Aus den Gedanken gerissen, nahm Fleur sich Zeit für die letzten Stufen

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