Der Zauber von Savannah Winds
hat ständig Überstunden gemacht und mich und Annie gar nicht wahrgenommen – und unsere arme Mutter auch nicht. Aber es hat sich gelohnt, denn er war schließlich in der Lage, das Hotel zu kaufen, und als er in den Ruhestand ging, gehörten ihm drei der besten Hotels von ganz Australien.« Er funkelte die drei Frauen wütend an. »Die habe ich von ihm geerbt – die Grundlage für alles, was wir heute besitzen – , und eher friert die Hölle ein, als dass ich an eine unbedeutende, blöde Hotelkette verkaufe.«
»Du hast in der Angelegenheit nicht viel mitzureden«, unterbrach Margot ihn. »Nach allem, was ich heute gehört habe, ist klar, dass Fleur und Beth mich in der Sache voll unterstützen, und die übrigen Vorstandsmitglieder haben bereits signalisiert, dass sie den Antrag zum Verkauf billigen.«
»Was zum Teufel soll ich denn Tiffany sagen?«
»Sag ihr die Wahrheit. Wenn sie auch nur halbwegs die Frau ist, für die ich sie halte, wirst du danach nur noch einen Kondensstreifen von ihr sehen«, blaffte Margot.
»Du bist eine kaltherzige Schlampe«, knurrte er.
»Das muss ich auch sein, um mit dir klarzukommen.«
Fleur sah, wie ihr Vater sich bemühte, diese unappetitliche Wahrheit zu schlucken. Obwohl sie schockiert war, wie schnell er zu Boden gegangen war, überraschte es sie eigentlich nicht, dass das Familienunternehmen in Schwierigkeiten steckte. Schon vor drei Jahren war von einem Verkauf die Rede gewesen und seither bei jeder Hauptversammlung – doch das tyrannische Gebaren ihres Vaters hatte die Gegner zum Schweigen gebracht. Und nun hatte das Ganze das Ausmaß einer Krise angenommen.
Margot, die das Unternehmen im Lauf der Jahre geleitet und ihren Vater unermüdlich bei der Stange gehalten hatte, tat ihr leid. Der heutige Tag musste sehr schwer für sie sein. Fleur wusste allerdings, dass Margot nach ihrer Scheidung hart verhandelt und ein gutes Arrangement erreicht hatte und auch ein solides Gehalt vom Unternehmen bezog. Ihre Rente würde zweifellos genauso großzügig ausfallen.
Aber Bethany? Die arme Bethany, die ihren Vater trotz allem liebte und sich so sehr bemühte, ihm zu gefallen – ihr würden die jährlichen Dividenden fehlen, denn Fleur vermutete, dass sie Beth eine gewisse Unabhängigkeit verliehen.
Fleur zahlte ihre jährlichen Zuwendungen auf ein hoch verzinstes Einlagenkonto ein, seit Greg ein höheres Gehalt erhielt. Sie wäre nicht so schwer getroffen wie die anderen. Außerdem gab es noch immer die Aussicht auf diese ominöse Erbschaft.
Fleur lehnte sich zurück und trank einen Schluck Wein, während um sie herum weiterhin die Fetzen flogen. War Annie Somerville dieselbe Annie, die ihr Vater gerade erwähnt hatte? Könnte es seine Schwester sein? Wenn ja, warum hatte sie bisher nie Erwähnung gefunden? Das würde allerdings den Letzten Willen annähernd erklären. Trotzdem, warum hatte die Schwester ihres Vaters alles ihr allein hinterlassen – und nicht zu gleichen Teilen sämtliche Nichten bedacht?
Fleur leerte ihr Weinglas und richtete die Aufmerksamkeit aufs Meer. Auch dieser Tag hat schockierende Offenbarungen gebracht, dachte sie. Dies ist bestimmt nicht der richtige Zeitpunkt, um in der Familiengeschichte zu graben. Aber ich muss die offenen Fragen ansprechen, und zwar bald.
3
F leur brachte Bethany zurück nach Buderim. Margot war geblieben, um mit ihrem Vater die Papiere eingehend zu prüfen.
Bethany wollte unbedingt nach Hause zu Melanie.
»Ich hoffe, sie ist noch da«, murmelte sie, als sie von der Küste abbogen und nach Buderim hinauffuhren. »Ich weiß einfach, dass sie mir etwas Wichtiges erzählen wollte.«
»Sie wird es dir schon noch sagen, wenn es so ist«, erklärte Fleur leise und schenkte ihrer Halbschwester einen mitfühlenden Blick. »Teenager können furchtbar verschwiegen sein – und machen für gewöhnlich aus einer Mücke einen Elefanten. Ich bin mir sicher, dass es nichts allzu Ernstes ist.«
Bethany wirkte nicht überzeugt. »Hat sie dir etwas gesagt? Ich weiß, dass sie sich dir anvertraut – und das ist gut so – , aber du würdest mir doch sagen, wenn etwas nicht stimmt, oder?«
»Klar.« Fleur hatte immer befürchtet, dass Beth verletzt oder eifersüchtig sein könnte, weil ihre Tochter die Tante um Rat anging. Mel benutzte sie als Sprachrohr, wenn sie glaubte, ihre Mutter werde sie nicht verstehen oder gegen etwas sein. Und bisher waren die Probleme typisch für Mädchen ihres Alters gewesen.
»Sie war so ein süßes
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