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Der Zauber von Savannah Winds

Der Zauber von Savannah Winds

Titel: Der Zauber von Savannah Winds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Hemdtasche.
    Blue war anscheinend eher einsilbig, und das war unbefriedigend. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«, fragte Fleur in der Hoffnung, dass er bei einer Tasse Tee gesprächiger werden würde.
    »Nö, Sie haben recht. Ich mach mich lieber auf den Weg, nachdem Sie jetzt hier sind.«
    Sie runzelte die Stirn. »Sie haben gewusst, dass ich heute komme?«
    »Hier in der Gegend spricht sich alles schnell rum.« Breit lächelnd tippte er sich an den Hut. »Schönen Tag noch, Fleur. Nett, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben.«
    Sie folgte ihm durchs Wohnzimmer in die Diele. »Kommen Sie wieder her?«, fragte sie schnell. »Ich würde nämlich gern irgendwann etwas über Annie erfahren. Verstehen Sie, ich habe sie nicht gekannt und … « Sie merkte, dass sie plapperte.
    Seine Augen strahlten vorwitzig, seine Lippen zuckten. »Kann schon sein.«
    Sie stand im Türrahmen, als er sich in das rostige Auto schob, es anließ und zum Tor hinausfuhr. Das Motorengeräusch des Wagens, der sich den Berg hinaufquälte, wurde bald vom Wald verschluckt, und Fleur blieb in der Einsamkeit von Birdsong mit der Gewissheit zurück, dass Blue ein wesentlicher Bestandteil des Anwesens war.
    Carlas leise hypnotische Stimme hatte Greg den langen, gewundenen Pfad hinabgeführt, durch ein Tor und über einen Hügel in die Straße, in der er einst gelebt hatte. Eigentlich wollte er gar nicht dort sein; er wollte die Dunkelheit nicht herauslassen, die er in sich zu begraben suchte, seit er erwachsen war. Doch vor dem hartnäckigen Sog der Vergangenheit gab es kein Entrinnen. Schon ging er den Weg zur Haustür hinauf, griff nach dem Messingknauf und schob sie auf – und trat in die bedrückende Stille des Hauses.
    »Was siehst du, Greg?«
    Schweißperlen bildeten sich auf seinem Gesicht, sein Herz raste, und sein Nacken prickelte, was stets Schlimmes verhieß. »Ich komme gerade vom Fußballtraining zurück«, murmelte er. »Ich bin in der Diele.«
    Sein Blick schweifte kurz über den vertrauten Teppich, den Telefontisch und den Spiegel darüber. Er betrachtete sich darin und erblickte einen Jungen – einen blonden Jungen im Trikot der Schulmannschaft, mit Sommersprossen auf der Nase und mit Augen, die von Entsetzen erfüllt waren.
    »Wie alt bist du?«
    »Zehn.« Er bewegte den Kopf auf dem Kissen, als die Stille von einem schrillen Aufschrei seiner Mutter unterbrochen wurde; er sah, wie er durch die Diele zur Küche lief; die Fußballschuhe klapperten auf dem Linoleum. »Mum«, sagte er gepresst. »Er tut Mum wieder weh.«
    Vor Angst keuchend, öffnete er die Küchentür. Er wusste, was er sehen würde – wusste, dass auch er bestraft werden würde, sollte er sich einmischen. Aber seine Mutter brauchte ihn – er musste ihr helfen.
    »Greg? Greg, was ist passiert?«
    Carlas Stimme schien im Äther zu schweben, hatte jedoch keine Macht mehr über ihn, als er die Szene in sich aufnahm. Seine Mutter kauerte auf dem Boden und machte sich klein, um dem Stiefel zu entkommen, der gnadenlos auf sie eintrat. Ihre Augen waren blau geschlagen, die Lippen aufgesprungen. Bei jedem Tritt schrie sie kläglich auf.
    John Mackenzies Gesicht war eine kalte Maske. Hoch aufgerichtet stand er über Mary und zielte mit einstudierter Präzision auf ihren knochigen Körper.
    »Lass sie in Ruhe!«, rief Greg und stürmte in den Raum. Die Wut verlieh ihm unvorstellbare Kräfte. Er rannte direkt in den verhassten Mann und schleuderte ihn gegen einen Küchenschrank. Seine Fäuste versanken im weichen Fleisch unter den Rippen, er prügelte, so fest er konnte, ohne an die Folgen zu denken. Er wusste nur, dass er seinem Vater wehtun wollte – er sollte so leiden wie er, Greg, und seine Mutter gelitten hatten.
    John Mackenzie rammte ihm die Faust ins Gesicht, und Greg prallte gegen die Wand. Blut floss aus seiner Nase. »Das wirst du büßen, du kleiner Bastard«, knurrte John. Seine ausdruckslosen Augen durchbohrten seinen Sohn, während er den Gürtel aufschnallte, ihn durch die Laschen zog und so um die Faust wickelte, dass die schwere Schnalle vor und zurück schwang.
    Greg rappelte sich mühsam auf. »Ich bin kein Bastard«, schrie er. Sein ängstlicher Blick huschte zwischen Gürtelschnalle und Mutter hin und her, die versuchte, auf die Beine zu kommen, die Hände flehentlich zu John erhoben, und um Gnade flehte.
    Der dicke Ledergurt schnalzte wie eine Peitsche, und die Schnalle traf Greg seitlich am Kopf. Seine Beine gaben nach. Dicht neben seiner

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