Der Zauber von Savannah Winds
hineingegangen. Beth hatte vier Stunden lang draußen ausgeharrt, bis sie wieder auftauchten, Küsse austauschten und dann getrennte Wege gingen. Während dieser Zeit hatte Beth eine verblüffende Entdeckung gemacht: Seine Untreue mochte zwar ihren Stolz verletzen, berührte aber kaum ihr Herz.
Inzwischen hatte sie ihn als jemanden erkannt, dem sie schon längst nicht mehr wichtig war. Doch ihr war bewusst, dass jedes leichtfertig ausgesprochene Wort zur Scheidung führen könnte, und dazu war sie – noch – nicht bereit.
»Ich diskutiere nicht mehr darüber«, erklärte sie und griff nach Mantel und Handtasche. »Ich gehe aus. Dein Essen steht im Ofen.«
Das Feuer war heruntergebrannt. Fleur warf noch ein paar Stücke Treibholz in die rote Glut und beobachtete, wie sie in Flammen aufgingen. Melanies Tränen waren allmählich versiegt, und nun lag sie unter einer Decke, zusammengerollt wie ein kleines Kind. Auf ihrem bleichen Gesicht und in den großen Augen spiegelte sich der Feuerschein.
»Du musst dir das wirklich genau überlegen, Mel«, sagte sie leise. »Du kannst deine Meinung nicht mehr ändern, wenn es einmal geschehen ist, und du musst bereit sein, diese Entscheidung dein Leben lang mit dir herumzutragen.«
»Ich weiß, und das macht mir Angst«, gestand sie. »Aber ich weiß keinen anderen Ausweg.«
»Du könntest das Kind zur Adoption freigeben«, schlug Fleur behutsam vor. »Oder es einer Pflegefamilie überlassen. Andererseits könntest du es auch behalten. Ich bin sicher, wenn du es deiner Mutter erst einmal gestanden hast, wird sie … «
»Sie darf es nicht erfahren. Niemals.« Mit grimmiger Miene fuhr Melanie ruckartig auf. »Du darfst es ihr nicht sagen.«
»Ich habe ihr schon mal etwas verschwiegen, und du weißt, was daraus geworden ist.« Fleur hüllte sich in die andere Decke. »Sie war wütend, als dir herausgerutscht ist, dass du bei mir warst und mir von der Reise erzählt hast, und sie weigert sich noch immer, mit mir zu sprechen. Es ist nicht fair, wenn du mir alles aufbürdest und erwartest, dass ich den Mund halte.«
»Ich dachte, du würdest das verstehen. Du warst bisher immer für mich da.« Melanie blickte Fleur unverwandt an. »Beunruhigt dich die Abtreibung – oder dass ich dumm genug war, überhaupt schwanger zu werden?«
»Beides. Ich dachte, du wärst reif genug, dafür zu sorgen, dass so etwas nicht passiert.« Fleur fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Sie wollte nicht grausam sein, wusste aber, dass es die einzige Möglichkeit war, zu dem Mädchen vorzudringen und ihm klarzumachen, welch drastischen Schritt es unternehmen wollte. »Was die Abtreibung betrifft … Das ist keine Geburtenkontrolle, Mel. Es ist viel schwerwiegender, und du kannst dir gar nicht vorstellen, unter welchen seelischen Qualen du danach womöglich leiden wirst.«
»Ich weiß«, jammerte Mel und brach erneut in Tränen aus. »Es quält mich ja jetzt schon. Weißt du, ich dachte, es wäre leicht. Sie würden mir eine Narkose verpassen, und wenn ich aufwache, wäre alles wieder normal und ich könnte einfach alles vergessen. Aber dann hab ich die Broschüren in der Arztpraxis in Townsville studiert, und der Arzt erklärte mir, was sie tun würden.« Bei der Erinnerung zitterte sie am ganzen Körper. »Ich konnte es einfach nicht durchziehen.«
In Fleur keimte Hoffnung auf. »Und, was wirst du stattdessen tun?«
»Keine Ahnung«, schluchzte sie. »Ich dachte, ich wäre tapfer genug, um das durchzustehen, wenn du mitkommen würdest – aber offensichtlich findest du es nicht gut, und ich weiß inzwischen, dass ich es ohnehin nicht könnte. Aber ich will dieses Kind nicht kriegen, Fleur. Es wird mein Leben zerstören.«
Fleur seufzte. Ihre tiefe Erleichterung wurde von der Sorge um ihre Nichte überlagert. Für ein so junges Mädchen war dies auf jeden Fall ein schreckliches Dilemma.
Melanie starrte über die Glut hinweg und wich absichtlich Fleurs Blick aus. »Ich könnte doch auch hierbleiben, das Kind zur Welt bringen und dann entscheiden, was ich mache«, sagte sie hoffnungsvoll.
Die Vorstellung versetzte Fleur in Angst und Schrecken. »Du weißt, dass das nicht richtig wäre«, sagte Fleur leise. »Bethany wäre noch verletzter, wenn sie herausfände, dass du ihr das alles verheimlicht hast – und bei so einer Täuschung spiele ich nicht mit. Sie ist meine Schwester, und sie war immer gut zu mir. Ich habe sie genug aufgeregt.«
»Sie wird dir verzeihen, wenn sie erfährt, dass
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