Der Zauber von Savannah Winds
sie sich ein ausgiebiges Bad.
Clive erschien etwas früher als sonst. Er stellte die Aktentasche ab, betrachtete die Kuchenschachteln auf dem Tisch und holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank. »Du warst fleißig. Wozu soll das alles gut sein?«
Sie hatte geplant, ihn zuerst zu beköstigen und in gute Laune zu versetzen, bevor sie ihm die Neuigkeiten unterbreitete, aber vielleicht sollte sie die lieber sofort loswerden, da sich die Gelegenheit bot. »Ich habe eine Stelle bei Mancusso angeboten bekommen. Er will, dass ich ein paar Kostproben meiner Backkunst vorbeibringe, und sehen, ob sie sich verkaufen.«
Clive starrte sie an. Das Bier war vergessen. »Mir gefällt die Vorstellung nicht, dass du für diesen Italiener arbeitest. Tatsächlich möchte ich überhaupt nicht, dass du arbeitest. Du hast hier genug zu tun. Ich will nicht in ein leeres Haus kommen, ohne Abendessen auf dem Tisch.«
»Dein Dinner wird jeden Abend bereitstehen. Du wirst nicht verhungern.«
»Trotzdem gefällt es mir nicht«, murrte er und schaute sie über die Bierdose hinweg misstrauisch an. »Kerle wie dieser Mancusso haben den Ruf, hinter Frauen her zu sein.«
»Mr. Mancusso ist verheiratet und hat vier Kinder«, sagte sie kategorisch. »Außerdem ist er ein Gentleman. Du brauchst dir also um meine Tugend keine Sorgen zu machen, Clive.«
Er musterte sie von oben bis unten. »Ja, da könntest du recht haben; diese Itaker sind normalerweise hinter hübschen jungen Mädchen her.«
Seine unbedachte Bemerkung saß und verletzte sie tief. »Das war gemein!«, zischte sie.
»Verzeih, Schätzchen, aber ich habe nur die Wahrheit gesagt. Du bist ja wohl kaum ein junges Küken, oder? Das sind wir beide nicht.« Er trank das Bier aus und warf die Dose in den Abfalleimer. »Du wärst wahrscheinlich besser beraten, wenn du dich von der Idee verabschieden würdest«, sagte er und lockerte die Krawatte. »Ich will in unserem Alter keine Veränderungen mehr, und der Arbeitsplatz ist nichts für eine unerfahrene Frau wie dich.« Er schenkte ihr ein flüchtiges Lächeln, als nähme es seinen Worten die Spitze. »Ich rufe den Kerl morgen an und sage ihm, dass du dich anders entschieden hast.«
»Das wirst du nicht tun«, widersprach sie forsch. »Ich brauche weder deine Erlaubnis noch dein Einverständnis, um diesen Job anzunehmen. Und ich wäre dir dankbar, wenn du dich um deine eigenen Angelegenheiten kümmern würdest.«
Clive hatte offenbar erkannt, dass er zu weit gegangen war. »Ach, komm schon, Schatz, kein Grund, sich so aufzuregen! Ich pass nur auf dich auf, mehr nicht.«
Sie schüttelte seinen Arm ab. »Nein. Du passt nur auf dich selber auf – wie immer. Tja, hier wird sich einiges ändern, Clive. Daran solltest du dich gewöhnen.«
»Herrgott«, klagte er, »was ist neuerdings bloß in dich gefahren?«
Sie betrachtete ihn, erstaunt, dass sie so wenig Reue angesichts seiner offensichtlichen Verwirrung empfand. »Mir ist klar geworden, dass das Leben für mich mehr zu bieten hat, als mich an deine Rockzipfel zu hängen und darauf zu warten, dass du nach Hause kommst.« Ihre Wut war verraucht. »Wenn du ein Mann wärst, der sich auch nur im Geringsten für seine Frau interessieren und wirklich wertvolle Zeit mit ihr verbringen würde, hättest du gewusst, wie unglücklich ich war.«
»Lass gut sein, Beth. Ich muss schwer arbeiten, um dieses Haus und die Kinder zu unterhalten. Ich habe keine Zeit, dich auch noch zu verhätscheln.«
»Die Kinder sind nicht mehr hier«, rief sie ihm ins Gedächtnis. »Und ich möchte nicht von dir verhätschelt werden. Mir genügt ein Zeichen, dass ich mehr Frau als Haushälterin für dich bin, jemand, mit dem du Zeit verbringen willst.«
»Wie schon gesagt, ich kann nicht … «
»Deine Arbeit schließt weder Abende noch Wochenenden ein«, sagte sie ungehalten. »Aber ich sitze hier allein. Ich weiß nicht mal genau, wo du steckst, was du machst oder mit wem, und ich bin es einfach leid.«
Er wurde rot und wandte den Blick ab. »Ich weiß nicht, was du meinst«, murrte er, »aber es ist wohl kaum meine Schuld, dass ich so viele Überstunden machen muss.«
Beth war nahe daran, ihm zu erzählen, dass sie über die Frau Bescheid wusste, die er jeden Donnerstag traf. Dass er regelmäßig spät nach Hause kam, hatte ihr Misstrauen geweckt, und sie hatte ihm nachspioniert. Er hatte die Frau vor dem Zimmer 220 im Motel in Maroochydore getroffen, und nach einem leidenschaftlichen Kuss waren sie
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