Der Zauber von Savannah Winds
vor.
An einem späten Freitagnachmittag, als die Lichter der Straßenlaternen sich bereits auf den feuchten Bürgersteigen spiegelten, wartete Bethany in der warmen Oase der Küche darauf, dass der letzte Schub Cup Cakes abkühlte, bevor sie sie dekorieren könnte. »Meine Tochter Melanie kommt am Sonntag nach Hause«, sagte sie zu Sabatina, die mit ihrem Strickzeug in der Ecke saß. »Ich wusste, dass sie früher oder später Heimweh haben würde.«
Sabatina hatte ihr schwarzes Haar neuerdings zwar eher der künstlichen Färbung zu verdanken, doch ihr jugendlicher Geist lebte in den bunten Kleidern und Schals weiter, die ihren gedrungenen Körper stets umwehten. Armbänder klimperten an ihren Handgelenken, an den Ohren baumelten Goldringe, und um ihren speckigen Hals hingen immer zwei oder drei Reihen schimmernder Perlen.
Ihr Englisch war alles andere als flüssig, aber sie verstand wohl das meiste von dem, was man ihr sagte, obwohl ihr Akzent schleppend war. Sie nickte lächelnd und strickte weiter, wobei die vielen Ringe an ihren flinken Fingern funkelten. »Gut, dass bambina wiederkommt. Auch gut für die mamma .«
»Ich werde auf jeden Fall erleichtert sein, sie wiederzusehen. Sie war wochenlang fort, und ich war krank vor Sorge. Zumal sie mit Liam weggegangen ist, der völlig unzuverlässig ist, und diesen Hippie-Freunden. Weißt du auch, dass sie mir in der ganzen Zeit nur zwei Postkarten geschickt hat? Dass Kinder so eigennützig und gedankenlos sein können, bringt mich zur Verzweiflung.«
Sabatina runzelte die Stirn und lächelte zaghaft. Offensichtlich hatte sie kein Wort verstanden.
Bethany seufzte, entschied, dass die Törtchen kalt genug seien, und trug dick Buttercreme auf, bevor sie jeweils eine Zuckerblüte daraufsetzte. Vorsichtig stellte sie eine große Haube über das Tablett, trug es in die kalte Speisekammer und stellte es auf das Marmorregal.
»Ich wäre dann fertig«, sagte sie zufrieden. »Bis morgen.«
Sabatina sammelte ihr Strickzeug ein und folgte ihr zur Tür. »Wir trinken Kaffee wie üblich? Ich machen Espresso.«
Bethany nickte. Sabatina schloss die Tür hinter ihr ab und winkte durch das Schaufenster, als Beth zum Wagen eilte. Bethany wollte nach Hause und letzte Hand an die Vorbereitungen für Melanies Empfang in zwei Tagen legen.
Ihre neue Vitalität hatte sie dazu bewogen, den alten Teppich zu entfernen und Melanies Zimmer neu zu streichen. Die Bodendielen waren nun abgezogen und lackiert, und mit den neuen Vorhängen und der Tagesdecke auf dem Bett, die sie in Brisbane gekauft hatte, wirkte der Raum viel erwachsener. Sie konnte nur hoffen, dass es Melanie gefallen würde und sie die schwere Arbeit zu würdigen wüsste.
Die Jungen und Angela zu überreden, am Sonntag zum Tee zu kommen, um Melanie zu Hause zu begrüßen, war schon schwieriger gewesen, aber es war ihr gelungen. Selbst Clive hatte sie das – wenn auch ziemlich lustlose – Versprechen abgerungen, den Golfplatz rechtzeitig zu verlassen und sich blicken zu lassen.
Das Verhältnis zu ihrem Mann war nicht besser geworden, und Bethany bezweifelte, dass es je gelingen würde. Zu lange waren Dinge ungesagt geblieben, die Kluft zwischen ihnen war im Lauf der Jahre breiter geworden, während Bethany die Kinder großzog und Clive sich darauf konzentrierte, seine Steuerberatung aufzubauen und sein Handicap zu verringern.
Bethany bedauerte, dass ihre Ehe aus mangelnder Pflege eingegangen war, und sie erkannte ihren Anteil an deren Niedergang – aber es hatte keinen Sinn, den Kindern zuliebe daran festzuhalten. Vielleicht waren die Kinder der Kitt dieser Ehe gewesen, doch mit deren Auszug war das Gebilde auseinandergebrochen.
Als Beth von der Hauptstraße abbog, verließ ein Taxi die Sackgasse. Sie runzelte die Stirn. Die Frau im Fond glich Fleur. Überzeugt, dass sie sich geirrt haben musste, stellte Bethany den Wagen ab, nahm ihre Sachen und begab sich zur Hintertür.
Clive öffnete ihr, noch ehe sie nach dem Knauf greifen konnte. »In der Küche wartet eine Überraschung auf dich«, sagte er düster. »Die überlass ich dir.« Schnell stieg er in sein Auto und fuhr davon.
Das konnte nur bedeuten, dass eins der Kinder mit einem unlösbaren Problem aufgetaucht war, das sich als Bagatelle erweisen würde. Clive suchte stets das Weite, sobald Tränen oder tiefgreifende Diskussionen drohten. Seufzend wappnete Beth sich innerlich gegen alles, was sie erwarten mochte, und betrat die Küche.
»Melanie? Melanie. Oh,
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