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Der Zaubercode

Der Zaubercode

Titel: Der Zaubercode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dima Zales
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ging.
    Augusta betrachtet seine mächtige Gestalt ein paar Minuten lang, bevor sie auf ihre Chaise stieg. Sie nahm ihren Deutungsstein und fütterte ihn mit einem vorbereiteten Zauber, damit niemand vom Schlachtfeld sie auf ihrer Chaise sehen konnte. Als sie damit fertig war, nahm sie einen weiteren Zauberspruch hervor, diesmal einen komplizierteren. Er diente dazu, ihre Sinne für eine gewisse Zeit zu verstärken, damit sie so deutlich zu sehen und hören konnte, wie das überhaupt möglich war. Sie hatte ihn schon einige Male zuvor benutzt; im Turm der Zauberer konnte sie damit jedes Flüstern hören.
    Ein schneller verbaler Zauber und sie flog mit ihrer Chaise viel bequemer als auf einem Teppich oder einem Drachen wie in den alten Märchen. Sie stieg bis über den Hügel auf und sah, wie Barsons Männer ihrem auserwählten Schlachtfeld und der engen Straße, die sich bis in die weite Ferne erstreckte, näherten. Mit ihrer verstärkten Sicht konnte Augusta viel weiter blicken als sonst und bewunderte die Schönheit dieses nördlichen Teil des Landes, mit seinen großen, kräftigen Bäumen und dem dunklen, reichen Boden. Selbst die Schäden, die die Dürre angerichtet hatte, minderte diese Schönheit der lokalen Wälder nicht.
    Augusta war noch niemals zuvor in dieser Gegend gewesen, da sie in der Regel ihre Zeit zwischen Turingrad und den südlicheren Gegenden aufteilte. Turingrad war die größte Stadt Kolduns und sie war ein Epizentrum der Kunst, der Kultur und des Handels. Im Gegensatz zu den von den Bauern besiedelten Gebieten, von denen sie umgeben war, wurde die Stadt weitestgehend von Zauberern, Mitgliedern der Garde und einigen besonders reichen Händlern bewohnt.
    Augusta lenkte ihre Chaise nach Norden und schaute auf eine dunkle Masse in einiger Entfernung. Sie war noch so weit entfernt, dass sie nicht mal mit ihrer verstärkten Sicht erkennen konnte, um was es sich handelte. Neugierig geworden flog sie darauf zu.
    Und als sie nahe genug dran war, um etwas zu erkennen, konnte sie ihren Augen kaum glauben.
    Anstatt der dreihundert Männer, von denen Ganirs Spione berichtet hatten, handelte es sich mindestens um einige Tausende.
    Tausende Bauern ... gegen Barsons fünfzig Soldaten.
     
    * * *
     
    Augusta blickte mit rasendem Herzen auf diese Masse, die sich kontinuierlich näherte. Sie hatte in ihrem ganzen Leben noch nie eine so große Ansammlung gewöhnlicher Menschen gesehen.
    Sie gingen die dreckige Straße entlang und ihre schmalen Gesichter waren hart vor Ärger, ihre dreckigen Körper mit zerschlissener Kleidung aus Wolle bedeckt. Neben der gängigen Mistgabel, trugen viele von ihnen auch Waffen; sie konnte Streitkolben, Knüppel und sogar einige Schwerter sehen. Sie waren noch weit von Turingrad entfernt, aber allein die Tatsache, dass so eine große Anzahl von Bauern es wagte, gegen die Hauptstadt zu marschieren, war auf verschiedenen Ebenen beunruhigend. Da Augusta mit Geschichten über die Revolution aufgewachsen war, wusste sie ganz genau was passieren konnte, wenn die Landarbeiter dachten, sie hätten etwas besseres verdient — und das Recht, sich zu nehmen, was ihnen nicht zugestanden wurde.
    Sie musste Barson warnen.
    Augusta flog zum Hügel zurück, sprang von der Chaise sobald diese gelandet war und rannte zu Barson, um ihm schnell zu erzählen, was sie gesehen hatte. Während sie sprach, spannte sich sein Kiefer an und seine Augen blitzten verärgert auf.
    »Ihr kehrt um?«, fragte sie, auch wenn es eindeutig eine rhetorische Frage war.
    »Nein, natürlich nicht.« Er starrte sie an, als wäre ihr gerade ein zweiter Kopf gewachsen. »Das ändert nichts. Wir müssen diese Rebellion aufhalten und wir müssen es hier machen, bevor sie noch näher an Turingrad herankommen.«
    »Aber sie sind in einer unmöglichen Überzahl—«
    Ihr Liebhaber nickte grimmig. »Ja, das sind sie.« Der Ausdruck auf seinem Gesicht war tiefschwarz und sie fragte sich, was er wohl gerade dachte. War er wirklich lebensmüde genug, um gegen all diese Bauern angehen zu wollen? Sie bewunderte seine Ergebenheit für seine Arbeit, aber das hier war etwas völlig anderes.
    Augusta zwang sich, ruhig zu bleiben und versuchte über eine Lösung nachzudenken, die die Rebellen aufhalten und gleichzeitig Barson am Leben halten würde. »Also«, sagte sie schließlich frustriert, »wenn du entschlossen bist, das durchzuziehen, kann ich dir ja vielleicht irgendwie dabei behilflich sein.«
    Barson betrachtete sie mit seinem

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