Der Zaubercode
Starren. Sie werden wissen wollen, woher du kommst und wer du bist—«
»Deinetwegen«, meinte Gala, die sich an das erinnerte, was er ihr vorher erzählt hatte. »Weil du ein Außenseiter bist.«
»Ja, genau.«
»Okay«, sagte Gala und kam zu einem Entschluss. »Dann gehe ich eben alleine. Ich möchte nicht deinetwegen von allen angestarrt werden. Ich möchte in der Masse untergehen und wie ein normaler Mensch leben.« Der letzte Teil war wichtig für sie. Sie war anders, wollte sich aber nicht so fühlen.
»Du möchtest vorgeben, eine Bäuerin zu sein?« Blaise schaute sie ungläubig an.
»Ja«, sagte Gala entschieden. »Genau das möchte ich.«
»Das ist keine gute Idee—«, fing Blaise erneut an, aber Gala hob ihre Hand und unterbrach ihn mitten im Satz.
»Bin ich deine Gefangene?«, wollte sie ruhig wissen.
»Natürlich nicht!«
»Bin ich dein Eigentum, ein magisches Objekt, welches dir gehört?«
Blaise schüttelte seinen Kopf und sah frustriert aus. »Nein, Gala, natürlich bist du das nicht. Du bist ein intelligentes Wesen—«
»Ja, das bin ich.« Gala freute sich, dass er diese Tatsache akzeptierte. »Und ich weiß, was ich möchte, Blaise. Ich möchte hinausgehen, die Welt sehen und wie eine normale Person leben.«
Er seufzte und strich sich durch sein dunkles Haar. »Gala ...«
Sie blickte ihn nur an, ohne etwas zu sagen. Sie hatte ihre Wünsche klar geäußert. Sie war weder ein Gegenstand noch ein Haustier, welches er im Haus halten konnte — nicht wenn es hier in der physischen Dimension so viel zusehen und erleben gab.
»Okay«, lenkte er schließlich ein. »Erinnerst du dich an Maya und Esther, die Freundinnen, von denen ich dir schon erzählt habe? Sie leben in dem Dorf, in dem ich aufwuchs. Esther war mein Kindermädchen und für mich sind sie und ihre Freundin Maya wie meine Tanten, auch wenn wir nicht blutsverwandt sind. Ich möchte, dass sie auf dich aufpassen, wenn dich das nicht stört, und dass sie dir helfen, dich führen bis du die Welt besser kennst.«
»Das hört sich großartig an«, antwortete ihm Gala und alle ihre negativen Gefühle verschwanden in einem Augenblick. »Ich würde mich sehr freuen, die beiden kennenzulernen.« Sie wollte generell mehr Menschen kennenlernen und sie mochte den Gedanken, diejenigen kennenzulernen, die für Blaise wichtig waren.
»Eine Sache noch«, sagte Blaise und sah sie eindringlich an, »du kannst niemandem erzählen, woher du kommst. Sonst könnten wir beide Schwierigkeiten bekommen.«
Gala nickte. »Ich verstehe.« Sie würde sich an das halten, worum Blaise sie bat, besonders weil sie von den anderen als normaler Mensch angesehen werden wollte, und nicht als eine Laune der Natur.
Ihr Schöpfer sah ein wenig beruhigter aus. »Schön. Dann werde ich dich zum Dorf bringen.«
»Gehört das Dorf zu deinen Besitztümern?«, fragte Gala, da sie sich daran erinnerte gelesen zu haben, der Großteil des Landes, welches Turingrad umgab, sei in Gebiete unterteilt — und jedes Gebiet gehörte einem Zauberer.
»Ja.« Blaise sah aus, als fühle er sich bei diesem Thema unwohl. »Es gehört zu meinem Besitz.«
»Und die Menschen, die dort leben gehören dir, richtig?«
Blaise runzelte seine Stirn. »Nur dem Gesetz nach. Es ist ein alter Brauch, ein unglückliches Überbleibsel der feudalen Zeiten. Die Revolution der Zauberer sollte das eigentlich ändern, aber erreichte es nicht, so wie viele andere Dinge auch. Trotz der Aufklärung leben wir, was einige Punkte betrifft, immer noch im Mittelalter. Dieser Aspekt unserer Gesellschaft ist etwas, das ich sehr gerne ändern würde.«
Gala nickte erneut. Sie hatte das schon deshalb gedacht, weil es ihm generell sehr wichtig war, den normalen Menschen zu helfen. »Ich verstehe«, sagte sie. »Also, wann können wir dorthin fahren, zu deinem Dorf?«
»Wie wäre es mit morgen?«, schlug Blaise vor und sah bei dem Gedanken daran immer noch nicht begeistert aus.
»Morgen wäre großartig.« Gala schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Und dann tat sie etwas, von dem sie nur gelesen hatte.
Sie streckte sich nach ihm aus, schlang ihre Arme um seinen Hals und zog seinen Kopf zu sich hinunter, um ihn zu küssen.
11. Kapitel: Augusta
Augusta flog auf ihrer Chaise hoch über der Straße und beobachtete die entsetzten Gesichtsausdrücke der Bauern, als vor ihnen fünfzig Soldaten aus dem Nichts erschienen. Nur wenige Laien wussten überhaupt, dass Teleportation existierte und noch weniger
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