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Der Zaubercode

Der Zaubercode

Titel: Der Zaubercode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dima Zales
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Er wäre also genauso verletzlich wie eine normale Person.
    Als sie immer noch vor der Tür stand, wurde Augusta klar, sie müsse eine Entscheidung treffen. Sie konnte entweder Ganir davon berichten, keine Antwort erhalten zu haben oder sie konnte es riskieren, hineinzugehen.
    Wäre es das Haus eines normalen Bürgers, wäre das leicht gewesen. Allerdings hatten die meisten Zauberer aktive Schutzzauber zu ihrer Verteidigung, um unerlaubtes Eindringen zu verhindern. Im Turm wandten sie häufig Magie an, damit ihre Schlösser nicht manipuliert werden konnten. Ihrer Erinnerung nach hielt sich Blaise allerdings selten mit so etwas auf. Ihre beste Chance wäre wahrscheinlich, seine Tür einfach durch einen Zauber zu öffnen.
    Einen schnellen Zauberspruch später betrat sie den Flur und erblickte die vertrauten Möbel und Bilder an der Wand.
    Um nach Blaise oder Zeichen seiner Abhängigkeit Ausschau zu halten, ging Augusta langsam durch das leere Haus und ihr Herz schmerzte bei der Flut von Erinnerungen. Wie hatte das mit ihnen nur passieren können? Sie hätte härter um Blaise kämpfen sollen; sie hätte versuchen müssen, ihm alles so lange zu erklären, bis er sie verstand. Vielleicht hätte sie sogar ihren Stolz hinunterschlucken und vor ihm kriechen sollen — ein Gedanke, der damals unvorstellbar für sie gewesen war.
    Augusta fing mit ihrer Suche in der unteren Etage an und ging in die Vorratskammer, in der er, wie sie sich erinnerte, wichtige magische Stoffe lagerte. Sie öffnete die Fächer und fand einige Gläser mit Momentaufnahmen, aber das war nichts Besonderes. Die meisten Zauberer — selbst Augusta bis zu einem bestimmten Grad — nutzten die Momentaufnahmen um wichtige Ereignisse ihres Lebens oder ihrer Arbeit aufzuzeichnen.
    Ein Schrank zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Darin befanden sich noch mehr Gläser, die nichts mit der Zauberei zu tun haben schienen. Blaise beschriftete immer alles, also kam sie näher und versuchte zu lesen, was auf ihnen stand.
    Zu ihrer Überraschung sah sie, dass alle Gläser mit nur einem Wort beschriftet waren: Louie. Das waren wahrscheinlich Blaises Erinnerungen an seinen Bruder, wurde ihr klar. Die Tatsache, dass er sie immer noch hatte — sie nicht von ihm konsumiert worden waren, so wie das bei einem Abhängigen der Fall wäre — gab ihr einen kleinen Funken Hoffnung. Eines dieser Gläser sah besonders interessant aus; es hatte ein Symbol mit Totenkopf und Knochen, genauso wie es die Heiler manchmal auf ihrer tödlichen Arznei anbrachten. Sie hatte keine Ahnung, was das sein könnte.
    In der Ecke des Raumes sah sie einige zerbrochene Gläser auf dem Boden liegen. Zwischen den Glassplittern lagen mehr Perlen, so als seien sie Abfall. Neugierig näherte sich Augusta dieser Ecke.
    Zu ihrem Schock sah sie auf einigen dieser Gläser ihren Namen stehen. Blaises Erinnerungen an sie ... Er musste sie in einem Wutanfall weggeschleudert haben. Sie schloss ihre Augen und atmete tief und zittrig ein, um die Tränen, die in ihren Augen brannten, daran zu hindern hinauszulaufen. Sie hatte nicht erwartet, dass dieser Besuch so schmerzhaft sein würde, die Erinnerungen so frisch seien.
    Sie beugte sich nach unten, nahm eine der Perlen und passte dabei auf, sich ihre Hand nicht an den Glassplittern aufzuschneiden, die überall herumlagen. Dann verließ sie den Raum und ging schon weiter nach oben, während sie immer noch damit beschäftigt war, ihre Beherrschung wiederzuerlangen.
    Um sich herum konnte sie staubbedeckte Fensterbretter und muffig aussehende Möbel entdecken. In welchem mentalen Zustand sich Blaise auch immer befand, mit Sicherheit kümmerte er sich nicht um sein Haus. Kein gutes Zeichen, soweit sie das beurteilen konnte.
    Sie ging von einem Raum in den nächsten und stellte letztendlich fest, dass Blaise gar nicht da war. Erleichtert realisierte Augusta, er müsse doch das Haus verlassen haben. Das war ein gutes Zeichen, da Abhängige selten unnötig hinausgingen, eigentlich nur, wenn sie keine Momentaufnahmen mehr hatten — was, auf Blaise seinen Gläsern nach zu urteilen, aber nicht zutraf. Konnte sich Ganir erneut getäuscht haben? Immerhin hatten seine Spione ihn ja offensichtlich auch über die Größe der Bauernarmee falsch informiert, auf die Barson treffen sollte. Warum also nicht auch hiermit? Aber falls sie sich nicht irrten, was wollte Blaise dann mit all diesen Momentaufnahmen, die er sich besorgt hatte?
    Da sie es vor Neugier nicht aushielt, ging sie

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