Der Zaubercode
schüttelten ihre Köpfe, so als schimpften sie mit dem Pferdedieb. »Was hast du zu dieser Anschuldigung zu sagen?«, fuhr der weißhaarige Mann fort, dessen Augen aus dem wettergegerbten Gesicht hervorstachen.
»Es tut mir leid«, sagte der Beschuldigte mit zittriger Stimme. »Ich werde das nie wieder tun, ich verspreche es. Ich wollte keinen Schaden anrichten — ich wollte doch nur ein wenig Spaß haben ...«
Der weißhaarige Mann seufzte. »Weißt du, was sie in anderen Gebieten mit Pferdedieben machen?«, fragte er.
Der Angesprochene schüttelte seinen Kopf.
»Im Norden werden sie gehängt und im Osten geköpft«, antwortete der alte Mann und blickte den jungen Burschen streng an.
Der Pferdedieb erblasste sichtlich. »Es tut mir ehrlich leid! Ich habe es wirklich nicht so gemeint—«
»Zu deinem Glück handhaben wir diese Sachen hier anders«, unterbrach der alte Mann die Bitten des Burschen. »Meister Blaise glaubt nicht an diese Art der Bestrafungen. Weil du deine Schuld zugegeben hast und weil das Pferd seinem rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben wurde, ist deine Strafe, die nächsten sechs Monate auf dem Hof der Leute zu arbeiten, deren Pferd du gestohlen hast. Während dieser Zeit wirst du ihnen so gut helfen, wie du nur kannst. Du wirst ihre Ställe säubern, ihnen Wasser vom Brunnen heranschaffen, und alle anderen Aufgaben ausführen, derer du fähig bist.«
Ein Mann im mittleren Alter, der Gala schon vorher aufgefallen war, trat nach vorne und wandte sich an den weißhaarigen Mann. »Bürgermeister, mit allem Respekt, unsere Kinder hätten ohne dieses Pferd Hunger leiden müssen mit der Dürre und allem—«
Der Bürgermeister hielt eine Hand nach oben und stoppte damit die Rede des Mannes. »Das stimmt. Aber, zu deinem Glück und dem des Angeklagten, hast du das Pferd ja gesund und wohlbehalten wieder zurückbekommen, oder etwa nicht?«
»Ja, Bürgermeister«, gab der Mann kleinlaut zurück.
»In diesem Fall wird der Dieb seine Vergehen gutmachen, indem er dir auf dem Hof hilft. Hoffentlich wird ihn dies den Wert harter Arbeit lehren.«
Der Mann mittleren Alters sah immer noch unglücklich aus, aber es war offensichtlich, dass er keine Wahl hatte. Das war die Strafe für den Pferdedieb und er hatte sie zu akzeptieren.
»Und damit«, verkündete der Bürgermeister, »ist das Gericht für heute beendet. Ihr könnt alle fortfahren und den Jahrmarkt genießen.«
»Den Jahrmarkt?«, fragte Gala, die durch die plötzliche aufgeregte Unruhe der Menge neugierig geworden war.
»Oh ja«, antwortete eine junge Frau zu ihrer Rechten. »hast du nicht davon gehört? Das Frühlingsfest beginnt heute. Es findet genau auf der anderen Seite des Dorfes statt.« Und damit rauschte sie davon, da sie es offensichtlich eilig hatte, zum Fest zu gelangen.
Gala grinste. Die Begeisterung des Mädchens war ansteckend. »Lasst uns hingehen«, sagte sie zu Maya und Esther und begann in die Richtung zu gehen, in die die meisten Menschen eilten.
»Was? Warte, Gala, lass uns das erst besprechen ...« Maya eilte hinter ihr her und sah besorgt aus.
»Was gibt es da zu besprechen?« Gala ging weiter und fühlte sich, als würde sie gleich vor Aufregung platzen. »Hast du nicht gehört, was diese Frau gesagt hat? Ich werde zu diesem Jahrmarkt gehen!«
»Das ist keine gute Idee«, murmelte Esther vor sich hin. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht das ist, was Blaise meinte, als er uns sagte, wir sollten sicher gehen, dass sie keine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Sie auf dem Markt — sie wird jede Menge Aufmerksamkeit bekommen!«
»Ja, aber wie willst du sie denn aufhalten?«, murmelte Maya als Antwort und Gala lächelte über ihre Unterhaltung. Sie mochte es, die Freiheit zu haben das zu tun, was sie wollte und sie hatte vor, so viel in diesem Dorf zu sehen und zu erleben wie sie nur konnte.
* * *
Das Fest war so fantastisch wie Gala es sich vorgestellt hatte. Überall gab es Händler und ihre bunten Stände boten verschiedene Waren und interessant aussehende Lebensmittel an. Gleich neben ihnen gab es Spiele und Attraktionen und Gala konnte überall Lachen, laute Stimmen und Musik hören. Im Zentrum des Marktes gab es eine riesige Bühne, auf der sie junge Menschen tanzen sehen konnte.
Gala ging zu dem Händler, der sich in nächster Nähe befand. »Was verkaufst du?«, fragte sie ihn.
Ich habe die besten getrockneten Früchte des Fests, für dich und deine Mutter.« Er lächelte breit und bot
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