Der Zaubercode
für seine eigenen Zwecke benutzen will.«
»Und was für Zwecke könnten das sein?«
»Er möchte mich durch sie im Rat ersetzen«, erklärte ihm Augusta und schaute ihn fest an. »Wie du vielleicht weißt, kommen Ganir und ich nicht so gut miteinander aus.«
Das war nichts, was Barson erwartet hatte zu hören. »Stimmt das?«, fragte er sanft und strich ihr eine Locke aus ihrem Gesicht. Log sie ihn gerade an? Dafür, dass sie nicht miteinander zurechtkamen, hatten sie sich in der letzten Zeit mit Sicherheit sehr häufig gesehen.
Augusta nickte, griff nach oben um seine Hand zu ergreifen und drückte sie leicht. »Es stimmt. Und deshalb möchte ich dich auch um einen Gefallen bitten.« Sie machte eine Pause und erwiderte seinen Blick. »Ich möchte nicht, dass sie lebendig hierher gebracht wird.«
Barson konnte sein Entsetzen nicht verbergen. »Du möchtest, dass ich mich den Anweisungen des Ratsvorsitzenden widersetze und eine Zauberin töte?«
»Sie ist nicht das, was sie zu sein scheint«, entgegnete Augusta und ihr Griff um seiner Hand wurde fester. »Du würdest der gesamten Welt einen Gefallen tun, wenn du sie loswerden würdest.« In ihrer Stimme schwang eine Angst mit, die Barson überraschte.
Er blickte sie an und versuchte zu verstehen, was das alles bedeutete. »Du bittest mich, gegen die Anweisungen des Ratsvorsitzenden zu handeln und das schlimmste aller Verbrechen zu begehen — einen Zauberer umzubringen«, sagte er langsam. »Verstehst du die Konsequenzen dieser Handlung?«
Sie nickte und in ihren Augen brannte ein undefinierbares Gefühl. »Ich weiß, worum ich dich bitte. Wenn du das für mich tust, werde ich für immer in deiner Schuld stehen.« Ihre Hand umfasste seine immer noch und ihr fester Griff verriet ihre Verzweiflung.
Barson tat sein Bestes, um seine Reaktion auf ihre Worte zu verbergen. »Wir arbeiten beide zusammen, einverstanden?«, fragte er ruhig und bedeckte mit seiner anderen Hand ihre Wange. »Wenn Ganir deshalb mein Feind wird, wirst du dann auf meiner Seite stehen?«
»Immer.« Augusta erwiderte seinen Blick, ohne mit der Wimper zu zucken.
»Dann betrachte es als schon geschehen«, sagte Barson. Er konnte diese Entwicklung der Ereignisse kaum glauben. Er hatte sich gefragt, wie er Augusta dazu bringen konnte, sich seiner Sache anzuschließen, und sie war von sich aus mit ihm ins Bett gesprungen — diesmal im übertragenen Sinne.
Ihr Gesicht hellte sich auf und sie ließ seine Hand los. Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen und küsste ihn sanft auf die Lippen. »Sei vorsichtig«, murmelte sie und hob ihre Hand, um sein Gesicht zu streicheln. »Lass es so aussehen, als habe sie so gewaltigen Widerstand geleistet, dass dir und deinen Männern nichts anderes übrig blieb, als sie zu töten. Das könnte allerdings auch wirklich passieren.«
»Wie mächtig genau ist diese Zauberin denn?«, fragte Barson und sein Kopf begann, sich trotz Augustas Berührung, auf die neue Aufgabe zu konzentrieren. Er mochte den Gedanken eine Frau zu töten nicht, aber er unterdrückte dieses Gefühl. Eine Zauberin konnte genauso gefährlich sein wie ihre männlichen Gegenstücke — und potentiell tödlicher als Hundert seiner Männer. Er erinnerte sich daran, wie verheerend Augusta während des Bauernaufstands gewesen war und er wusste, er würde mehr als nur ein paar Schwerter und Pfeile brauchen, um diesen Kampf zu gewinnen.
»Sie ist mächtig«, gab Augusta leise zu und sah zu ihm hinauf. »Ich weiß allerdings nicht, wie mächtig genau und ich möchte, dass du auf das Schlimmste vorbereitet bist. Ich werde für euch und eure Ausrüstung auch einige Schutzzauber fertig machen, um sicher zu gehen, dass ihr gegen ihre magischen Angriffe, egal ob mental oder körperlich, geschützt seid.
»Das würde helfen«, meinte Barson. Obwohl Dara ihm schon einige dieser Zauber gegeben hatte, war Augusta die stärkere Zauberin und er würde diesen zusätzlichen Schutz begrüßen.
»Ich habe außerdem ein Geschenk für dich.« Sie ging einen Schritt zurück, fasste in die Tasche ihres Rocks und nahm etwas heraus, das wie ein Anhänger aussah. »Das wird es mir ermöglichen, in einem speziellen Spiegel alles zu sehen, was passiert«, erklärte sie und reichte es ihm.
Barson nahm den Anhänger und legte ihn in seine Kommode. »Ich werde ihn tragen, sobald wir abreisen«, versprach er. Es würde ihn irgendwie einschränken, wenn seine Geliebte ihn beobachten würde, aber es würde auch ihr
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