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Der Zauberer von Linn

Der Zauberer von Linn

Titel: Der Zauberer von Linn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Elton van Vogt
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blaß.
    »Fälschungen«, flüsterte sie. »Ich entsinne mich jetzt – das eine, das man uns zusandte, sah etwas merkwürdig aus.«
    Sie ließ das Dokument bringen. Zitternd beugte sie sich darüber.
    »Es ist meine Unterschrift«, murmelte Calaj. »Und hier ist das Siegel.«
    »Und es gibt Hunderte von ihnen«, stöhnte Lilidel.
    Sie hatte nie in ihrem Leben eine Fotokopie gesehen.
     
    Sie wußte nicht, ob sie zufrieden oder unzufrieden mit der Situation sein sollte. Da erreichte sie eine Woche später eine schreckliche Nachricht. Hunderte von gigantischen Raumschiffen schwebten über den Gebirgen. Aus ihren geöffneten Luken quollen die furchterregenden Monstren hervor und landeten auf der Erde. Die Riss waren gekommen.
     

 
11.
     
    Lord Clane aber war alles andere als tot.
    Genau zur vorgesehenen Stunde, vor mehr als einem Jahr, erhob sich die Solar Star von der Erde und strebte in den Weltraum hinaus. Sie beschleunigte rapide, und trotz der eingebauten Kraftfelder war ein unangenehmer Andruck zu verspüren. Die Männer in der Zentrale warfen sich besorgte Blicke zu.
    Clane sah die Reaktion, aber er ließ sich nichts anmerken. Er lag in seinem Sessel, die Hände auf den Kontrollen. Nur er wußte, welches Ziel sie ansteuerten.
    Nach drei Stunden verringerte er die Beschleunigung und ging in sein Quartier, um seine Mahlzeit einzunehmen. Nach anderthalb Stunden beschleunigte er erneut. Gleichzeitig stellte er für den gesamten Flug einen Stundenplan auf.
    »Zwei Stunden – Frühstück, drei Stunden – Beschleunigung, anderthalb Stunden – Mittagessen, fünf Stunden – Beschleunigung, anderthalb Stunden – Abendessen, vier Stunden – Beschleunigung, sieben Stunden – Schlaf.«
     
    »Das ist einfach dumm«, sagte Madelina.
    Sie saßen sich am Frühstückstisch gegenüber. Clane betrachtete sie forschend. Es war ihr vierter Tag an Bord des Schiffes. Der jungen Frau waren keine Folgen der ständigen Beschleunigung anzumerken. Clane mußte sich eingestehen, daß sie eine bemerkenswerte Person war, tapfer und aufrichtig – und genauso aggressiv, wie sie es schon als Gefangene gewesen war. Es wurde Zeit, ihr die Wahrheit zu sagen.
    Ihre dunklen Augen funkelten, und sie fuhr fort:
    »Es gibt keinen Grund, einfach davonzulaufen. In unserer Welt muß man dreist sein, Clane. Vielleicht hast du deshalb nie etwas erreicht.«
    Ihre Kritik verletzte ihn. Aber es war noch etwas, was ihn an ihren Worten störte. Dreißig Jahre lang war er nun ein freier Mann gewesen; er mußte sich erst daran gewöhnen, daß nun stets jemand bei ihm war, der ihn jederzeit und ungestraft kritisieren konnte.
    Er sollte dankbar sein. Eine Frau aus der Aristokratie von Linn hatte begehrt, ihn zu heiraten. Sie war kaum mehr als ein Kind – impulsiv, ungeduldig, undiszipliniert und unerfahren. Aber er liebte sie vielleicht gerade um ihrer ungestümen Jugend willen. Und er hatte Angst. Wenn sie nun eines Tages ihren schnellen Entschluß bereute? Er zweifelte nicht daran, daß sie ihn leichten Herzens verlassen und sich einen anderen Beschützer suchen würde. Vielleicht Czinczar?
    Es wurde Zeit, ihr klarzumachen, daß er nicht nur vor Lilidel floh.
    Er sagte zu ihr:
    »Warum kommst du nach dem Frühstück nicht mit mir in den Kontrollraum? Neben der Zentrale ist eine Kristallkuppel, von der aus du die Sterne betrachten kannst.«
    Madelina zuckte die schmalen Schultern.
    »Ich habe die Sonne schon oft von einem Raumschiff aus gesehen.«
    Das klang wie eine Ablehnung, und Clane wußte nicht, ob er erleichtert oder unglücklich sein sollte. Aber eine Stunde später, als er gerade wieder beschleunigen wollte, kam sie in den Kontrollraum.
    »Wo ist dieser Beobachtungsraum?« fragte sie heiter.
    Clane sah, daß sich einige Offiziere bezeichnende Blicke zuwarfen. Innerlich wütend, schritt er ihr voran.
    »Diesen Weg«, sagte er.
    Sie mußte die unterdrückte Wut in seiner Stimme bemerkt haben. Aber sie lächelte lieblich und folgte ihm. Er öffnete ihr die Tür und ließ ihr den Vortritt. Freudig erregt lief sie auf die Glaswand zu und preßte ihr Gesicht dagegen.
    Nur wenige Zentimeter dahinter begann die Unendlichkeit. Still trat Clane neben Madelina. Seine Wut war verflogen.
    Der Aussichtsraum erinnerte an eine Glaskugel, die aus dem Rumpf des Schiffes hervorragte. Von hier aus konnte man ungehindert in jede Richtung blicken.
    »Zu welchem Planeten fliegen wir?« fragte Madelina. »Zum Mars oder zur Venus?«
    »Weder – noch.«
    »Zu einem der

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