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Der Zauberer von Linn

Der Zauberer von Linn

Titel: Der Zauberer von Linn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Elton van Vogt
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Entschädigung. Sie war so großzügig bemessen, daß sie zweifellos akzeptiert wurde. Und abschließend sagte er: »Außerdem bitte ich Sie, bekanntzugeben, daß Lady Madelina Corgay künftig Lady Madelina Linn heißen wird. Jeder hat sie entsprechend zu behandeln.«
    »Ja, mein Lord. Darf ich Euer Exzellenz gratulieren?«
    »Die Hochzeit wird noch heute stattfinden.«
     

 
10.
     
    »Aber – du mußt doch wissen, was du unterschrieben hast!« Lilidel tobte. »Was stand in den Dokumenten?«
    Sie schritt in dem Zimmer ihres Sohnes auf und ab. Calaj beobachtete sie mißmutig. Sie war die einzige Person, in deren Gegenwart er sich als kleines Kind fühlte, und er war wütend auf sie, weil sie ihn wie einen dummen Jungen abkanzelte.
    »Warum hätte ich die Dokumente lesen sollen?« rief er trotzig. »Es war bloß Papier. Deine Leute bringen mir doch auch andauernd etwas zum Unterschreiben. Schließlich ist er ja auch mein Onkel, und er hat keine Schwierigkeiten gemacht, als ich Lordführer geworden bin.«
    »Wir dürfen ihm diese Dokumente nicht überlassen«, forderte Lilidel. »Er lacht nur über uns und glaubt wohl, wir hätten Angst, offen gegen ihn vorzugehen.« Ihre Stimme wurde schrill. »Wir haben allen Gouverneuren befohlen, bei Vorlage von Dokumenten vorsichtig zu sein und rückzufragen, wenn sie sich auf militärische Dinge beziehen.«
    Calaj bemerkte wieder einmal mit Mißvergnügen, daß seine Mutter ununterbrochen »wir« sagte. Sie tat ganz so, als sei sie der Lordführer und nicht er. Hatte Clane ihm nicht gesagt, er müsse selbständig werden? Wie aber sollte er seiner Mutter und jenen Leuten, die hinter ihr standen, auf die Dauer die Stirn bieten können?
    Es wird Zeit, daß ich etwas unternehme, dachte er.
    Laut sagte er:
    »Aber was soll das alles? Unsere Agenten berichten, daß er auf keinem seiner Güter weilt. Du mußt ihn finden, bevor du etwas gegen ihn unternehmen kannst. Und außerdem würde ich Traggen vorschieben, wäre ich an deiner Stelle. Er ist Kommandant der Feldlegion, er sollte seinen Kopf hinhalten.« Er stand auf. »Also, ich werde jetzt zu den Spielen gehen.«
    Er schlenderte hinaus.
    Lilidel sah ihm nachdenklich nach. Es war nicht so leicht, wie sie es sich vorgestellt hatte. Sie hatte geglaubt, Calaj wäre ein leicht zu führendes Werkzeug in ihrer Hand. Statt dessen jonglierte er mit seiner Macht, als wäre sie ein bunter Ball, und seine unkontrollierte Selbständigkeit hatte bereits böse Folgen gezeitigt.
    So hatte er zum Beispiel die Feierlichkeiten anläßlich seiner Thronbesteigung, die ursprünglich drei Tage währen sollten, auf unbestimmte Dauer verlängern lassen. Die Festspiele und Turniere waren für die Bevölkerung frei, aber sie bedeuteten eine große Belastung für die Regierungskasse.
    Und ein weiterer, weitaus schwerwiegenderer Zwischenfall hatte sich ereignet.
    Calaj war mit einer Gruppe junger Männer von den Spielen heimgekehrt. Plötzlich und unmotiviert rief er aus:
    »Ich könnte euch alle töten. Wache, tötet sie!«
    Die Soldaten zögerten, aber als er seinen Befehl zum dritten Male wiederholte, griff einer von ihnen zum Schwert und gab damit den Auftakt zu einem schrecklichen Gemetzel, in dem neun der elf Jungen den Tod fanden. Den beiden Überlebenden gelang es, zu entkommen.
    Lilidel blieb nichts anderes übrig, als den Vorfall als einen Anschlag auf das Leben Calajs zu deklarieren. Die beiden entkommenen jungen Männer wurden gefaßt und als Meuchelmörder hingerichtet.
    Doch Lilidel befürchtete, daß diese Ereignisse erst der Anfang waren.
     
    In den folgenden Wochen bemerkte Lilidel, daß Traggen eine Gruppe kräftiger Männer zusammenzog und als Leibwache für Calaj ausbildete. Die Leute waren angewiesen, jeden Befehl des Lordführers auszuführen. Daran war an sich nichts auszusetzen, aber schließlich wurden die Befehle Calajs immer merkwürdiger.
    Nach und nach drangen die seltsamsten Gerüchte an Lilidels Ohr.
    Hunderte von Frauen und Männer verschwanden spurlos und wurden nie wieder gesehen. Ihr Platz wurde von anderen eingenommen, die von den Geschehnissen nichts ahnten und Erzählungen darüber als Unsinn abtaten.
    Das Bestreben, in die Nähe des Lordführers zu gelangen und seine wohlwollende Aufmerksamkeit zu erregen, wurde förmlich zu einer Manie. Jeder drängte sich danach, ein Amt im Palast zu bekommen.
    Jede Nacht wurden dort üppige Gelage abgehalten und im Ballsaal drängten sich die ausgelassenen Tänzer. Oberflächlich

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