Der zauberer von Schreckenstein
vergleiche,
unsre allertollsten Streiche,
gegen dieses dumpfe Lauern.
Mann! Das rüttelt an den Mauern.
Am nächsten Tag goss es wie aus Duschen. Doktor Schüler und Gießkanne, der Kunsterzieher, wohnten nicht auf der Burg, sondern in Wampoldsreute. Meist kamen sie zusammen raufgefahren, außer wie heute bei sehr unterschiedlichem Stundenplan. Gießkanne war mit den Zeichenstunden schon um elf fertig und wurde erst am Nachmittag zur Chorprobe wieder gebraucht. Zwischendurch wollte er wegfahren.
Bei dem freien Leben auf Schreckenstein schlössen die Lehrer ihre Wagen nicht ab; meist ließen sie auch die Schlüssel stecken. Und jetzt waren sie weg. Gießkanne suchte eine Weile. Schließlich entschloss er sich, auf der Burg zu bleiben. Im Lehrerzimmer spielte er Schach gegen sich selbst, wodurch er siegte und zugleich verlor.
In der Fünf-Minuten-Pause kam Ottokar herein und rief Fräulein Dr. Horn in Rosenfels an. Man vermisse ein Boot, das die Mädchen versteckt und nicht mehr zurückgebracht hätten. Heute werde es gebraucht. Bis 16 Uhr spätestens.
Gießkanne lachte ihm zu. „Ausgerechnet bei dem Regen!“
Beim Mittagessen saß der Kunsterzieher am Lehrertisch. Wie gewohnt trat Ottokar ans Schwarze Brett und begann mit der Ansage: „Giessk...“. Er hustete angestrengt und nannte den richtigen Namen, „...vermisst seine Autoschlüssel. Wer hat sie aus dem Lenkradschloss...“
Unruhe am Lehrertisch ließ ihn innehalten.
„Danke!“ rief Gießkanne. „Sind wieder da! Kollege Schüler hatte sie versehentlich eingesteckt.“
Ottokar fuhr mit dem nächsten Punkt fort.
„So’n Mist!“ schimpfte der kleine Eberhard nach der Schweigezeit.
„Noch fünf Sekunden, und wir wären eine ganze Stange klüger gewesen!“
Damit traf er die allgemeine Stimmung genau. Eine verwegene Idee gab Computergehirn Strehlau in der Redaktionssitzung der Schulzeitung bekannt: „Ein Kriminalkommissar würde nach diesem Vorfall Gießkanne und Schüler als mögliche Täter beschatten lassen.“
„Typ X - ein Lehrer! Nicht schlecht!“ meinte Hans-Jürgen. Doch Andi winkte nur lässig ab. „Dafür sind die zu harmlos!“
„Schluss mit dem Quatsch!“ schimpfte Mücke. „Nachher bekommen wir Besuch von drüben. Überlegen wir lieber, wie wir ihn empfangen.“
Während sie den Vervielfältigungsapparat reinigten und ölten, dachten sie gähnend und ohne Erfolg nach.
„Sie kommen!“ brüllte Fritz plötzlich weithin hörbar aus seinem Zimmer im Südflügel.
Da an diesem Nachmittag „Bauen und Renovieren“, das heißt Instandsetzung persönlicher oder zur Burg gehörender Dinge nach freier Auswahl, auf dem Programm stand, war niemand erstaunt, trotz dicken Regens, so ziemlich die gesamte Ritterschaft am Bootssteg vorzufinden.
Ottokar schaute auf seine Uhr und nickte zufrieden: Eine Stunde vor Ablauf der Frist, die er Fräulein Dr. Horn aus bestimmtem Grund gesetzt hatte! Für ihn und Stephan galt es, an diesem Nachmittag einen weiteren Termin wahrzunehmen, der beiden wichtig erschien.
Die Boote schaukelten noch zu weit entfernt, um Insassen zu erkennen, als sich zwischen den Freunden einer ihrer Kurzdialoge entspann.
„Wetten, dass...?“ fragte diesmal Stephan.
Und Ottokar antwortete nur: „Genau!“
Da kam Pummel, als „Wasserwart“ für die Boote zuständig, mit einem Rennrad auf der Schulter aus dem Bootshaus.
„He Mann! Das ist meines.“ Vom hinteren Ende des Stegs kraulte Dampfwalze durch die Ritterschaft. Es war tatsächlich seine Maschine. Behutsam lehnte er sie unter dem Vordach an die Bretterwand.
„Die hing drin an einem Haken“, erklärte Pummel. „Dafür fehlt mir das blaue Gummiboot.“
Betreten schwiegen die Ritter über diese besonders unerklärliche Begebenheit. Andi rannte unvermittelt den Hang hinauf und verschwand im Durchgang zum Burghof.
„Die Gelbe ist Martina!“ Durchs Fernglas hatte Beni seine Schwester erkannt. „Sie rudert unser Boot.“
Auch Dolf schaute durch ein Glas. „Die Hintere im andern Boot ist Esther!“ erklärte er. „Eben hat sie sich umgedreht.“
„Und die Vordere ist Doris!“ Ralph sah das mit bloßem Auge. Klaus lachte laut. „Da haben sie uns ja die richtigen Kratzbürsten geschickt!“
„Warum kommen die überhaupt zu dritt?“ fragte Dieter.
„Zwei genügen doch.“
„Eine“, verbesserte Stephan. „Nachher kommt Sonja. Die könnte sie im Wagen mit zurücknehmen.“
Zuerst aber kam das blaue Gummiboot den Hang herunter. Auf Andis
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