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Der zauberer von Schreckenstein

Der zauberer von Schreckenstein

Titel: Der zauberer von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Kopf — ein prima Regenschutz.
    „Hing im Radstall!“ berichtete er. „Nicht besonders witzig, bei dem weiten Weg aber eine beachtliche Leistung!“
    Auf einmal verstand man sein eigenes Wort nicht mehr. Die Mädchen waren auf Rufweite heran und die Ritter brüllten, was die Lungen hergaben. Einzelheiten waren in dem Durcheinander nicht zu verstehen, wohl aber der Grundton: Die Gereiztheit wegen der unerklärlichen Begebenheiten machte sich in Hänseleien Luft.
    Trotz ihrer Öljacken sichtlich klamm und zusammengeregnet, ließen die Mädchen das Donnerwetter über sich ergehen, ohne eine Miene zu verziehen.
    Stephan und Ottokar nickten einander zu. Genau das hatten sie vermutet: dass die Mädchen keinen Ton piepsen würden. „Aber das Tollste war der Zweikampf Emil — Martina!“
    schwelgte der Schulkapitän eine halbe Stunde später bei Linzertorte in Dr. Waldmanns Zimmer. Sonja hatte sie gebacken und war zu der schon traditionellen Teestunde bei ihrem Vater herübergekommen.
    „Der Emil hat doch ein Lasso“, fuhr Stephan mit nicht gerade leerem Mund fort. „Er spinnt neuerdings auf Cowboys, wie Dampfwalze seinerzeit auf Indianer. Er sagt, die seien die Ritter des Wilden Westens gewesen. Ja also: Nun ist Martina, statt unser Boot bis an den Steg zu bringen, so zehn, fünfzehn Meter davor umgestiegen...“
    „Ihr werdet euch entsprechend aufgeführt haben!“ verteidigte Sonja die Mädchen.
    Stephan hörte es nicht. Zu sehr war er in Fahrt. „Da kreist schon das Lasso über Emils Kopf wie eine fliegende Untertasse, saust zu Martina hinaus, ein Ruck von Emil, gefesselt steht sie im Boot und kippt vor Schreck ins Wasser.“
    „Aber jetzt geht’s erst richtig los!“ übernahm Ottokar, der Stephan in das nächste Stück Torte beißen sah.
    „Oskar, Armin, Rolf, zwei von den Minis und was weiß ich wer noch, greifen nach dem Seil, wollen Martina, die wie eine Irre zappelt, an den Steg ziehen. Ich weiß nicht wieso, vielleicht haben sich einige in der Zugrichtung geirrt, jedenfalls lag Emil plötzlich auch im Wasser. Gleich darauf Armin, Oskar und Rolf.“ Er führte das Tortenstück in seiner Hand zum Mund.
    Und Stephan berichtete weiter: „Unser Amateurcowboy hatte sich nämlich das andere Ende vom Lasso um den Bauch gebunden und alle mitgezogen, die nicht rechtzeitig losgelassen haben. Doch nun kommt das Allerschönste! Esther hat Martina ein Ruder hingestreckt, hat sie zusammen mit Doris ins Boot gezogen, die Schlinge aufgemacht und das Seil am Heck festgeknotet.
    „Losrudern!“, schreit Martina. — Damit biss er in die Torte.
    Nahtlos fuhr Ottokar fort: „Diesmal ist unser Emil auf Draht. Er weiß, dass er das unbedingt vermeiden muss. Während Esther die Ruderschelle grade einstecken will, macht er mit dem nassen Seil einen Schnalzer und schlägt ihr das Ruder aus der Hand. Doris wendet mit dem zweiten Ruderpaar, muss aber wieder stoppen, damit Esther ihr Ruder rausfischen kann.
    Martina kniet am Heck und zieht an dem Seil. Armin, Oskar, Rolf sind keine Hilfe. Sie haben sich auf unser Boot gestürzt, das im Augenblick ganz unwichtig ist und bringen es zurück. Der Emil aber ist ein toller Hecht ja wirklich, ein Hecht. Lässt sich von Martina herziehen, taucht unter dem Boot durch, hängt drüben ein Ruder aus und schubst es weg...“ Sein Mund schnappte nach der Torte.
    Stephan war wieder dran. „Die Mädchen kommen nicht weg, aber Emil auch nicht. Sie versuchen ihn an Bord zu zerren. Er wehrt sich mit Händen und Füßen, einmal steht er waagrecht auf der Bordwand, wie ein Segler im Trapez. Kurz und gut, bald liegen sie alle drin...“
    „Im Boot?“ fragte der Deutschlehrer in Doktor Waldmann, dem der Satzbau zu salopp erschien.
    „Im Wasser natürlich!“ Stephan musste lachen. „Und dann ist Emil plötzlich verschwunden, kommt und kommt nicht mehr. Wir schauen schon ganz besorgt aus der Wäsche, da taucht er endlich wieder auf, direkt am Steg... Ohne Lasso! Das haben die Mädchen. Aber dafür müssen sie auch den ganzen Weg zurückrudern.“
    Mit beiden Händen griff er nach der Tortenplatte. Ottokar kaute verhandlungsunfähig.
    Sonja setzte ihre Tasse ab. „Was mich an der Geschichte am meisten beeindruckt, ist eure Staffel.“
    Vier große Augen über vier prallen Backen sahen sie an.
    „Wie ihr euch beim Erzählen ablöst, damit keiner zu kurz kommt!“ Sie lachte. „Tja, die guten Beziehungen sind jedenfalls wieder mal dahin. Sich bei dem Wetter das Boot bringen lassen, ist nicht

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