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Der zauberer von Schreckenstein

Der zauberer von Schreckenstein

Titel: Der zauberer von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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gekommen.“
    Elfriede, die jüngste Tochter des Schreinermeisters Schrimpf aus Wampoldsreute, kam gelegentlich herauf und half im gräflichen Haushalt. Meist, wenn Mauersäge Gäste hatte. Da hielt es Wolf nicht mehr aus. „Was ist? Ist was?“
    Versonnen nickte Stephan. Dann las er vor. Lieder Stephan!
    Ich danke dir, dass Du mir mein Akkordeon so schnell zurückgezaubert hast. Und deins Dazu! Das war eine Überraschung. Es klingt doch ganz anders! Nur im Bass bleibt das Fis manchmal stecken. Aber sonst... Du kannst sehr nett sein, wenn Du willst. Sagen alle und lassen den Zauberer grüßen
    Beatrix
    Die meisten waren sprachlos.
    Dampfwalze knirschte mit den Zähnen, dass alle fünf Stühle ächzten.
    „Latein am Stiel!“ brummte Ottokar grimmig, was so viel wie Scheibenkleister bedeuten sollte.
    „Ein Wort macht mich stutzig!“ überlegte Hans-Jürgen.
    „Zurückgezaubert — Was will sie damit sagen?“
    „Ach Mensch! Glaub doch nicht alles“, fuhr Klaus dazwischen, „die wollen uns nur auf den Arm nehmen.“
    Stephan schüttelte den Kopf. „Es stimmt. Das Fis klemmt. Erst seit ein paar Tagen.“
    Andi ließ den Kopf hängen. „Bei mir ist die Luft raus. Ich versteh überhaupt nichts mehr.“
    Sollte der schöne Schwung der letzten Tage nicht verpuffen, musste etwas geschehen. Und zwar umgehend. Stephan sah auf seine Uhr. „Das werden wir gleich haben. Ich ruf sie an!“ Mit einem Satz sprang er von allen Stühlen auf und rannte hinaus. Zurück kam er nicht mehr. Auch die Wartenden mussten sich verziehen — die Arbeitsstunde fing an.
    Stephan selbst kam einige Minuten zu spät und notierte sich die Zeitüberschreitung. Jeder Ritter, der dreimal unter fünf Minuten zu spät kam, verdonnerte sich selber zu einem Strafmarsch: Wampoldsreute und zurück. Vor dem Frühstück. Niemand kontrollierte ihn. Und niemand mogelte. Wenn Stephan einen Zettel schrieb und ihn an seine Zimmergenossen Ottokar, Walter und Fritz weitergab, umging er damit nicht das Silentium während der Arbeitsstunde. Er förderte die Konzentration. Ohne Nachricht wäre die Spannung im Zimmer unerträglich gewesen.
    Die Ritterschaft musste bis nach dem Abendessen warten, die Wachen, nach der neuen Niederlage verstärkt, noch länger. In der Folterkammer war es trotz Überfüllung so still, dass man Faules Zähneklappern hätte hören können. Doch der klapperte nur, wenn er herauskam.
    „...aber Beatrix sagt, niemand von ihnen hätte die Akkordeons geklaut“, berichtete Stephan, „...sie seien plötzlich dagestanden, sagt sie, auf der Treppe hinter der Glastür. Am Nachmittag. Kein Mädchen hat jemand kommen oder gehen sehen, nur die Instrumente, wie hergezaubert. Jetzt hält sie mich für den Zauberer...“
    Merkwürdigerweise grinsten da einige Ritter.
    „Na, was ist?“ Der kleine Egon gab Armin einen Rempler, dass der genau vor dem Rittertisch landete, den Mund aufmachte und hier, vor nahezu der gesamten Ritterschaft zum Ritterrat hinaufrief: „Ich war der Zauberer! Ich bin der Zauberer!“
    Die Spannung entlud sich in schallendem Gelächter. Stephan hob die Hand. Es wurde wieder still, und in ruhigem Ton sagte er zu Armin: „Sei so freundlich und lass diese Spaße!
    Wir haben hier etwas Ernstes zu bereden.“
    „Ich war’s aber!“ Armin stampfte auf den Boden, haarscharf neben der Leiste für Paule. Die Ritter lachten und murrten durcheinander. „Nein, wirklich! Ganz bestimmt!“ Armin zog ein Gesicht, als würden ihm gleich die Tränen kommen.
    „Soll er doch erzählen!“ schlug Mücke vor. „Los! Erzähl mal! Wie hast du die Dinger überhaupt weggebracht? Die haben doch ein ganz schönes Gewicht.“
    „Mann o Mann!“ Armin leuchtete rot wie ein Truthahn. „Schwer waren sie, aber sonst ging’s eigentlich ganz einfach. Wie ich Wache hatte am Portal und Dampfwalze auf Streife war, hab ich mir aus seiner Schublade den Schlüssel zum Rittersaal geholt, hab aufgeschlossen und die Dinger drüben versteckt. In Mauersäges Sattelkammer...“
    „Wo hattest du sie denn vorher?“ fragte Eugen.
    „Das wird nicht verraten. Noch nicht!“ Schallendes Gelächter quittierte diese Auskunft. Doch Armin störte das nicht, er war selig. „Als ich zum Friseur bin, hab ich sie dann geholt und quer durchs Gebüsch den Hang zu Drei Tannen raufgeschleppt...“
    „Mein Gott, Junge!“ alberte Klaus wie eine besorgte Mutter.
    „Ich bin nämlich mit dem Bus gefahren“, fuhr Armin fort.
    „Das kannst du auch schon? Ganz allein?“

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