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Der zauberer von Schreckenstein

Der zauberer von Schreckenstein

Titel: Der zauberer von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Wechsel ist, damit wir reinkönnen!“
    „Ihr braucht nur zu klopfen“, erwiderte Walter. „Wir haben Strehlau hinter die Tür gesetzt.“ Ein weiterer Grund zur Freude. Bei dieser tadellosen Organisation musste Typ X bald ins Netz gehen.
    Hundemüde strebten die beiden Ritter ihren Betten zu. Stephan atmete auf, als Ottokar ihm das schwere Instrument von den Schultern hob. Er öffnete den Schrank und hielt mitten in der Bewegung inne. Merkte er vor Übermüdung nicht mehr, was er tat? In der Linken hielt er Beatrix’ Akkordeon, oben an den Riemen, um es in den Schrank zu stellen. Doch was da, gleichfalls hochkant, drinnen stand, war — darüber gab es keinen Zweifel — sein eigenes.
    Ottokar fasste sich schneller. „Jetzt sind wir wieder die Dummen!“
     
     
     

Latein am Stiel
     
    Jeder Ritter auf der Burg hatte seine Pflicht. Eine bestimmte Arbeit für die Gemeinschaft. So spaltete Dieter tagaus, tagein Kleinholz für den großen, alten Herd in der Küche, der nach wie vor in Betrieb war. Neben den festen Pflichten gab es andere, die von Woche zu Woche wechselten, wie der Geschirrdienst im Esssaal oder das Wecken am Morgen.
    „Aufstehn, Dauerlauf!“ rief der kleine Egon in alle Zimmer des Süd-, West- und Nordflügels und hatte das Gefühl, dass die Ritterschaft deutlich schneller reagierte als an den Tagen davor. Mit Ausnahmen, versteht sich. Wer von eins bis drei oder von drei bis fünf auf Wache gewesen war, konnte um sieben nicht so frisch sein wie andere, die durchgeschlafen hatten. Stephan und Ottokar zählten an diesem Morgen zu den Müdesten. Ihnen steckten zusätzlich die nächtlichen Kilometer in den Beinen, und nicht nur das. Wie sich einer fühlt, ist auch eine Frage der Stimmung.
    Unter wahren Gähnanfällen zogen die beiden, auf dem Bettrand sitzend, Turnhose und Turnschuhe an. Sie hatten noch zwei Gelegenheiten, wach zu werden: den Morgenlauf und die Dusche.
    Ottokar kam schon unterwegs im Prinzengarten so weit zu sich, dass er wusste, wie er hieß und wo er sich befand. Stephan erreichte diesen Zustand erst nach etwa dreißig Liter eiskalten Wassers. Lange hielt er aber nicht vor. Genaugenommen nur die paar Minuten zwischen Abtrocknen und Anziehen. Als er seinen Schrank öffnete, wurde ihm schwindelig. Er sah kein Akkordeon mehr. Keine Akkordeons. Vor gut sechs Stunden hatte er den Schrank geschlossen, mit dem Knebel — Schlösser waren bei der sprichwörtlichen Schreckensteiner Ehrlichkeit verpönt — da waren es noch zwei gewesen. Eines davon gehörte ihm nicht. Das traf ihn besonders. Mit fremdem Eigentum fahrlässig umzugehen, galt nach Ritterregeln als unverzeihlich. Ob Streich oder nicht Streich. Wie hatte das geschehen können? Bei den strengen Sicherheitsmaßnahmen! Ging das noch mit rechten Dingen zu? Wie ein winzig kleiner Virus einen Baum von einem Mann fällen kann, so saß hier irgendwo ein Kobold oder sonst was und drohte, die ganze Burg ins Wanken zu bringen. Der Vergleich stammte von Mücke. Ihn und die anderen Mitglieder des Ritterrats hatten Stephan und Ottokar noch vor dem Frühstück verständigt. Keiner wusste, was er dazu sagen sollte. Da war ein Denkspiel fällig, alle möglichen Blickwinkel mussten berücksichtigt werden, und das brauchte Zeit. Am Abend würden sie in der Folterkammer beraten. Darüber waren sie sich sofort einig.
    Der vorsichtige Dieter ging noch einen Schritt weiter. „Wir müssen uns vor Überreaktionen hüten! Also vorläufig kein Wort über die Sache. Zu keinem! Wir geben uns total unbefangen. Das ist kein Misstrauen, keine Verschwörung, das ist nötig.“
    „Meine Rede seit der Eiszeit!“ brummte Klaus. „Der Virus soll sich bei uns wohl fühlen wie die Made im Speck.“
    Alte Hasen, die sie waren, hatten die großen Ritter ihre Geheimbesprechung unauffällig abgehalten. Nicht flüsternd in einer Fensternische, sondern auf dem Weg zum Unterricht, wo sich die Ritter von selbst klassenweise zusammenfanden, um über die bevorstehenden Lernprobleme zu reden.
    Der Unterricht war keine solche Qual mehr wie in den letzten Tagen. Von Ausnahmen abgesehen.
    „Heute seid ihr wieder einigermaßen aufnahmefähig!“ lobte Doktor Waldmann in der Miniklasse. „Gestern dachte ich noch, ich schaufle Sand in ein weitmaschiges Sieb.“
    Armin lachte laut. „Man sollte Wissen überhaupt verflüssigen und es wie Medizin einnehmen. Täglich einen Teelöffel Mathematik oder so.“
    „Lieber in Tablettenform. Mit Himbeergeschmack!“ schlug Martin

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