Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der zauberer von Schreckenstein

Der zauberer von Schreckenstein

Titel: Der zauberer von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
Vom Netzwerk:
weiter, quer durch die Flügel, durch den Esssaal und zurück in den Südflügel. Während sich die ersten Wachen auf ihre Posten begaben, brachte Beni den Schulkapitän, begleitet von Stephan, Dieter und Mücke, in sein Zimmer, das er mit Ralph, Armin und Oskar teilte. Auch der kleine Egon saß da. Auf ihn deutete Beni, und so würde der Mini-Ritter die schon eingespielte Fragenprozedur der vier über sich ergehen lassen müssen.
    Als er schon bei der ersten Antwort stockte, stand Armin auf und sagte: „Ich hab’s ihm erzählt!“
    „Und woher hattest du’s?“
    „Von niemand.“
    „Was soll das heißen?“
    „Dass es mir niemand gesagt hat.“
    „Hast du’s erfunden?“
    „Der erfindet dauernd den tollsten Quatsch“, rief der kleine Egon dazwischen. „Und wir müssen dann Aufsätze drüber schreiben...!“
    „Blödmann!“ fuhr Armin ihn an. „Nichts hab ich erfunden. Hab ich gar nicht nötig. Ich wusste es ja!“
    „Von wem?“ hakte Mücke ein.
    „Von niemand. Ich wusste es eben.“
    Der kleine Egon lachte wie eine schrille Klingel. „Passt auf, gleich behauptet er, dass er’s war!“
    „Stimmt auch!“ Armins Augen leuchteten. „Ich war’s! Ich hab’s gemacht! Ich ganz allein!“
    „Ist ja gut!“ Beni tätschelte ihn wie einen Hund.
    „Doch!“ rief Armin mit hochrotem Kopf. „Bestimmt! Ich war’s wirklich! Oder traut ihr mir das etwa nicht zu?“
    „Was?“
    „Das!“
    Die großen Ritter grinsten mitleidig, und der kleine Egon raufte sich die Haare. „Jetzt ist er vollends plemplem! Die ganze Zeit jammert er mir vor, dass er nie auffällt! Und er möchte doch auch mal der Größte sein. So wie Dampfwalze! — sagt er. Er selber kann tun was er will, keiner bemerkt ihn. Und fällt er ausnahmsweise mal auf, dann als Blödmann! Meist im Unterricht. Latein am Stiel! Als Klassenarbeit! So was kann doch nur dem blödsten Blödmann überhaupt einfallen!“
    „Ich war’s aber trotzdem. Ätsch!“ Armin streckte ihm die Zunge heraus.
    Wortlos verließen die großen Ritter das Zimmer. „Kindergarten!“ brummte Stephan auf dem Flur.
    „Aber woher hat er’s dann?“ forschte Andi.
    Mücke blieb stehen. „Reines Geltungsbedürfnis. Er hat ja gar nichts. Denn wenn der was hat, kann er’s bestimmt nicht für sich behalten.“
    Ottokar schüttelte den Kopf. „Wir unterdrücken hier doch keinen, oder?“
    Drei Türen weiter, in Dampfwalzes Zimmer, warteten die andern.
    „Na?“
    Mücke sah in die Runde. „Latein am Stiel!“
    Und Stephan übersetzte. „Er meint, wir sind genauso weit wie wir waren.“
    Dampfwalze schnaubte, als müsse er gleich explodieren. „Ich mache euch einen Vorschlag. Wir sagen jetzt allen, was passiert ist, und fordern die Posten zu erhöhter Wachsamkeit auf!“
    „Und setzen Armin hinters Portal!“ schlug Dieter vor. „Da ist er wichtig, und jeder sieht ihn.“
    Die Geschichte sprach sich herum. Fortan wurde Armin bemerkt.
    Als er sich anderntags nach dem Mittagessen zum Haare schneiden nach Wampoldsreute abmeldete, sah sich Ottokar den Schöpf von allen Seiten an. Das hätte er vorher nicht getan.
    Walter meinte treffend zu Werner: „Da siehst du’s wieder mal. Wenn du auffallen willst, musst du nur recht blöd daherreden!“
    Nach den gemachten Erfahrungen wurde die Burg auch tagsüber bewacht. In jedem Flügel standen Posten, zwei Mann waren ständig auf Streife. Der Rex hatte dem ausdrücklich zugestimmt. Die Betroffenen versprachen, das Versäumte nachzuholen. Und siehe da, es geschah — nichts. Schon seit mehr als achtundvierzig Stunden! Die Ritter frohlockten. Zwar sagte keiner ein Wort, um nichts zu beschreien, doch man sah es ihnen an. Da brüllte während der Teepause plötzlich einer in den Esssaal.
    „Stephan!“ Fritz war’s. Er schwenkte einen Brief in der Hand.
    Der Gerufene winkte mit dem linken Fuß, weil der, auf der Rücklehne seines fünften Stuhles ruhend, am sichtbarsten in die Gegend ragte.
    Fritz kam zu ihm. „Von Beatrix!“ verkündete er kaum leiser. Dieser Seltenfröhlich strotzte heute förmlich vor guter Laune.
    Und sagte es auch: „Jetzt ist es wieder wie vorher!“
    Auf dem Umschlag klebte keine Marke. Stephan riss ihn auf und las. Die umsitzenden Ritter lasen in seinen Augen mit. Ottokar, der ihn besser kannte, las in seinem Mienenspiel. Doch kaum begonnen, endete die Lektüre schon wieder.
     

     
    Stephan sah Fritz an. „Woher hast du ihn denn?“
    Von Elfriede“, antwortete Fritz. „Sie ist grad mit dem Bus

Weitere Kostenlose Bücher