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Der Zauberer von Stonehenge

Der Zauberer von Stonehenge

Titel: Der Zauberer von Stonehenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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jüngeren Obdachlosen mit auf den Weg gab.
    Vor Grover blieb er stehen und nickte. Die Hände hatte er in den Taschen seines braunen Mantels versteckt. »Hier bist du also«, sagte er mit leiser Stimme und grinste schief.
    »Ja, warum nicht?«
    »Gallico sucht dich.«
    »Wirklich?«
    »Ja, er fragte nach dir.«
    »Und was haben ihm die anderen gesagt?«
    »Nichts. Er hat mich gefragt. Ich habe ihm erklärt, daß ich dich nicht gesehen habe. Stimmt ja auch, oder?«
    »Klar. Du hast mich jetzt gesehen. Weißt du denn, was er von mir wollte?«
    Der andere Mann rieb seine dicke Nase. »Das hat er mir nicht verraten. Er schien mir nur wütend zu sein. Warst du eigentlich für ihn unterwegs, Phil?«
    »Wie kommst du darauf?«
    Der Penner lachte kichernd. »Weil sich das herumgesprochen hat. Einige andere hat Gallico auch weggeschickt. Sie sollten etwas für ihn besorgen, wie mir scheint.«
    »Ich nicht.«
    »Ach, hör auf. Du kannst mich nicht anlügen. Ich merke es, wenn jemand lügt. Und hier lügen sie alle. Angefangen bei Gallico bis hin zu dir und mir. Geh am besten zu ihm und kläre die Sache, sonst schmeißt er dich noch raus.«
    »Da gibt es nichts zu klären.«
    »Doch, Doc. So wie er ausgesehen hat, wird er keinen Spaß verstehen. Der stand ganz schön unter Dampf.«
    »Ist mir egal.«
    »Wie du willst. Ich sollte es dir nur sagen, das habe ich hiermit getan. Alles andere ist mir egal.« Aus den Manteltaschen holte der Sprecher eine dünne, selbstgedrehte Zigarette, steckte sie zwischen die Lippen und verzog sich. Grover blieb sitzen. Er dachte dabei über die Worte des Sprechers nach. Gallico wollte etwas von ihm. Wahrscheinlich wußte er, daß Grover Erfolg gehabt hatte. Ja, so ein Typ roch das direkt. Den konnte man nicht hinters Licht führen.
    Wie aber sollte man dem begreiflich machen, daß man sich entschlossen hatte, ein anderes Leben zu führen und diesem Asyl den Rücken zuzukehren? Eine Lösung wußte Phil auch nicht. Er empfand es nur als Belastung, in das Heim eingekehrt zu sein. Jetzt mußte er zusehen, daß er es unentdeckt wieder verlassen konnte. Zwar existierte ein Hinterausgang, durch den jedoch konnte er nicht verschwinden. Der war stets abgeschlossen. Den Schlüssel besaß allein Gallico.
    Überhaupt war dieser Mensch der King hier. Der große Götze, der sie alle unter Kontrolle hielt. Die Männer taten ohne zu murren, was er wollte.
    Gallico besaß die Funktion eines Gurus. Er hatte die Obdachlosen in ein neues Abhängigkeitsverhältnis gebracht, das Phil nun durchbrechen wollte.
    Ob es vor ihm schon jemand versucht hatte, konnte er nicht sagen. Jedenfalls wollte erden Anfang machen.
    Bis zur Tür ging er auf möglichst leisen Sohlen. Niemand nahm zur Kenntnis, daß er den Schlafsaal verließ. Er schaute sich im Gang um. Dort hockten vier seiner Kollegen zusammen und pokerten. Sie spielten um Streichhölzer. Geld hatten nur die wenigsten unter ihnen. Wenn sie etwas besaßen, dann gaben sie es auch aus.
    Grover drängte sich an den Spielern vorbei. Die Treppe mit den abgetretenen Steinstufen kam ihm plötzlich ungemein lang vor. Als sollte sie kein Ende haben.
    An beiden Seiten befanden sich die Handläufe aus schwerem Eisen. Der Rost hatte an ihnen gefressen und die Lackierung abgenagt. Mitten auf der Treppe lag der alte Jimmy und schlief seinen Vollrausch aus. Jimmy, er wurde nur »die Leber« genannt, konnte immense Mengen vertragen. Andere wären schon längst an Alkoholvergiftung gestorben. Er nicht, und so soff er weiter.
    Von draußen schallten Stimmen in den breiten Flur. Das große Wort führte der ehemalige Ringer und Catcher Pete. Verstand hatte er keinen mehr, aber Dampf in den Fäusten, davon konnten auch einige Polizisten ein Lied singen.
    Phil achtete nicht auf die ihn umgebenden Geräusche. Er sah die Tür zu Gallicos Büro. Sie war verschlossen. Er hoffte, daß es auch so bleiben würde.
    Noch drei Schritte, dann hatte er sie passiert.
    Nach dem zweiten wurde sie geöffnet. Lautlos, aber so schnell, daß Phil Grover erschrak.
    Auf der Schwelle stand er, der King, der Guru — Gallico!
    Er lächelte Phil Grover an, und der Mann empfand es wie Peitschenschläge. Dieses Lächeln war eine Botschaft. Grausam und wissend zugleich. In ihm lag eine Kälte, die erschütterte und frösteln machte.
    »Da bist du ja.«
    Phil nickte.
    »Wollstest du gerade zu mir kommen?« Gallico sprach leise, beinahe sanft. Es war eine Stimme, die schmeichelte wie eine Messerklinge. Die keinen

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