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Der Zauberer von Stonehenge

Der Zauberer von Stonehenge

Titel: Der Zauberer von Stonehenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ebenso vorhanden wie einige Waldstücke, die als dunkle Flecken zwischen ihnen schwammen. Wir befanden uns auf einer erhöhten Stelle, die von Buschwerk umgeben war.
    »Da wir Grover schon nicht gefunden haben, John, sag mir wenigstens, wo die Scherbe steckt.«
    »Ich habe sie nicht.«
    »Ich auch nicht. Bleibt Grover.«
    »Vielleicht ist sie auch verschwunden.«
    »Kann sein.«
    Suko ließ mich stehen und stieg den kleinen Hügel bis zu seiner Kuppe hoch. Dort blieb er stehen, weil er einen besonders guten Ausblick besaß.
    Ich sah sein Winken. »Komm hoch, John, dann kannst du sehen, wo wir uns befinden.«
    Bald stand ich neben ihm. Suko deutete in die südliche Richtung.
    »Kennst du das?«
    Und ob ich das kannte. Schräg unter uns lag das gewaltige Gebiet von Stonehenge. Die mächtigen Steine, die in einer bestimmten kreisförmigen Formation angeordnet waren und eine Geometrie besaßen, über die man nicht spekulieren konnte, denn die sternförmig angelegten Wege führten alle zum Mittelpunkt.
    Steine wie Arme oder Finger. Andere wiederum als Brücke gebaut. Manche gerade gereckt, dann wieder welche, die uns krumm und schief vorkamen. Ein gewaltiges Gebiet, das an diesem Dezembertag ziemlich leer und öde wirkte.
    Wir jedenfalls entdeckten keine Menschen nahe der Kultstätte.
    »Sieht aus wie ausgestorben«, sagte Suko.
    »Ja, aber auch im geheimen blüht Leben.«
    »Toll, wie du das gesagt hast. Und jetzt?«
    »Ich würde vorschlagen, daß wir uns die Steine von nahem ansehen. Vielleicht erleben wir eine Überraschung.«
    »Und welcher Art?«
    »Bin ich Hellseher?«
    »Leider nicht. Dann würde es mir besser gehen.«
    »Das träumst du auch nur.«
    Ich hatte mich mittlerweile auch umgeschaut und einen Weg entdeckt, der uns vom Hügel wegbrachte. Es war ein schmaler Pfad. Wie eine Schneise zog er sich in Windungen durch das Gebüsch, um talwärts zu verschwinden.
    In London war mir der Wind nicht so aufgefallen. Hier spürte ich seine Rauheit. Es blies uns in die Gesichter und drang auch durch die Kleidung.
    Suko, der sich an meiner Seite hielt, schaute sich immer wieder um. Er suchte nach Phil Grover. »Irgendwo muß er doch stecken. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ihn die magische Reise getötet hat.«
    »Da hast du recht.« Ich deutete nach vorn. »Da unten liegt der Wald. Ob er dort ist?«
    »Wir werden ihn auf jeden Fall durchqueren.«
    Fünf Minuten später erreichten wir den Waldrand. Der Pfad führte hinein. Augenblicklich umgab uns die Dämmerung. Es war sowieso kein strahlender Tag. Die Sonne versteckte sich hinter blassen Wolken. Auf dem weichen Boden lagen die abgefallenen Blätter und bildeten eine weiche Schicht, auf der wir federnd liefen.
    Von der linken Seite her floß ein Bach den Hügel hinab. Er fand seinen Weg durch den Wald, und wir folgten ihm. Der Pfad war längst ausgelaufen.
    Die winterliche Stille umgab uns. Nicht ein Vogel zwitscherte. Wenn wir in die Höhe blickten, sahen wir über uns das kahle Geäst der Bäume wie einen Scherenschnitt, bei dem ein Motiv in das andere überging. Ich sehnickte mit den Fingern. Suko, der vor mir ging, blieb stehen. Er kannte das Zeichen. »Ist was?«
    »Stimmen!«
    Sofort nahm mein Freund eine gespannte Haltung an. Ich hatte mich nicht geirrt, denn auch er vernahm sie. Es waren Stimmen, aber es wurde nicht gesprochen. Die Stimmen vereinigten sich zu einem leiernd klingenden Singsang, den der Wind aus einer tiefer gelegenden Stelle an unsere Ohren wehte.
    »So einsam scheint es hier nicht zu sein«, bemerkte Suko.
    »Ganz bestimmt nicht. Schau mal nach vorn.«
    Suko mußte sich drehen. Ich hatte die beiden Gestalten entdeckt, die zwischen zwei Baumstämmen erschienen waren und geflochtene Weidenkörbe trugen. Sie waren gleich gekleidet. Der Wind wehte gegen ihre beigefarbenen Kutten, die bis zu den dunklen Schuhen reichten. Die Kapuzen hatten sie nicht übergestreift. So konnten wir ihre langen, lockigen und auch hellen Haare erkennen.
    Vor uns standen zwei Frauen!
    Sie waren ebenso überrascht wie wir, denn im ersten Augenblick hatten sie kehrt machen und weglaufen wollen. Dann aber hörten sie meinen Ruf und sahen auch mein Winken.
    »Bitte, warten Sie einen Moment.«
    Sie zögerten noch. Ich ging langsam auf sie zu, Suko folgte mir. Als wir näher kamen, sahen wir, daß es sich um zwei jungen Frauen handelte. Da war keine älter als zwanzig. Ihre Gesichter wirkten hell. Nur die Sommersprossen ließen sie auf den Wangen leicht dunkel erscheinen.

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