Der Zauberer von Stonehenge
Zechpreller lassen sich auch immer wieder etwas Neues einfallen«, sagte er und trank sein Glas leer…
***
Gallico blieb hinter dem Schreibtisch stehen und starrte auf die geschlossene Bürotür. Äußerlich blieb er nach wie vor maskenhaft starr, aber in seinem Innern kochte es. Er hatte sich nur mühsam beherrschen können und spürte, daß diese beiden Polizisten mehr als gefährlich waren. Der eine von ihnen hatte den Zauberer entdeckt und war ihm sogar dicht auf den Fersen gewesen, wenn es diesen angeblichen Mord nicht gegeben hätte, der Gallico gerettet hatte.
Die Scherbe hatte ihn getötet und ihm gleichzeitig eine neue Existenz gegeben. Eigentlich hätte es für ihn nicht besser laufen können. Es war das eingetreten, was er sich gewünscht hatte.
Er und der Zauberer waren vereint!
Auf leisen Sohlen bewegte er sich bis zur Tür und zog sie spaltbreit auf. Gallico gehörte zu den mißtrauischen Menschen. Er wollte sich immer erst von einer Sache überzeugen, bevor er etwas anderes in Angriff nahm. Ein Blick reichte ihm.
Mit Grover in der Mitte, liefen die beiden Polizisten dem Ausgang entgegen, beschimpft und bedroht, was ihn nicht störte. Das war hier so üblich. Er schloß die Tür wieder und setzte sich hinter den Schreibtisch. Dann lachte er rauh auf.
Lange genug hatte er hier gesessen und sich mit dem Abschaum, wie er die Männer bezeichnete, abgegeben. Das war nun vorbei. Über Jahre hinweg hatte er auf seine große Chance gewartet, die endlich gekommen war. Vorbei war es mit dem miesen Leben, mit diesem Kriechen vor Vorgesetzten, dem freundlichen Tun, dem verzerrten Lächeln bei den Weihnachtsfeiern, wenn irgendwelcher Plunder gespendet wurde, jetzt würde er andere Dinge in Angriff nehmen. Es klopfte.
Sehr unwirsch klang seine Stimme. Noch mußte er seinen Part spielen, wichtig für ihn war erst die folgende Nacht, wo sich alles entscheiden würde, wenn die Konstellation der Gestirne, verbunden mit einer starken Mtigie, recht behielt.
»Kommt rein!«
Es waren zwei Obdachlose, die die Tür vorsichtig aufdrückten und sich über die Schwelle schoben. »Was wollt ihr?«
»Sir!« Gallico ließ sich stets mit Sir anreden. »Wir haben nur gesehen, daß die Bullen…«
»Na und?«
»Sie haben den Doc mitgenommen.«
»Das habe ich gesehen.«
»Kriegen wir Ärger?«
»Nicht mehr als sonst.« Gallico starrte die beiden Männer an. Zerlumpte Gestalten, denen er am liebsten in den Hintern getreten hätte. Noch mußte er sich beherrschen, noch…
»Gut, Sir, das wollten wir wissen.«
»Dann verschwindet.«
»Ja, Sir.«
Gallico war froh, nicht mehr belastigt zu werden. Kr nahm einen Schlüssel und schloß ab. Dann betrat er den zweiten Raum, wo der Zauberer gelegen hatte.
Er setzte sich auf das Bett und starrte den Boden an. Sekundenlang blieb er in dieser Haltung sitzen. Wieder war sein Gesicht starr geworden und auch maskenhaft bleich. Er hing seinen eigenen Gedanken nach, die tiefer gingen und sich mit Dingen beschäftigten, die man als unheimlich, unbegreiflich und fern bezeichnen konnte. Der Zauberer war der Mittelpunkt. Ein Mensch war er damals gewesen, aber ein besonderer.
Ein Astronom, der es geschickt verstanden hatte, Wissenschaft und Magic miteinander zu verbinden. Er hatte über die Steine Bescheid gewußt. Er hatte sie vermessen, er hatte sie analysiert, er hatte die Steine magisch geprüft, war über seinen eigenen Schatten gesprungen und in eine fatale Lage geraten. Ihm war Macht gegeben, aber etwas anderes genommen worden.
Dennoch existierte er. Er hatte immer existiert, ungesehen, war nie entdeckt worden, obwohl die Menschen doch mit offenen Augen durch die Gegend schritten.
Einige hatten von ihm gehört, seine Schriften und Aufzeichnungen gelesen und sie für Unsinn gehalten.
Bis sich das Denken änderte.
Der Zauberer von Stonehenge war plötzlich »in« geworden. Er paßte in den Trend hinein, und das hatte auch Gallico gespürt und sich der historischen Aufzeichnungen angenommen.
Er war an den Ort gefahren und hatte ihn gefunden.
Der Zauberer lebte noch, er hatte nur erweckt werden müssen. Durch das Spiel mit der Zeit konnte er plötzlich von einem Ort verschwinden und an einem anderen wieder auftauchen. Das war gefährlich, dadurch bestand die Gefahr einer Entdeckung, und er hatte sich zudem verletzt und eine seiner Scherben verloren. Eine sehr wichtige, ein Stück von seinem Körper, das man als Steuerzentrale bezeichnen konnte. Es befand sich nun in den Händen
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