Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
einigermaßen erträglich, aber jetzt… Stell dir nur mal vor, die Pferde möchten mit den Hufen scharren und merken, daß der Boden unter ihnen fehlt.«
    Conina schenkte seinen Worten keine Beachtung. »Reib die Lampe«, entgegnete sie. »Ich möchte wissen, was hier los ist.«
Nijel griff in seinen ledernen Beutel und holte die Lampe hervor.
    Die Stimme des Dschinns klang blechern und wie aus weiter Ferne. »Habt bitte einen Augenblick Geduld. Ich versuche, euch zu verbinden.« Eine Zeitlang klimperte jene Art von Musik, die man erwartet, wenn an auf einem schweizerischen Chalet spielt, und schließlich bildete sich eine Tür in der leeren Luft. Der Geist trat daraus hervor und sah sich um.
    »Eine tolle Szenerie«, sagte er.
»Irgend etwas ist mit dem Wetter passiert«, stellte Conina fest. »Was?«
    »Soll das heißen, ihr wißt nicht Bescheid?« erwiderte der Dschinn. »Sonst würden wir dich wohl kaum fragen, oder?«
    »Nun, in solchen Sachen kenne ich mich nicht sehr gut aus, aber es hat ganz den Anschein, als habe die Apokralypse begonnen.«
»Wie bitte?«
    Der Dschinn zuckte mit den Schultern. »Die Götter sind verschwunden, stimmt’s? Und das bedeutet nach der, nun, Legende…«
    »Die Eisriesen«, flüsterte Nijel entsetzt.
    »Sprich lauter«, sagte Krösus.
    »Die Eisriesen«, wiederholte Nijel ein wenig verärgert. »Die Götter kerkerten sie ein, irgendwo in der Scheibenweltmitte. Aber wenn das Ende der Welt naht, so heißt es, befreien sie sich, reiten auf ihren gräßlichen Gletschern und treten wieder ihre alte Herrschaft an. Dann löschen sie die Flammen der Zivilisation, bis die Welt nackt und eisig im schrecklich kalten Licht der Sterne glänzt, bis selbst die Zeit gefriert. Irgend etwas in der Art.«
    »Aber es ist noch zu früh für die Apokralypse«, stieß Conina erschrocken hervor. »Ich meine, zuerst muß ein gnadenloser Herrscher die Scheibenwelt unterwerfen, woraufhin ein fürchterlicher Krieg ausbricht. Die vier greulichen Reiter schwingen sich auf ihre Rösser, und es entsteht ein Tunnel zu den Kerkerdimensionen, und…« Die junge Frau unterbrach sich, und ihr Gesicht war ebenso weiß wie der Schnee.
    »Es ist sicher nicht angenehm, unter einer halben Meile Eis begraben zu werden«, sagte der Dschinn. Er beugte sich vor und griff nach der Lampe.
    »Tut mir leid, Leute«, fuhr er fort. »Ich schätze, es wird Zeit, daß ich meine Vermögenswerte in bare Münze verwandle und mich an einem sicheren Ort in der Sphäre dienstbarer Geister zur Ruhe setze. Bis später. Oder so.« Er verschwand bis zur Taille, fügte ein »Wirklich schade, daß wir auf das gemeinsame Mittagessen am Dienstag verzichten müssen« hinzu und löste sich ganz auf.
    Conina und ihre beiden Begleiter sahen durch das Schneegestöber und blickten mittwärts.
    »Vielleicht liegt es nur an meiner ausschweifenden Phantasie«, brummte Krösus. »Oder hört auch ihr ein dumpfes Knacken und Knirschen?«
    »Sei still«, erwiderte Conina geistesabwesend.
Der Serif klopfte ihr auf die Hand.
»Kopf hoch«, sagte er. »Schließlich ist es nicht das Ende der Welt.« Er dachte eine Zeitlang über diese Bemerkung nach und fügte hinzu: »Entschuldige. Nur so eine Redensart.«
    »Was sollen wir jetzt machen? « jammerte Conina.
Nijel holte tief Luft.
»Ich schlage vor, wir brechen auf und erklären alles.«
Krösus und Conina wandten sich zu dem jungen Mann und musterten ihn mit einem Gesichtsausdruck, der normalerweise für einen Messias oder aber vollkommen übergeschnappte Idioten reserviert sein sollte.
    »Ja«, sagte Nijel und gab sich etwas selbstsicherer. »Wir sollten alles erklären.«
    »Den Eisriesen?« vergewisserte sich Conina.
»Wem sonst?«
    Cohens Tochter räusperte sich. »Habe ich das richtig verstanden? Du bist der Ansicht, wir sollten zu den schrecklichen Eisriesen reiten und ihnen sagen: He, Jungs, es gibt einige Leute, die es gern warm haben und denen es gar nicht gefällt, daß ihr die ganze Scheibenwelt mit dickem Eis überziehen wollt; wie wär’s, wenn ihr eure Absicht noch einmal überdenkt und ein bißchen Rücksicht nehmt?« Sie sah Nijel an. »Möchtest du eine solche Botschaft an sie richten?«
    »Ja«, bestätigte der junge Mann. »Wir könnten uns auf einen solchen Wortlaut einigen.«
Conina und Krösus wechselten einen kurzen Blick. Nijel saß stolz im Sattel, und ein dünnes Lächeln umspielte seine Lippen.
    »Warum willst du unbedingt ein Held sein?« fragte der Serif vorsichtig. »Ich meine, es

Weitere Kostenlose Bücher