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Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Ungewißheit. Füße, Beine, Instinkte und ein außerordentlich gut entwickelter Selbsterhaltungstrieb überlasteten sein Nervensystem so sehr, daß es schließlich aus dem Ring trat und seinen Platz dem Gewissen überließ.
    Das Gewissen zögerte nicht und handelte sofort.
Rincewind sprang in den lodernden Ball und griff nach dem Stab.
    Die Zauberer flohen. Einige von ihnen verwendeten Levitationsmagie, sprangen über die Brüstung und schwebten dem Boden entgegen.
    Damit trafen sie eine weitaus klügere Entscheidung als ihre Kollegen, die es vorzogen, die Treppe zu benutzen, denn dreißig Sekunden später verschwand der Turm.
    Noch immer fielen Schneeflocken und umschmiegten eine schwarze, summende Säule.
    Einige der überlebenden Zauberer wagten es, einen zaghaften Blick nach oben zu werfen, und sie sahen ein kleines, flammendes Objekt, das vom Himmel fiel. Es prallte aufs Kopfsteinpflaster und qualmte dort eine Zeitlang, bevor der Schnee die Glut löschte.
    Nur ein kleiner Haufen blieb zurück.
    Kurze Zeit später wankte eine gedrungene, haarige Gestalt über den Platz, suchte in der weißen Masse und holte einen Gegenstand daraus hervor.
    Der Bibliothekar betrachtete die Reste eines Huts. Ganz offensichtlich war das Leben nicht sehr sanft damit umgesprungen. Ein großer Teil der Krempe fehlte, und grauschwarze Asche erinnerte an die Spitze. Das Objekt hatte einige Buchstaben aus stumpfem Silber verloren, und aus den übrigen ergab sich folgendes Wort: ZAUBR.
    Der Affe drehte sich langsam um, sah nur tanzende Schneeflocken und wogende Schwärze.
    Völlig leer erstreckte sich der verheerte Campus vor ihm. Einige andere Hüte lagen im Schnee, von fliehenden Füßen zertrampelt. Sonst deutete nichts darauf hin, daß sich jemand in der Nähe aufgehalten hatte.
    Die Zauberer verkrochen sich irgendwie und hofften, daß der anklagende Zeigefinger des Verhängnisses nicht ausgerechnet auf sie deutete.
     

    K rieg?«
    »Wasch willscht du?«
Pestilenz griff nach seinem Glas. »Gab es da nich’ eine Aufgabe für uns?« »Wasch?«
    »Wir sollten eigentlich…«, begann Hunger unsicher. »Ich meine, man erwartet von uns, daß wir…«
    »Genau«, bestätigte Krieg.
    »Wenn ich mich recht entsinne…«, Hunger überlegte. »Hatten wir nich’ einen Termin?«
»Stimmt«, bestätigte Pestilenz. »Dieses Ding… Wie hieß es doch gleich…?«
    Sie starrten benommen auf die Theke. Der Wirt war schon vor einer ganzen Weile geflohen, aber glücklicherweise gab es noch immer einige ungeöffnete Flaschen.
    »Okra«, sagte Hunger schließlich. »Ja, das war’s.«
    »Nee.«
    »Das Apos… das Apostroph«, warf Krieg ein.
    Seine beiden Begleiter schüttelten den Kopf, und es folgte längeres Schweigen.
»Was bedeutet ›apokryphisch‹?« fragte Pestilenz und starrte in eine Welt, die aus verwirrenden Worten bestand.
»Wie wär’sch mit Adstringens?« schlug Krieg vor.
    »Nein, ich fürchte, so etwas kommt ebenfalls nich’ in Frage«, erwiderte Hunger düster.
Verlegenheitsstille schloß sich an.
    »Ich schlage vor, wir genehmigen unsch noch’n Schluck«, sagte Krieg und straffte die Schultern.
»Gute Idee.«

    F ünfzig Meilen entfernt und viele hundert Meter über dem Boden gelang es Conina endlich, ihr gestohlenes Pferd unter Kontrolle zu bringen. In einem leichten Trab lenkte sie es durch leere Luft und offenbarte dabei eine unbekümmerte Entschlossenheit, mit der es niemand aufnehmen konnte.
    »Schnee?« fragte sie.
    Seltsame Wolken zogen von der Scheibenweltmitte heran. Sie wirkten sehr dicht und schwer und hätten eigentlich nicht annähernd so schnell sein sollen. Unter ihnen flackerten Blitze und strichen über Berge und Täler.
    Es schien kein normaler Schnee zu sein. Normaler Schnee rieselt mitten in der Nacht herab, kleidet die Landschaft in ein glitzerndes, ätherisch-schönes Gewand. Dieser Schnee hingegen erweckte den Eindruck, als ginge es ihm darum, alles so kalt wie möglich werden zu lassen.
    »Offenbar hat er sich in der Jahreszeit geirrt«, sagte Nijel. Er sah nach unten und schloß sofort die Augen.
    Krösus beobachtete die weißen Flocken mit entzücktem Erstaunen. »So geschieht das also?« fragte er. »Ich habe nur in Geschichten davon gehört und dachte immer, das Zeug wüchse irgendwie aus dem Boden. Wie Pilze.«
    »Mit den Wolken stimmt etwas nicht«, sagte Conina.
    »Hast du was dagegen, wenn wir jetzt landen?« erklang Nijels zittrige Stimme. »Solange wir uns bewegten, empfand ich die Reise als

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