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Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gebaute Bären zu gehören.
    »Ha!« sagte er. »Die Piraten wissen nicht, daß wir einen Zauberer an Bord haben, der in ihren Bäuchen heißes grünes Feuer brennen lassen kann! Ha?«
    Das dunkle Gestrüpp der dichten Augenbrauen geriet in Bewegung, als Rincewind durch nichts zu erkennen gab, magischen Zorn auf die Sklavenjäger zu richten.
    »Ha?« beharrte der Kapitän. Es gelang ihm virtuos, eine einzelne Silbe ebenso ausdrucksvoll zu gestalten wie mehrere Flüche, die selbst einen professionellen Helden beeindrucken mochten.
    »Nun, ja, ich… gürte nur gerade meine Lenden«, entgegnete Rincewind. »Ja, genau. Ich gürte sie. Du möchtest also grünes Feuer?«
    »Und ihre Knochen sollen sich in heißes Blei verwandeln.« Der Kapitän ließ seiner Phantasie freien Lauf. »Und die Haut soll Blasen werfen, und lebende Skorpione sollen durch ihre Schädel krabbeln und die Hirne fressen, und…«
    Das erste Kanu ging längsseits, und zwei Enterhaken kratzten übers Holz. Als die Klatschianer an Bord kamen, drehte sich der Kapitän um, zog sein Schwert, zögerte und sah noch einmal Rincewind an.
    »Gürte dich schnell«, sagte er. »Sonst hast du bald keine Lenden mehr. Ha?«
Rincewind wandte sich an Conina, die an der Reling lehnte und ihre Fingernägel betrachtete.
    »Du solltest dich besser ans Werk machen«, riet sie ihm. »Fünfzigmal grünes Feuer und heißes Blei. Außerdem wurden auch noch Hautblasen und hirnfressende Skorpione erbeten. Gnade steht nicht auf dem Bestellzettel.«
    »Ach, so etwas passiert mir dauernd«, stöhnte Rincewind.
Er blickte übers Geländer und beobachtete das Hauptdeck des Schiffes. Die Angreifer waren weit in der Überzahl und setzten Netze und Seile ein, um die Besatzung der Ozeanwalzer zu fesseln. Schweigend schlugen sie mit Knüppeln und Fäusten zu, vermieden es, Stichwaffen zu benutzen.
    »Sie wollen die Handelsware nicht beschädigen«, sagte Conina. Rincewind riß entsetzt die Augen auf, als der Kapitän überwältigt wurde und brüllte: »Grünes Feuer! Grünes Feuer! Ha!«
    Der Zauberer – diese Bezeichnung wird hier nur verwendet, um eine Wiederholung des Namens zu vermeiden – wich zurück. Seine magischen Fähigkeiten waren eher beschränkt, aber was die Kunst des Überlebens betraf, konnte er bisher einen hundertprozentigen Erfolg vorweisen, und er wollte diese Leistungen nicht ausgerechnet jetzt schmälern. Er brauchte nur schwimmen zu lernen, und dafür blieb ihm Zeit genug: Immerhin dauerte es einige Sekunden, sich über die Reling zu schwingen und ins Wasser zu fallen. Angesichts der besonderen Umstände konnte ein Versuch kaum schaden.
    »Worauf wartest du noch?« fragte er Conina. »Laß uns fliehen, solange die Sklavenjäger beschäftigt sind.«
    »Ich brauche ein Schwert«, erwiderte die junge Frau.
    »Du läßt unsere letzte Chance ungenutzt verstreichen.«
    »Cohens Tochter ergreift nicht einfach die Flucht.«
    »Und was ist mit der Friseuse?«
Als Conina keine Antwort gab, starrte Rincewind auf Truhe herab und gab ihr einen Tritt.
»Komm«, schnaufte er. »Intelligentes Birnbaumholz geht nicht so leicht unter.«
    Truhe streckte betont gleichgültig die Beine, drehte sich langsam und sank neben Conina aufs Deck.
»Verräter«, warf Rincewind den Scharnieren vor.
    Der Kampf schien bereits entschieden zu sein. Fünf Sklavenjäger stiegen die Treppe zum Achterdeck hoch und überließen es ihren Gefährten, weiter unten Ordnung zu schaffen.
    Der Anführer nahm seine Maske ab, sah Conina an und lächelte anzüglich. Dann richtete er seinen Blick auf Rincewind, und das anzügliche Lächeln wuchs in die Breite.
    »Dies ist ein Umhang«, sagte Rincewind hastig. »Und seid auf der Hut: Ich bin ein Zauberer.« Er holte tief Luft. »Wenn ihr mich anrührt, wünsche ich mir sicher, euch nie begegnet zu sein. Gebt acht!«
    »Ein Zauberer?« brummte der Anführer. »Zauberer geben keine guten, starken Sklaven ab.«
    »Damit hast du völlig recht«, bestätigte Rincewind. »Seid also bitte so freundlich, zur Seite zu treten und mich gehenzulassen…«
Der Klatschianer starrte Conina an und winkte einem seiner Männer zu, bevor er mit dem tätowierten Daumen auf Rincewind zeigte.
    »Tötet ihn nicht so schnell. Er…« Der Sklavenjäger zögerte und bedachte Rincewind mit einem zahnintensiven Lächeln. »Vielleicht… Ja. Warum nicht? Kannst du singen, Zauberer?«
    »Vielleicht, kommt ganz darauf an«, erwiderte Rincewind vorsichtig. »Warum?«
    »Möglicherweise bietet

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