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Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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schnell und hob seinen Stab.
    »Laßt euch das eine Lehre sein, Leute«, sagte er. »Niemand fordert einen Zauberer heraus, verstanden? Von jetzt an wird sich hier so allerlei ändern. Ja, was willst du?«
    Die letzten Worte galten Ardrothy, der mit wenig Erfolg versuchte, sich unbemerkt vorbeizuschleichen. Nervös griff er nach seinem Tablett.
    »Ich habe mich nur gefragt, ob Euer Ehrwürden den Wunsch hat, eine dieser köstlichen Pasteten zu erwerben«, stieß er hastig hervor. »Sie sind sehr lecker und haben einen hohen Nähr…«
    »Sieh genau zu, erbärmlicher Verkäufer«, sagte der Zauberer. Er streckte die Hand aus, spreizte die krummen Finger – und schloß sie um eine Pastete.
    Es handelte sich um ein dickes, goldbraunes und glasiertes Prachtexemplar. Ardrothy wußte, daß sie vollständig mit erlesenem, zartem Schweinefleisch gefüllt war und keine Bereiche frischer Luft enthielt, die seine Gewinnspanne darstellten. Jedes Ferkel, das etwas auf sich hielt, wollte einmal zu einer solchen Pastete werden.
    Verzweiflung zitterte in ihm, als er seinen Ruin in Form eines knusprigen Teigs betrachtete.
»Möchtest du einmal abbeißen?« fragte der Zauberer. »Ich kann mir jederzeit weitere besorgen.«
    »Einfach so aus dem Nichts…«, stöhnte Ardrothy.
    Er blickte an der herrlich glänzenden Pastete vorbei und musterte den Zauberer. Das irre Glänzen in den Augen des Magiers wies ihn nur zu deutlich auf eine Katastrophe hin.
    Ardrothy Langstab drehte sich um, und als gebrochener Mann wankte er zum nächsten Stadttor.
    Die Zauberer begnügten sich offenbar nicht damit, lästige Mitbürger zu töten. Sie nahmen ihnen auch die Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

    K altes Wasser spritzte in Rincewinds Gesicht und riß seinen Geist aus einem schrecklichen Traum, in dem hundert maskierte Frauen versuchten, ihm mit Breitschwertern das Haar zu schneiden. Sie bewiesen dabei ein erstaunliches Geschick. Die meisten Männer hätten einen solchen Alptraum sicher auf Kastrationsängste zurückgeführt, aber Rincewinds Unterbewußtsein kannte sich bestens mit der Furcht aus, in kleine Stücke geschnitten zu werden. Daher treffen die üblichen psychologisch-psychiatrischen Erklärungen in diesem Fall nicht zu.
    Er setzte sich auf.
»Ist alles in Ordnung mit dir?« fragte Conina besorgt.
Rincewind blickte sich auf dem Deck um und bemerkte die unübersehbaren Spuren des Kampfes.
    »Nicht unbedingt«, erwiderte er vorsichtig. Es schienen keine schwarzgekleideten Krieger mehr an Bord zu sein, zumindest nicht in der Senkrechten. Was die waagerechte Ausdehnung betraf… Mehrere Besatzungsmitglieder der Ozeanwalzer befanden sich in der Nähe, wahrten jedoch einen respektvollen Abstand zu Conina. Nur der Kapitän stand neben ihr und grinste dumm.
    »Die Piraten sind geflohen«, sagte Conina. »Sie nahmen, was sie kriegen konnten – und verschwanden.«
    »Es sind Mistkerle«, stellte der Kapitän klug fest. »Aber sie paddeln ziemlich flink.« Conina zuckte zusammen, als er ihr auf den Rücken klopfte. »Für ein Fräulein kämpft sie sehr gut«, sagte er und fügte hinzu: »Ja!«
    Rincewind stand unsicher auf. Der Bug des Schiffes zeigte auf einen dunklen Streifen am Horizont, vermutlich die mittwärtige Küste vom Klatsch. Als er sich vergewissert hatte, völlig unverletzt zu sein, gestattete er sich ein zögerndes Lächeln.
    Der Kapitän nickte ihnen fröhlich zu, eilte fort und gab Befehle, bei denen es um Segel, Seile und ähnliche Dinge ging. Conina nahm auf Truhe Platz, die keine Einwände erhob.
    »Er ist uns so dankbar, daß es uns bis nach Al Khali bringen wird«, sagte sie.
    »Ich dachte, die Stadt sei ohnehin unser Reiseziel«, erwiderte Rincewind. »Ich habe gesehen, wie du dich mit dem Kapitän geeinigt und ihn bezahlt hast.«
    »Ja, das stimmt schon. Aber seine Absicht bestand darin, uns zu überwältigen und mich als Sklavin zu verkaufen.«
    »Und was sollte mit mir geschehen?« brachte Rincewind hervor und beantwortete seine Frage selbst. »Oh, ich verstehe. Er sieht ja, daß ich den Umhang eines Zauberers trage. Er würde es nie wagen…«
    »Äh, eigentlich wollte er dich verschenken«, murmelte Conina und zupfte konzentriert an einem Holzspan, der nur in ihrer Phantasie aus Truhes Klappe ragte.
    »Mich verschenken?«
»Ja. In gewisser Weise. Nach dem Motto ›pro verkaufter Konkubine ein Zauberer gratis‹. Äh.«
    »Was haben denn Bienen damit zu tun?«
    Conina maß ihn mit einem langen,

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