Der Zauberstein von Brisingamen
Rhododendronbüsche auf.
«Da sind wir», sagte Gowther und setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm, der über das Wasser ragte. «Es ist ein wenig morastig, aber dafür findet man uns hier auch nicht so leicht, gibt schließlich Leute, die das wildern nennen könnten. Wenn ihr jetzt den Korb aufmacht und mir die Büchse mit den Ködern rüberreicht, können wir uns hinsetzen und es uns bequem machen.»
Nachdem er, um seine Angel auszuwerfen, so weit er konnte auf dem Baum nach vorn gegangen war, setzte Gowther sich mit dem Rücken gegen die Wurzeln und zündete seine Pfeife an. Colin und Susan lagen ausgestreckt auf der runzligen Rinde und starrten ins Wasser.
Innerhalb von zwei Stunden hatten sie drei Barsche zwischen sich liegen, und so sammelten sie ihre Gerätschaften ein und machten sich auf den Weg nach Hause, wo sie noch vor der Dämmerung eintrafen.
Am nächsten Morgen in Alderley ging Susan mit Bess in die Läden, während Colin bei Gowther blieb, um ihm beim Gemüse zu helfen. Mittags trafen sie sich alle zum Essen, und hinterher stiegen sie in den Wagen und begleiteten Gowther auf seiner Runde.
Es war ein heißer Tag, und gegen vier Uhr waren Colin und Susan sehr durstig. Bess schlug daher vor, sie sollten absteigen und sich ein Eis und eine Limonade genehmigen.
«Wir beide müssen noch in die Moss-Gasse», sagte sie,
«werden nicht mehr als ‘ne halbe Stunde brauchen. Ihr bleibt hier und kühlt euch ‘n bisschen ab.»
Das brauchte man den Kindern nicht zweimal zu sagen, und wenig später saßen sie mit ihren Getränken vor sich auf bequemen Korbstühlen im Dorfcafe. Susan spielte müßig mit ihrem Armband und versuchte das Licht einzufangen, damit sie das blaue Innere ihres Tropfens sehen konnte. «Das ist immer schwer hinzukriegen», sagte sie. «Ich weiß nie so genau, wie es richtig ist… ah… Augenblick. Ja… ich hab’s!
Weißt du, das erinnert mich an das Licht in Fundin…»
Sie stockte und blickte Colin sprachlos an. Der starrte mit offenem Mund zurück. Sie beide ließen ihren Blick auf Susans Handgelenk ruhen, an dem so unschuldig der Tropfen glänzte.
«Aber das kann nicht sein!», flüsterte Colin. «Oder etwa doch?»
«Ich… ich weiß nicht. Aber wie?»
Aber wie?
«Nein, natürlich nicht!», sagte Colin. «Der Zauberer hätte ihn erkannt, sobald er ihn gesehen hatte, oder?»
Susan ließ sich in ihren Sessel zurückplumpsen und stieß ihren angehaltenen Atem in einem langen Seufzer aus. Aber eine Sekunde später saß sie kerzengerade und fand vor Aufregung kaum Worte.
«Er konnte es nicht sehen! Ich – ich hatte doch meinen Mantel an! Oh, Colin… !!»
Obwohl er genauso durcheinander war wie seine Schwester, war Colin nicht bereit, einfach mit offenem Mund dazusitzen.
Sie mussten, und zwar schnell, herausfinden, ob Susan an ihrem Handgelenk wirklich Feuerfrost oder nur ein Stück Kristall trug. Sollte es Feuerfrost sein und wäre er von den falschen Leuten erkannt worden, dann würde das auch ihren Zusammenstoß mit den Svarts erklären. Wie der Stein zu Susan gelangt war, blieb eine andere Frage.
«Wir müssen auf der Stelle Cadellin aufsuchen», sagte er.
«Denn wenn das Feuerfrost ist, wird es umso besser für uns alle sein, je eher er ihn bekommt.»
In diesem Augenblick fuhr draußen der Wagen vor und Gowther rief ihnen zu, es sei Zeit, nach Hause zu fahren.
Die Kinder versuchten mühsam ihre Erregung zu verbergen, doch stellte die träge Gangart, in die Prinz auf dem
«Vorderberg», wie er hier genannt wurde, fiel, ihre Geduld auf eine harte Probe.
«Bess», sagte Susan, «bist du sicher, dass du sonst nichts über den Brautstein weißt? Ich will so viel darüber herausbekommen, wie ich kann.»
«Nein, Mädchen, ich hab dir alles erzählt, was ich weiß.
Meine Mutter hatte ihn von ihrer Mutter, und sie hat immer gesagt, auf diese Weise sei er ich weiß nicht wie viele Jahre lang weitergegeben worden. Und ich glaub, es ging da so ‘ne Geschichte um, dass er nie jemand außerhalb der Familie gezeigt werden sollte, weil man Angst hatte, das würde sieben Jahre Pech bringen. Aber meine Mutter gab nicht viel auf Aberglauben und so ‘n Getue.»
«Hast du immer in Alderley gelebt?»
«Meine Güte, ja! Geboren und aufgewachsen bin ich in th’Hough (das sprach sie aus wie «thuff»), aber meine Mutter stammte aus Goostrey, und ich glaub, ihre Familie stammte ursprünglich aus Mobberley.»
«Ach?»
Colin und Susan konnten kaum noch an sich
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