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Der Zauberstein von Brisingamen

Der Zauberstein von Brisingamen

Titel: Der Zauberstein von Brisingamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Garner
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nach uns suchen. Wenn wir den Weg nicht finden, kann es gut sein, dass wir bis zum Einbruch der Nacht im Kreis herumlaufen, falls wir überhaupt so lange in Ruhe gelassen werden. Als Erstes wollen wir mal von diesem Steinbruch wegkommen Es hat ja keinen Sinn, hier zu liegen und den Teufel an die Wand zu malen.»
    Sie standen auf und gingen langsam Hand in Hand in die Richtung, in der der Weg liegen musste.
    Minuten vergingen und Susan wurde immer unruhiger.
    «Colin», sagte sie schließlich, «ich bin sicher, dass ich nicht mehr als ein Dutzend Schritte gelaufen bin, ehe ich hinfiel, und jetzt gehen wir schon gut fünf Minuten. Meinst du, wir sind auf dem richtigen Weg?»
    «Nein, glaub ich nicht. Und ich weiß auch nicht, welcher der richtige Weg ist, wir müssen einfach das Beste hoffen und versuchen, immer genau geradeaus zu gehen; vielleicht kommen wir dann aus diesem Nebel heraus.»
    Doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Entweder hatte der Nebel sich über ein weites Gebiet ausgebreitet oder er bewegte sich mit ihnen, wie die Kinder zu argwöhnen begannen. Sie kamen nur sehr langsam voran; alle paar Schritte blieben sie stehen und lauschten, aber nichts war um sie als das kalte Schweigen des Nebels, und das war genauso zermürbend, wie wenn sie irgendetwas sich hätten bewegen hören. Außerdem war es unmöglich, in irgendeiner Richtung mehr als ein paar Meter weit zu sehen, sodass sie Angst hatten, in einen verborgenen Schacht oder gar den Steinbruch zu fallen, da sie inzwischen jeden Orientierungssinn verloren hatten.
    Der Pfad schien verschwunden zu sein, tatsächlich aber hatten sie ihn vor einigen Minuten überschritten, ohne es zu merken. Als sie sich ihm näherten, hatte der Nebel sich dicht um ihre Fuße gelegt und den Boden verschleiert, bis sie den Pfad hinter sich hatten.
    Nach einer Viertelstunde begannen Colin und Susan heftig zu zittern, da die raue Feuchtigkeit ihnen bis in die Knochen drang. Ab und zu tauchte der Stamm einer Kiefer im Nebel auf, sodass es ihnen war, als gingen sie durch eine Säulenhalle, die keinen Anfang und kein Ende hatte.
    «Wir gehen bestimmt im Kreis, Colin. Wir sollten lieber die Richtung ändern, anstatt zu versuchen, immer genau geradeaus zu gehen.»
    «Das können wir genauso gut versuchen, noch mehr verirren können wir uns gar nicht.»
    Sie konnten ihr Glück nicht fassen: Innerhalb einer halben Minute kamen sie zu einer Eiche und danach zu noch einer.
    Der Nebel war so dicht wie vorher, aber jetzt wussten sie, dass sie sich in eine neue Richtung bewegten, und das war ermutigend.
    «Oh, wenn doch nur Cadellin kommen würde», sagte Susan.
    «Gute Idee! Lass uns um Hilfe rufen. Vielleicht hört er uns.»
    «Aber dann verraten wir, wo wir sind.»
    «Ich glaube nicht, dass das noch was ausmacht. Versuchen wir’s wenigstens.»
    «Na schön.»
    «Eins, zwei, drei: Ca-del-lin! Hilfe! Ca-del-lin!!»
    Es war, als schrien sie in einer Gummizelle, ihre Rufe klangen matt und tonlos unter der grauen Nebeldecke.

    «Das kann nicht weit gedrungen sein», sagte Colin ärgerlich.
    «Noch mal! Eins, zwei, drei: Hilfe! Ca-del-lin! Hilfe!!!»
    «Es hat keinen Sinn», sagte Susan, «er wird uns nie hören.
    Wir müssen selbst hier herausfinden.»
    «Und das werden wir auch schaffen, wenn wir einen Schritt vor den anderen setzen», sagte Colin. «Was immer das hier verursacht haben mag – wenn es uns angreifen wollte, hätte es das längst getan, oder? Nein, es will nur, dass wir vor Angst in einen Abgrund stürzen oder so was Ähnliches. Solange wir langsam weitergehen, sind wir sicher.»
    Dies war zwar ein Irrtum, aber einen anderen Plan hätten sie sowieso nicht gehabt.
    Die nächsten Minuten gingen sie schweigend weiter. Susan konzentrierte sich auf den Boden unmittelbar vor ihnen und Colin achtete wachsam auf jedes Geräusch oder Anzeichen von Gefahr.
    Plötzlich blieb Susan stehen.
    «Nanu, was ist das?»
    Zu ihren Füßen lagen zwei grob behauene Felsblöcke und dahinter waren zu beiden Seiten die schwachen Umrisse von anderen der gleichen Größe zu sehen.
    «Was mag das sein? Die sehen so aus, als ob sie hier absichtlich hingelegt wurden, nicht?»
    «Kümmer dich nicht drum», sagte Colin, «wir dürfen keine Zeit damit verlieren, hier rumzustehen.»
    Sie gingen zwischen den Steinen durch, nur um ein paar Schritte weiter abrupt stehen zu bleiben: Verzweiflung, kalt wie der Ostwind, ergriff ihre Herzen.
    Susans Frage war beantwortet. Sie standen in der Mitte eines Rings

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