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Der Zauberstein von Brisingamen

Der Zauberstein von Brisingamen

Titel: Der Zauberstein von Brisingamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Garner
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stellte den Kessel auf den Ofen, und während er darauf wartete, dass das Wasser kochte, ging er durch alle Zimmer, um zu sehen, ob wenigstens hier alles in Ordnung war. Alles war ruhig; doch als er in Susans Zimmer schaute, fragte ihn eine schläfrige Stimme, wie viel Uhr es sei und warum Scamp so einen Lärm gemacht habe. Gowther sagte, anscheinend habe ein Fuchs den Hennen nachgestellt, aber Scamp habe ihn vertrieben. Bess erzählte er eine ähnliche Geschichte.
    «… Er fing sogar an seinen eigenen Schatten anzubellen, so aufgeregt war er.»
    «Ach? Und was hat dich dann wie ‘n Käse schwitzen lassen?», fragte Bess argwöhnisch.
    «Na ja», sagte Gowther verlegen, «schätze, es ist ‘n bisschen früh am Tag für ‘n Mann in meinem Alter, so viel rumzulaufen. Aber ‘ne Kanne Tee brauen, das kann ich noch –
    äh – ich bring dir einen. Das Wasser kocht!»
    Gowther ging in die Küche. Es war nie leicht, Bess irgendetwas zu verheimlichen, dafür kannte sie ihn zu gut.
    Aber was sollte er ihr sagen? Dass er, ein Mann vom Lande, sich vor einem Geruch und vor einem Nachtvogel erschreckt hatte? Allein bei dem Gedanken errötete er beinah. Als er den Tee gemacht, sich gewaschen und fertig angezogen hatte, war es draußen hell und bald Zeit zum Melken. Die Sonne brach durch die Wolken, und jetzt fühlte Gowther sich schon viel besser.
    Er hatte den Hof halb überquert, da bemerkte er die langen schwarzen Federn, die über die Pflastersteine verstreut umherlagen.

Sechstes Kapitel
    Ein Ring aus Steinen
    Donnerstags gab es auf Highmost Redmanhey immer viel zu tun, denn neben seinen gewöhnlichen Arbeiten musste Gowther sich auf den nächsten Tag vorbereiten, an dem er stets nach Alderley fuhr, um die wöchentlichen Einkäufe zu erledigen und einige alte Freunde und Bekannte zu besuchen, denen er Gemüse und Eier lieferte.
    So wurde ein großer Teil des Donnerstags davon in Anspruch genommen, diese Erzeugnisse für den freitäglichen Verkauf auszuwählen und zu säubern.
    Als dies alles erledigt war, fuhren Colin und Susan mit Gowther zu dem Stellmacher in der nahe gelegenen Gemeinde Mottram St. Andrews, um den Wagen mit einer neuen Speiche versehen zu lassen. Damit waren sie bis zum Tee beschäftigt, und danach fragte Gowther die Kinder, ob sie Lust hätten, mit ihm nach Nether-Alderley zu gehen, um zu sehen, ob sie nicht ihre nächste Mahlzeit im Weiher Radnor-Mere fangen könnten.
    Sie machten sich auf den Weg über die Felder und kamen bald in einen Wald. Das Unterholz war hier dichter als sonst auf dem Edge und voller Brombeersträucher; Susan war froh, dass sie Hosen trug. Überall wuchsen wilde Rhododendronbüsche. Der Wald schien voller Vögel zu sein.
    Sie sangen in den Bäumen, raschelten im Dickicht und schwammen auf den vielen stillen Tümpeln.

    «Mir ist gerade etwas aufgefallen», sagte Colin, «ich fand, auf dem Edge sei irgendwas nicht normal. Und jetzt weiß ich warum: Es sind die…»
    «Vögel», sagte Gowther. «Es gibt dort keine. Jedenfalls nicht der Rede wert. Fliegen – ja; aber Vögel – nein. Soweit ich weiß, war das schon immer so, und ich kann mir gar nicht denken, warum. Man sollte meinen, bei all den Bäumen und so sollte’s dort genauso viele geben wie hier; aber wenn man bedenkt, wie weit die Gegend sich erstreckt, find’ man kaum eine Drossel von Squirrel’s Jump bis Daniel Hill. Es hat schon Zeiten gegeben, da bin ich ‘nen halben Tag da rumgewandert und hab nichts als ‘n Paar Eichelhäher gesehn, und das war noch im Clockhouse-Wald. Nein, das ist schon sehr seltsam, wenn man ‘s sich genau überlegt.»
    Ihr Weg führte sie durch einen Dschungel von Rhododendron einen Pfad entlang, der diesen Namen kaum verdiente. Der Boden war sumpfig und dicht übersät mit totem Holz, und sie mussten sich unter niedrige Äste ducken und über umgestürzte Bäume klettern. Doch Gowther gelang es irgendwie, seine Angel und die Schnur ohne Schwierigkeiten durch dies alles hindurchzutragen, und er schien sogar zu wissen, wo er ging.
    Susan dachte, wie unangenehm es wäre, wenn man sich in einer solchen Gegend schnell fortbewegen müsste.
    «Gowther», sagte sie, «gibt es Minen hier in der Nähe?»
    «Nein, überhaupt keine, wir sind jetzt fast in der Ebene und die Minen sind drüben auf der andren Seite des Bergs, hinter uns. Warum fragst du?»
    «Och, ich dachte nur so.»
    Am Ufer eines Weihers, der etwa achthundert Meter lang und vierhundert Meter breit war, hörten die

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