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Der Zauberstein von Brisingamen

Der Zauberstein von Brisingamen

Titel: Der Zauberstein von Brisingamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Garner
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das Frühstück beendet, da traf ein Lastwagen vom Bahnhof von Alderley mit den Fahrrädern und Koffern der Kinder ein, und Colin und Susan machten sich sogleich daran, ihre Habseligkeiten auszupacken.
    «Was hältst du von dem, was vorige Nacht passiert ist?», fragte Susan, als sie allein waren. «Es scheint ganz unmöglich zu sein, oder?»
    «Darüber hab ich schon im Bett nachgedacht. Aber wir können uns das nicht beide eingebildet haben. Der Zauberer ist doch in Schwierigkeiten, oder etwa nicht? Ich würd nicht gern die ganze Zeit so allein leben und irgendwas vor Leuten wie diesen Svarts bewachen.»
    «Bedenke, er sagte, noch Schlimmeres als die Svarts! Ich hätte nicht gedacht, dass es noch Schlimmeres als diese feuchten Hände und hervorquellenden Augen geben könnte, und wie ihre platten Füße im Schlamm rumgepatscht sind!
    Wenn das stimmt, bin ich froh, dass ich nicht der Zauberer bin!»
    Über ihre Verfolgung und Errettung sprachen sie nicht. Die Erinnerung daran war noch zu frisch, als dass sie ohne zu zittern und ohne ein flaues Gefühl daran denken konnten. Sie redeten daher hauptsächlich über den Zauberer und seine Geschichte, und es war schon spät am Nachmittag, als sie mit dem Auspacken fertig waren und alles verstaut hatten.
    Colin und Susan gingen hinunter zum Tee. Gowther saß bereits am Tisch und sprach mit Bess.
    «Und nach dem Mittagessen war’n da auch so ‘n paar komische Sachen. Als Erstes geh ich in die Scheune, um Säcke zu holen, und Himmel, wenn da nicht alles voller Eulen war!
    Ich hab fast zwei Dutzend gezählt, wie sie da unter’n Dachsparren dösten – waren übrigens ziemlich große. Die denken wohl, wir hätten hier ‘ne Mäuseplage oder so was. Ich hab so was noch nicht erlebt. Und dann, ungefähr eine Stunde später, kommt in Front Bagoley so ‘n Bursche auf mich zu und fragt, ob ich ihm Arbeit geben kann. Wie er aussah, gefiel mir ganz und gar nicht. Er war ‘n Zwerg, hatte lange schwarze Haare und ‘n Bart und ‘ne Haut wie altes Leder. Sprach auch nicht so, als käm er hier aus der Gegend – der war am ehesten
    ‘n Südländer, hatt ich das Gefühl. Und seine Kleider sahen aus wie geliehen und als ob er drin geschlafen hätte. Und als ich ihm sagte, ich brauch niemanden, guckt er ziemlich gereizt und fängt an, mir von seinem Unglück zu erzählen und ich solle ihm ‘ne Chance geben, aber ich hab ihm stattdessen ‘n Marschbefehl gegeben. Ärger hat er nicht gemacht, macht einfach kehrtum, stolziert los und sagt, ich könnt’s schon bald bereuen, ihn so behandelt zu haben. Der schien ganz schön in Rage zu sein! Wie auch immer, ist wohl das Beste, wenn Scamp für alle Fälle in ‘n nächsten Nächten im Hühnerstall Wache hält.»
    Der Zauberer hatte Colin und Susan geraten, ihre Fenster geschlossen zu halten, ganz gleich, wie warm und stickig es in ihren Schlafzimmern werden sollte. Das kältere Wetter war ihnen daher nicht unwillkommen, und in der folgenden Nacht schliefen sie tief und fest.
    Gowther nicht. Um drei Uhr nachts wurde er von Scamps wütendem Bellen geweckt. Es war der für Eindringlinge vorbehaltene Alarm, ein hoher, anhaltender Laut, nicht die schroffen Ausbrüche, mit denen er sonst anderen Hunden, Vögeln oder dem Wind antwortete. Gowther stieg in seine Kleider, ergriff Gewehr und Laterne, die er schon bereitgestellt hatte, und eilte zur Tür.
    «Wusst ich’s doch! Wusst ich’s doch! Das kleine Ekel ist hinter meinen Hühnern her. Na, dem werd ich Hühner geben!»
    «Pass auf dich auf, Mann», sagte Bess. «Du bist größer als er und da hat er ‘ne umso größere Zielscheibe.»
    «Mir wird nichts geschehen, aber ihm», sagte Gowther, polterte die Treppe hinunter und lief auf den Hof hinaus.
    Dicke Wolken verhüllten den Mond, kaum ein Lüftchen regte sich. Zu hören war nichts als das rasende Gebell des Hundes und das Geflatter aufgescheuchter, aus dem Schlaf geschreckter Hühner.
    Gowther leuchtete mit seiner Laterne in den Stall. Das Drahtnetz war unbeschädigt, das Tor verschlossen. Im Zentrum des Lichtkegels stand Scamp. Seine Nackenhaare sträubten sich, ja, sämtliche Haare entlang seines Rückgrats schienen ihm zu Berge zu stehen; er hatte die Ohren flach angelegt, und seine Augen leuchteten gelb im Licht. Er bellte und knurrte, manchmal schrie er fast, und seine Hinterläufe scharrten mit steifen, krampfhaften Bewegungen im Boden.
    Gowther öffnete das Tor.

    «Wo ist er, Junge? Los, fass ihn!»
    Scamp kam zögernd aus dem

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