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Der Zauberstein von Brisingamen

Der Zauberstein von Brisingamen

Titel: Der Zauberstein von Brisingamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Garner
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was sollen wir jetzt tun?»
    «Ich weiß nicht.»
    «Schaffen wir’s vorm Dunkelwerden bis zum Bauernhof?», fragte Colin.
    «Das ist ein guter Plan!» Fenodyree klatschte in die Hände.
    «Mit etwas Glück wird die Morthsippe nichts von eurer Beteiligung hierbei erfahren, bis die Svart-Alfars da sind, und vielleicht kommen sie zu spät, wenn sie uns noch immer in der Westmine suchen. Zum Hof dürften wir’s schaffen, aber ob er uns die Nacht über Schutz bieten wird, kann ich nicht sicher sagen.»
    «Und was ist mit dem Stein?», fragte Durathror.

    «Wir müssen Cadellin finden», sagte Fenodyree. «In seinen Händen wird er sicher sein, und er kann seine Macht zu unserm Schutz wirksam werden lassen.»
    «Nun, dann gib mir den Stein! Er soll ihn bekommen, noch bevor ihr den Hof erreicht!»
    «Siehst du die da?», fragte Fenodyree und wies auf die Felder.
    «Ich sehe sie, aber was ist mit ihnen? Das sind Krähen, die sich täglich dort zu dieser Stunde vor dem Heimflug sammeln, und meist in größerer Anzahl als die, die da herumfliegen.»
    «Hast du nicht gehört, wie der Stromkarl gesagt hat, dass heute keine Vögel fliegen? Das sind keine Krähen: Du würdest im Handumdrehn in Stücke gerissen werden. Sie wissen so gut wie ich, wo Cadellin ist und dass wir zu ihm müssen.»
    «Und wie sollen wir es dann anstellen?»
    «Wir müssen zu Fuß und heimlich gehen und ihn in den Bergen suchen.»
    Colin sah auf die wellenförmige Silhouette der Penninischen Bergkette, aus der die ersten Schatten der Nacht hervorkrochen.
    «Aber wie sollen wir ihn da oben finden und wie können wir gehen, ohne gesehen zu werden? Das ist doch fast alles freies Sumpfland.»
    «Wir gehen bei Tag, wenn ihre Augen am schwächsten sind; und wenn wir uns in freiem Gelände bewegen, haben wir eine größere Chance, die Morthsippe schon von weitem zu erkennen. Was Cadellin betrifft, so werde ich ihn in der Morgendämmerung des vierten Tags von heute an dort droben auf dem Gipfel von Shuttlingslow treffen. Es besteht wenig Hoffnung, ihn früher zu finden. Unsere Hauptaufgabe wird es sein, der Morthsippe bis dahin aus dem Weg zu gehen.»
    Sie steuerten mit größter Eile auf den Hof zu und hielten sich dabei, wo immer es möglich war, in Deckung, auch wenn die Straßen um diese Tageszeit fast gänzlich unbelebt waren. Nur heimradelnde Landarbeiter störten gelegentlich ihren Marsch, da die Zwerge darauf bestanden, sich vor jedem Lebewesen zu verstecken. «Die Morthsippe kommt in vielen Masken daher», sagte Durathror.
    Als schon die ersten Sterne schienen, kamen sie über die Riddings. Sie sahen Gowthers schwerfällige Gestalt mit Scamp auf den Fersen die Runde zu den Kuh- und Pferdeställen machen, um sie für die Nacht zu verschließen. Die vereinzelten, isolierten Geräusche der Dämmerung, das Klirren einer Kette, das Klappern einer Tür, der Klang von Stiefeln auf Kopfsteinpflaster hallten weit in der Abendluft.
    Gowther ging gerade zum Haus hinüber, als die müde Schar den Hof betrat.
    «Hallo!», sagte er und musterte sie von Kopf bis Fuß. «Was ist denn mit euch passiert? Ihr seht ja aus, als wärt ihr in jeder Kalkgrube von hier bis Wornish Nook gewesen! He, und wo sind eure Räder?»
    «Das ist eine lange Geschichte, Bauer Mossock», sagte Fenodyree, «aber ich hätte gern ein Dach überm Kopf, um sie dir zu erzählen.»
    «Was?», sagte Gowther. Er sah den Zwerg scharf an. «He, Moment mal: Dich kenn ich! Du bist doch der Bursche, der mich vor’n paar Monaten bedroht hat, was? Na, mit dir hab ich einige Hühnchen zu rupfen; und dann möchte ich wissen, welchen Unfug du mit den Kindern angestellt hast!»
    Drohend stand er über dem Zwerg und machte Anstalten ihn zu ergreifen, aber wie der Blitz zuckte Witwenmacher aus der Scheide und die Spitze der breiten Klinge zeigte auf Gowthers mächtigen Brustkasten.
    «Der bin ich! Und deine Worte an jenem Tag haben eine Menge Ärger heraufbeschworen, aber ich habe ihn nicht verursacht. Ich will dir nichts Böses, Bauer Mossock, und ich flehe dich um Hilfe an; aber mit jeder Sekunde, die wir hier draußen, wachsamen Augen ausgesetzt, verbringen, erhöht sich unsere Gefahr. Wir sollten unsere Auseinandersetzung lieber hinter verschlossenen Türen fortsetzen.»
    «Du musst ihm vertrauen, Gowther!»
    «Ja, du musst!», rief Susan. «Er hat uns heute mehr als einmal das Leben gerettet!»
    «Und es ist gefährlich, hier draußen zu sein!»
    «Du wirst es verstehen, wenn wir es dir

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