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Der Zauberstein von Brisingamen

Der Zauberstein von Brisingamen

Titel: Der Zauberstein von Brisingamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Garner
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mach ich mich mal gleich ganz flink ans Melken. In ‘ner halben Stunde wird Dick Thornicroft mit seinem Wagen hier sein.»
    «Oh, ach ja! Ah… tja, tu das man lieber.»
    Gowther spürte Sams unausgesprochene Kritik, doch fiel ihm keine Erklärung ein, die er ihm hätte geben können.
    Gewöhnlich lösten sie sich mit dem Melken ab: Gowther molk am Morgen, Sam am Abend. Die Kühe hätten schon vor einer Stunde gemolken werden müssen, aber Fenodyree hatte nicht gewollt, dass Gowther, solange es noch dunkel war, einen Fuß über die Schwelle setzte.
    «Ah… Sam, wenn Dick kommt, bevor du fertig bist, bitte ihn vorbeizukommen, wenn er bei Barber gewesen ist.»
    «Ist gut, Meister Mossock.»
    «Und Sam!»
    «Ja?»

    «Wenn du mit dem Melken fertig bist, möchte ich, dass du Bess mit dem Wagen zu ihrer Schwester nach Big Tidnock bringst. Sie wird dort bleiben, bis wir zurück sind. Der Hund kommt auch mit.»
    «Oh, geht klar, Meister Mossock.»
    Sam Harlbutt war so unerschütterlich, wie es nur ein Mann aus Cheshire sein konnte.
    Sie warteten, bis Sam sich ans Melken gemacht hatte, dann schlüpften sie leise auf die Straße hinaus.
    «Wo lang?», fragte Gowther.
    «Erst mal bleiben wir auf der Straße, bis wir um diesen Hügel herum sind», sagte Durathror. «Dort bekommen wir womöglich etwas sehr Interessantes zu sehen.»
    Die Straße führte am Eingang des Steinbruchs hinter den Riddings vorbei, und Gowther war ziemlich verblüfft, als Durathror vorschlug, sie sollten ihre Reise damit beginnen, da drinnen ein wenig herumzuklettern.
    «Das is’ doch bloß ‘n altes Sandloch. Da komm’ wir nicht weit, wenn wir hier rumlaufen!»
    «Es wird nicht lange dauern», sagte der Zwerg. «Ich will nur… aha! Dacht ich’s mir! Heute Nacht waren Svarts hier, aber sonst wohl niemand. Folgt mir nun auf den Gipfel.»
    Er lief dahin und dorthin über die Riddings wie ein Jagdhund, der eine Witterung aufnehmen will. «Und hier war auch niemand Schlimmeres als die Morthsippe. Das ist gut. Aber das dort hinten gefällt mir nicht. Vetter Fenodyree, was hältst du von diesen Wolken da im Norden? Wie kommt es, dass sie sich nicht verändert haben, seit ich sie im Mondlicht gesehen habe? Der Wind hätte sie schon längst zu uns treiben müssen.»
    «Hm», sagte der Zwerg. «Fimbulwinter?»
    «Tja. Sie wollen auf Nummer sicher gehen. Zuerst treiben sie uns mit der Androhung der Maras aus dem Haus. Da dürfen wir nicht warten. Dann beobachten sie uns den Tag über, und wenn wir an einen einsamen Ort geraten, schließen sie uns bis zum Einbruch der Nacht mit dem Fimbulwinter ein und können uns nach Belieben fangen.»
    «Halt mal», sagte Gowther, «was soll das mit diesem Fimbulwinter? Ihr habt uns noch nicht gesagt…»
    «Ich weiß», unterbrach ihn Fenodyree. «Aber manches bleibt besser ungesagt. Wir werden noch Zeit genug haben, uns vor den Maras zu fürchten, wenn wir sie erst einmal sehen. Und ich hoffe, das bleibt uns erspart. Vorläufig seid ihr besser dran, wenn ihr nichts wisst.»
    «Das beruhigt mich wirklich sehr, muss ich sagen!»
    Fenodyree lächelte und verneigte sich höflich.
    «Du kannst ein hochnäsiger kleiner Bursche sein, wenn du willst, nicht?», sagte Gowther gereizt. Er war ein aufrichtiger, offener Mensch, der alles klar und deutlich benannt haben wollte. Unklarheit oder Unsicherheit konnte er nicht ausstehen: Und das tief sitzende Misstrauen des Landmannes Fremden gegenüber hatte er noch nicht ganz überwunden – und dann noch gegenüber solchen Fremden!
    «Ich möchte nicht beleidigend werden», sagte der Zwerg.
    «Aber ich muss euch bitten, euch bei diesem Wagnis auf unser Urteil zu verlassen. Ihr seid jetzt in unserer Welt, und ohne uns werdet ihr die eure nie wieder sehen, auch wenn sie von hier nur einen Katzensprung entfernt zu sein scheint.»
    Gowther blickte auf Highmost Redmanhey hinab, dann wieder auf den Zwerg. Es folgte ein langes Schweigen.
    «Gut, ich hab was Falsches gesagt. Du hast Recht, und ich hab Unrecht. Tut mir Leid.»
    «Macht nichts», sagte Fenodyree.
    «Oh, seht mal!», rief Colin, bemüht das Thema zu wechseln.
    «Wir sind nicht die Einzigen, die so früh heut Morgen draußen sind. Da sind zwei Wanderer dort unten bei Mr. Carter. Seht ihr die?»

    Unten an der Straße lehnten ein Mann und eine Frau, beide mit Rucksack und in Anoraks, Skihosen und schweren Stiefeln, an einem Zauntor, anscheinend ganz in eine Landkarte vertieft.
    «Hinter uns auf dem Clinton sind noch zwei», sagte

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