Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zauberstein von Brisingamen

Der Zauberstein von Brisingamen

Titel: Der Zauberstein von Brisingamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Garner
Vom Netzwerk:
noch das unregelmäßige Brummen des Verkehrs auf der Straße zu hören.
    «Wohin sollen wir uns jetzt wenden?», fragte Durathror.
    «Das ist mir ein bisschen zu ungeschützt hier», sagte Gowther. «Und wenn wir weitergehen, kommen wir nach Monk’s Heath, das ist noch schlimmer. Aber wartet mal ‘nen Augenblick, wollen uns mal umsehn. Ist schon ‘ne Weile her, seit ich hier gewesen bin. Wenn die Vögel doch bloß mal Ruhe geben würden!» Er sah aufmerksam über das Land vor ihnen.
    «Wäre besser, wenn wir zu diesen Bäumen da an der Mauer kommen könnten, ja, das wär der beste Weg. Seht nur, sie führen direkt am Wall entlang und dann bis zu Dumvilles Schonung; das bringt uns am Rand von Monk’s Heath vorbei zum Bag, dem Bach da. Von dort können wir vielleicht –
    vielleicht – zum Wildgehege im Marlheath bei Capesthorne rüberflitzen. Diese nächsten zweihundert Meter, das wird der schwerste Brocken sein. Aber wenn wir die Vögel im Auge behalten, können wir vielleicht eine Gelegenheit nutzen und uns was verstecken, bis wir dort sind.»
    Und genau das taten sie dann auch. Sie warteten einen Moment ab, in dem der Himmel frei war, und flitzten dann wie Ameisen auf die Straße zu, indem sie mit einer Geschwindigkeit, die Gowther nicht für möglich gehalten hatte, von Baum zu Baum huschten. Seit dreißig Jahren war er nicht mehr so gerannt. Aber sie erreichten den Waldstreifen, bevor der nächste Spähtrupp vorüberflog.

    Die Baumreihen verliefen fast rechtwinklig zur Straße und bildeten weiter hinten das, was Gowther Dumvilles Schonung genannt hatte. Diese war größtenteils sehr schmal, an manchen Stellen kaum ein paar Meter breit, doch bot sie gegen Beobachtung aus der Luft prächtige Deckung. Nach achthundert Metern führte das Waldstück nach rechts und verlief wieder in südlicher Richtung. Dann zog es sich über den Hang eines niedrigen Hügels, von dem aus man einen guten Überblick über die Umgebung hatte.
    «Jedenfalls ist es hier schön waldig», sagte Susan.
    «Es wird dir aber auf dem größten Teil der Reise eher kahl vorkommen», lachte Fenodyree. «Früher war’s ganz anders.
    Da wäre unsere Aufgabe leichter gewesen. Damals hat’s noch richtige Wälder gegeben.»
    «Möcht wissen, wer das da ist auf Sodger’s Hump», sagte Gowther.
    Sie schauten alle hinüber. Knapp zwei Kilometer entfernt, hinter der Kreuzung von Monk’s Heath, erhob sich ein grasbewachsener Hügel. Er glich einem kleineren Shuttlingslow – oder einem Grabhügel. Und er wirkte genauso mysteriös; was ausgerechnet ihn von seiner Umgebung unterschied, war allenfalls spürbar: Er wusste mehr als die Felder, in denen er verwurzelt war. Diese beklemmende Wirkung wurde noch durch eine Anzahl Waldkiefern, die den Gipfel krönten, gesteigert. Sie neigten sich einander zu, als ob sie Geheimnisse austauschten. Und zwischen den Bäumen war der Umriss eines Reiters zu erkennen. Auf diese Entfernung waren nur wenige Einzelheiten zu sehen, aber die Kinder meinten, er trüge vermutlich einen Mantel und vielleicht einen Hut. Er saß völlig regungslos da.
    «Ich… kann nicht sagen, wer das ist», gab Durathror nach einem lang andauernden Blick zu. «Er hat so etwas an sich, das in meiner Erinnerung eine Saite zum Klingen bringt. Was meinst du, Vetter?»
    Fenodyree schüttelte den Kopf.
    «Es könnte jemand sein, den ich kenne, oder auch nicht. Es wäre merkwürdig, ihn hier zu finden. Höchstwahrscheinlich ist es ein Dämon, der die Straße bewacht.»
    Aber die Zwerge blieben danach eine ganze Zeit lang nachdenklich für sich und fielen ein Stück zurück.
    An der Böschung zur Straße nach Macclesfield, dort, wo sie den Bag kreuzte, wurden die Bäume weniger. Fenodyree war gut zehn Minuten voll und ganz damit beschäftigt, die anderen über die Straße und unter den Brückenbogen zu bringen, wobei er wie ein Hirte auf Vögel und Verkehr gleichermaßen Acht zu geben hatte. Nachdem dies geschafft war, steckten die Zwerge zum ersten Mal seit dem Verschwinden von Harry Wardle ihre Schwerter weg.
    «Ich beginne Hoffnung für unser Kommando zu schöpfen», sagte Fenodyree trocken. «Radnor haben wir gut hinter uns gebracht, und ich denke, die Morthsippe hat unsere Spur verloren.»
    «Nun ja, aber ich will nicht hoffen, dass wir den ganzen Tag hier unter der Brücke bleiben und uns auf die Schulter klopfen werden», sagte Gowther. «Möcht meinen, dieser Matsch riecht nicht gerade frisch, was?»
    «Wir gehen sofort weiter!», sagte

Weitere Kostenlose Bücher