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Der Zauberstein von Brisingamen

Der Zauberstein von Brisingamen

Titel: Der Zauberstein von Brisingamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Garner
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hier Platz, unsere Schwerter zu ziehen. Wenn wir das schaffen, können wir uns einen bequemeren Weg zum Pfad bahnen.»
    Mit einiger Mühe ließen sich Dyrnwyn und Witwenmacher aus ihren Scheiden ziehen, und rücklings über dem Wasser lehnend verschafften sich die Zwerge Raum für die ersten, schwierigsten Streiche. Danach war das Fortkommen, gemessen an den vorigen Gegebenheiten, wesentlich einfacher.
    Das tote Gehölz und die blattbewehrten Tentakel fielen der Schärfe der Schwerter zum Opfer; nur noch die dickeren Äste blieben zu überwinden. Die waren aber nun kein so großes Hindernis mehr wie zuvor, als sie noch von dem alles erstickenden kleineren Gezweig unterstützt wurden. Die wahre Gefahr bestand aber darin, dass die Zwerge einen Weg bahnten, der aus der Luft erkennbar sein musste.
    «Und jetzt müssen wir laufen», sagte Fenodyree, als sie erhitzt, müde und von hundert Stichen und Kratzern gepeinigt auf den Pfad taumelten. «Denn die Morthsippe weiß nun, wo wir sind.»
    Erst als sie eine große Strecke dichten Waldes hinter sich gebracht hatten, genehmigte Fenodyree ihnen ein paar Minuten zum Ausruhen.
    «Gehen wir eigentlich in eine bestimmte Richtung?», fragte Colin.
    «Im Augenblick nicht», sagte Fenodyree. «Aber mir schwebt da ein Ort vor, der unsere Rettung sein könnte – wenn wir ihn erreichen können. Ich werde aber nicht davon sprechen, solange die Gefahr besteht, dass versteckte Ohren uns belauschen.»
    «Vetter», sagte Durathror, «hörst du das?»
    Sie schwiegen und lauschten angespannt.
    «Ja, das ist eine Axt.»
    Sie konnten es jetzt alle hören – den hellen, rhythmischen Klang von Stahl auf Holz.
    Gowther entspannte sich. «Ich weiß, wer das ist», sagte er.
    «Wird Harry Wardle von der Parkvilla sein. Der’s in Ordnung.
    Den kenn ich schon, seit wir Kinder waren. Wenn hier heute irgendwer in dieser Gegend des Walds gewesen ist, wird er’n höchstwahrscheinlich gesehen haben. Können ihn ja fragen.»
    «Hm», sagte Durathror. «Ich möchte jetzt lieber keinem Menschen begegnen. Vertraue niemandem!»
    «Aber Harry und ich sind zusammen zur Schule gegangen. Er ist ein guter Bursche.»
    «Er kann ganz so sein, wie du denkst», sagte Fenodyree.
    «Und wenn er das ist, könnte er uns nützlich sein. Sprich mit ihm. Durathror und ich werden aufpassen. Wenn er von der Morthsippe ist, wird er keinen Alarm schlagen können.»
    Am Rand einer Lichtung blieben sie stehen. Ein hagerer, knochiger Mann in mittleren Jahren mit kurz gestutztem stahlgrauem Haar stand mit dem Rücken zu ihnen und schwang eine langstielige Axt.
    «Tag, Harry», sagte Gowther.
    Harry Wardle drehte sich lächelnd um.
    «Hallo, Gowther! Was bringt dich denn hierher?»
    «Och, ich mach bloß ‘n kleinen Ausflug mit Colin und Susan hier.»
    «Jaja, ihr Bauern! Ich wünschte, ich könnt mir auch freinehmen, wenn ich Lust dazu hätte! Wie geht’s denn heuer so aufm Hof?»
    «Für die Jahreszeit so mittelprächtig, tja.»
    «Und Bess?»
    «Der geht’s prima, danke. Viel zu tun heute, Harry?»
    «Ziemlich. Muss vorm Mittagessen noch ‘n paar Bäume fällen. Aber wenn ich mit dem hier fertig bin, werd ich erst mal
    ‘n kleinen Imbiss nehmen. Wülste auch was ab?» Er nickte zu der Flasche und den Butterbroten rüber, die auf einem Baumstumpf lagen.
    «Nein, danke, Harry, wir müssen weiter.»
    «Wie du willst. Habt ihr’s weit?»
    «Weiß noch nicht. So weit, wie wir Lust haben, nehm ich an.
    Viel Leute unterwegs heute, Harry?»
    «Keine Seele, bis du gekommen bist.»
    «Na, wenn einer auftaucht, hast du uns nicht gesehen, klar?»
    Ein verhaltenes Grinsen breitete sich über Harry Wardles Gesicht.
    «Hab dich nie im Leben gesehn, Gowther. Was’s denn los?
    Bist du hinter’n Fasanen her? Wenn das nämlich so ist, sieh dich mal bei Painter’s Eye um, aber erzähl bloß keinem, ich hätt dir den Tipp gegeben.»
    Gowther blinzelte verschwörerisch.
    «Mach’s gut, Harry.»
    «Mach’s gut, Kumpel.»

    Sie winkten, als sie ihn verließen, und gleich darauf klang wieder das Geräusch der Axt hinter ihnen durch die Bäume.
    «Nun?», sagte Gowther. «Was hab ich gesagt?»
    «Er ist kein Dämon», sagte Fenodyree, «aber er hat so etwas an sich, dem ich nicht traue. Es wäre klüger gewesen, an ihm vorbeizugehen.»
    «Pscht!», sagte Durathror. «Horcht!»
    «Ich hör überhaupt nichts», sagte Colin.
    «Ich auch nicht», sagte Gowther.
    «Aber ihr solltet etwas hören!», rief Fenodyree. «Warum ist die Axt deines

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